Grünes Gas für eine städtische Energiewende

Vor dem Hintergrund der 175-Jahr-Feier von Gasnetz Hamburg präsentierten Jens Kerstan, Senator für Umwelt und Energie, und der Geschäftsführer der Gasnetz Hamburg GmbH, Udo Bottlaender, wie grünes Gas, also aus Wind und biologisch produzierte Energie, fossiles Gas in Zukunft nach und nach ablösen soll.

 

Jens Kerstan, Umweltsenator und Aufsichtsratschef der Gasnetz GmbH: „Wirklich spannend und entscheidend wird die Frage, wie wir den Anteil an grünem und erneuerbarem Gas schnell steigern können und welche Rolle Wasserstoff dabei spielen soll. Daran arbeiten wir, denn hier liegt ein großes Potenzial, beispielsweise auch für die Schwerindustrie. Besonders Hamburg und Norddeutschland sind eine prädestinierte Region für den Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft. Deswegen entwickeln wir aktuell in Zusammenarbeit mit den übrigen norddeutschen Ländern bis zum November eine norddeutsche Wasserstoffstrategie. Auf dem Weg zu einem klimaneutralen Hamburg werden unsere Netze und Unternehmen wie die Gasnetz Hamburg GmbH eine ganz wichtige Rolle spielen.“

Die Energiewende erreicht jetzt auch energieintensive Bereiche wie Industrie und Verkehr. Wasserstoff (H2) lässt sich mit Hilfe von Windstrom aus Wasser produzieren und emissionsfrei nutzen – bislang ist die Technologie aber noch nicht im großen Maßstab wirtschaftlich. Das soll sich ändern. Der städtische Netzbetreiber Gasnetz Hamburg präsentiert erstmals seine interaktive Wasserstoff-Karte. Sie zeigt auf einen Blick, wie grüner Wasserstoff künftig bereitgestellt, verteilt und genutzt werden kann. Der digitale Hamburg-Plan wirft einen Blick in künftige Energie-Szenarien. Die interaktive Wasserstoff-Karte findet sich unter: www.gasnetz-hamburg.de/wasserstoff

„Unsere Stadt eignet sich ideal für den Einsatz von grünem Gas. Denn durch die Lage im windreichen Norden kann hier Wasserstoff in großen Mengen produziert werden“, sagte Udo Bottlaender. „Damit erreichen wir Haushalte, die energieintensive Industrie und sogar die Mobilität.“ Daran arbeite das Unternehmen intensiv, denn das grüne Gas sei für die klimafreundliche Kopplung der Sektoren ein wichtiger Faktor.

Grüner Wasserstoff aus Wind und Sonne

Grüner Wasserstoff lässt sich unter anderem in sogenannten Power-to-Gas-Anlagen mit Hilfe von erneuerbarem Strom herstellen. Wenn Wind und Sonne viel regenerativen Strom liefern, ist das Stromnetz schnell überlastet. Das Gasnetz hingegen hat ausreichend Kapazitäten und kann schwankende Einspeisungen problemlos aufnehmen. In Power-to-Gas-Anlagen wird Wasser mittels Elektrolyse in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Der so gewonnene Wasserstoff kann im Gasnetz aufgenommen und transportiert werden. Im Hamburger Gasnetz wurde dieses Verfahren am Standort Reitbrook bereits über Jahre erfolgreich erprobt. Die Wasserstoff-Karte zeigt, wie in der Zukunft Wasserstoff beispielsweise in Offshore-Windparks produziert und per Schiff zum Hamburger Hafen transportiert werden kann.

Wie grüner Wasserstoff zum Verbraucher kommt

Areal- und Industrienetze werden den Anfang bilden. Sie arbeiten – vom öffentlichen Gasnetz getrennt – mit reinem Wasserstoff. Solche H2-Netze eignen sich für Neubaugebiete, Großunternehmen oder Flughäfen. Als neues Gas in bestehenden Rohren fließt Wasserstoff schon jetzt als Beimischung im vorhandenen Gasleitungssystem. Gasnetz Hamburg macht sein Netz fit für das Gas der Zukunft, sodass der Anteil an grünem Wasserstoff im Netz kontinuierlich erhöht und in einigen Jahren überwiegend durch das Netz fließen kann. In Hamburg kommt die Energie-Revolution Schritt für Schritt. So lassen sich Gasdruckregelanlagen sowie die Geräte in den Haushalten rechtzeitig auf den neuesten Stand bringen, wenn grünes Gas das heute dominierende Erdgas einmal völlig ersetzt.

Wasserstoff im Einsatz

Schon heute kommt Wasserstoff bei Hamburgs energieintensiver Industrie zum Einsatz, da er unter anderem zur Herstellung von Ammoniak benötigt wird. In Haushalten kann er über Blockheizkraftwerke oder Brennstoffzellen klimafreundlich in Strom und Wärme verwandelt werden. Eine wichtige Rolle spielt H2 zudem in der klimafreundlichen Mobilität: Ein Blick in die Wasserstoff-Karte zeigt, dass schon heute Deutschlands erster Wasserstoff-Zug in der Metropolregion Hamburg unterwegs ist. Was in Japan bereits Normalität ist, kommt immer mehr in Hamburg ins Rollen: Das Wasserstroff-Auto ist bei Mobilitäts-Dienstleistern im Einsatz. Auch Gasnetz Hamburg betreibt bereits Wasserstoff-Pkw. In der Mobilität der Zukunft werden auch alternative Flugzeug-Treibstoffe und Schiffsantriebe von dem klimafreundlichen Gas profitieren.

Gasnetz Hamburg – seit 175 Jahren

Die Gasnetz Hamburg GmbH ist ein hundertprozentiges Unternehmen der Stadt und betreibt das Erdgasnetz in der Freien und Hansestadt Hamburg mit circa 7.900 Kilometern Länge, rund 160.000 Hausanschlüssen und fast 230.000 Netzkunden. Das Netz umfasst Hoch-, Mittel-, Niederdruck- und Hausanschlussleitungen sowie rund 600 Gasdruckregelanlagen. Steuerung und Überwachung des Netzes erfolgen über eine zentrale Leitstelle. Aus Anlass des 175-jährigen Bestehens richtet die Umweltbehörde am Montag, den 26. August 2019, im Rathaus einen Senatsempfang aus.

Umweltsenator Jens Kerstan: „175 Jahre Gasversorgung, das ist ein rundes Jubiläum und ein Anlass zum Feiern. Unser Gasnetz war nicht immer ein städtisches Unternehmen, aber von Anfang an war sein Zweck, den Bürgerinnen und Bürgern und der Wirtschaft unserer Stadt zu dienen. Von der 1844 neu gegründeten „Gas-Compagnie“ bis heute. Gasnetz Hamburg stellt damit gestern wie heute eine wichtige Energie-Infrastruktur für unsere Stadt. Das Unternehmen kann mit viel Stolz auf viele Jahre zuverlässige Gasversorgung und mit Zuversicht in die Zukunft schauen.“

365 Tage rund um die Uhr

Rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen für einen zuverlässigen und sicheren Betrieb des Hamburger Gasnetzes. Die langjährige technische Erfahrung ermöglicht ein Höchstmaß an Versorgungssicherheit. Dies belegen auch die Zahlen der Bundesnetzagentur: Im Durchschnitt hatte 2017 jeder Netzkunde in Hamburg eine störungsbedingte Versorgungsunterbrechung von nur 7,9 Sekunden. Dagegen lag der Bundesdurchschnitt mit 59,4 Sekunden um ein Vielfaches höher.

Pressemitteilung der Behörde für Umwelt und Energie und vom Gasnetz Hamburg

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