Grüne starten Offensive für neue Bäume

Der Baumschwund in Hamburg ist ungebremst. GrüneKerstanBillRotbucheRathausDie Grünen fordern die Nachpflanzung von gefällten Straßenbäumen und eine ausreichende Finanzierung der Baumpflege für die Bezirke. Sondermittel, wie der Senat sie auf grüne Initiative hin bereitgestellt hat, sind ein Anfang, sie bringen aber nicht die notwendige Trendwende. Mit einer Fotoaktion unter dem Motto „Nachpflanzen statt Abholzen“ haben die Grünen auf dem Rathausmarkt ein Zeichen gesetzt für den Schutz von Hamburgs grüner Infrastruktur.

 

Die Hamburger Baum-Bilanz ist düster: In der Summe verliert Hamburg etwa 6.000 Bäume pro Jahr. Allein bei den Straßenbäumen standen im Jahr 2013 2.354 Fällungen nur 949 Nachpflanzungen gegenüber, es bleibt eine Lücke von 1.405 Bäumen. Deshalb hatten die Grünen im Juni 2014 beantragt, diesen Schwund mit Sonderinvestitionsmitteln kurzfristig zu stoppen und 1400 neue Bäume zu pflanzen. Die SPD lehnte die Idee erst ab, verkündete sie dann aber kurz darauf – leicht abgespeckt – als eigenen Plan. Allerdings ist der Schwund durch die Einmal-Maßnahme nicht dauerhaft gestoppt.

Jens Kerstan, Fraktionsvorsitzender und Spitzenkandidat zur Bürgerschaftswahl, erklärt: „Lebensqualität kommt nicht aus dem Betonmischer. Das wissen die Hamburgerinnen und Hamburgern, denen ihre Bäume am Herzen liegen. Die SPD und ihre Umweltsenatorin Blankau haben es noch nicht verstanden. Wir freuen uns zwar, dass sie eine grüne Idee abgekupfert und Sonderinvestitionsmittel für Straßenbäume bereitgestellt haben. Aber eine einmalige Finanzspritze bringt keine Trendwende beim Baumschwund. Hamburgs Bäume brauchen eine langfristige Perspektive über den Wahltermin hinaus.“

Martin Bill, umweltpolitischer Sprecher der Grünen Bürgerschaftsfraktion, erklärt: „Bäume sorgen für gutes Klima und für bessere Luft in der Stadt. Es dauert Jahrzehnte, bis ein Baum seine ökologischen Funktionen – und seine Pracht – voll entfaltet. Die Pflege von Hamburgs grüner Infrastruktur sollte uns genauso wichtig sein wie die Erhaltung von Schienen, Straßen und Radwegen. Wir wollen, dass jeder gefällte Straßenbaum nachgepflanzt wird. Dafür brauchen die Bezirke ausreichend Geld. Außerdem muss die Stadt durch die Veröffentlichung des Baumkatasters im Internet endlich transparent machen, wo, wann und warum ein Baum gefällt wird.“

Hintergrund

· Straßenbäume gehören zur städtischen Infrastruktur, denn sie übernehmen wichtige Funktionen für Klima, Luftreinhaltung, Erholung und Stadtbild. Wie die anderen Infrastrukturen der Stadt muss auch die grüne Infrastruktur gepflegt, erneuert und weiterentwickelt werden. Die dauernde Unterfinanzierung des Grünbereichs hat dazu geführt, dass durch Baumverluste entstandene Lücken nicht wieder geschlossen wurden. Hamburgs grüne Infrastruktur ist an vielen Stellen geschädigt und insgesamt in ihrer Qualität beeinträchtigt.

· Auch wenn die SPD die Idee der GRÜNEN aufgenommen und Sonderinvestitionsmittel für Bäume bereitgestellt hat, steht es mit der langfristigen Finanzierung der Baumpflege und Nachpflanzung schlecht. In den Bezirken Altona, Harburg, Nord und Wandsbek gibt es weniger Geld, in Bergedorf bleiben die Mittel in etwa gleich, nur in Mitte und Eimsbüttel gibt es signifikante Steigerungen gegenüber dem Vorjahr, wie eine Anfrage (Drs. 20/14195) der Grünen ergab.

· Die Zahlen für die Baumverluste im Jahr 2013 gehen aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der Grünen (Drs. 20/11402) hervor. 949 Nachpflanzungen bei 2.354 Fällungen entsprechen einer Quote von nur 40 Prozent. Die Grünen hatten daraufhin den Antrag (Drs. 20/12145) gestellt, den Bezirken insgesamt 1,4 Millionen Euro aus dem Sonderinvestitionsprogramm „Hamburg 2010“ (SIP) zur Verfügung zu stellen, um die Lücke von 1.405 Bäumen zu schließen. Die SPD hat zwar den Oppositionsantrag abgelehnt, die Idee aber in einem eigenen Zusatzantrag (Drs. 20/12329) adaptiert; der Senat hat schließlich den Bezirken 1,3 Millionen Euro für Nachpflanzungen zur Verfügung gestellt.

· Die vom SPD-Senat im Jahr 2011 aufwendig inszenierte Aktion „Mein Baum – meine Stadt“ hatte viele Bürgerinnen und Bürger motiviert, für Hamburgs Bäume zu spenden, aber ebenfalls keine Trendwende beim Baumschwund gebracht. Eine Anfrage der Grünen (Drs. 20/2495) hatte im November 2011 ergeben, dass 45 Prozent des Spendenvolumens für die PR-Inszenierung des Senats verwendet wurden.

· Hamburgs Straßenbäume sind im elektronischen Baumkataster erfasst. Bereits 2012 brachte die grüne Fraktion einen Antrag (Drs. 20/3753) zur Entwicklung einer Online-Plattform ein, auf der Bürgerinnen und Bürger nachvollziehen können, wie es um die Bäume in ihrer Nachbarschaft steht.
Foto: Martin Bill und Jens Kerstan vor dem Rathaus (c) GRÜNE
Pressemitteilung GRÜNE Bürgerschaftsfraktion

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