Die Busse fahren schneller, eine Stadtbahn sei unnötig, jubelt der Senat. Die Grüne Bürgerschaftsfraktion sieht darin keinen Grund zu Jubeln, denn die Pläne und die teuren Baumaßnahmen schaffen allenfalls eine kleine Entlastung für wenige Jahre. Was danach kommt, kann und will der Senat nicht beantworten.
Dr. Till Steffen, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen Bürgerschaftsfraktion, erklärt: „Mit seiner erneuten Absage an eine Stadtbahn offenbart Staatsrat Rieckhof, dass er nur im Heute denken kann. Das Bussystem wird trotz der aktuellen Maßnahmen innerhalb weniger Jahre komplett erschöpft sein und die Menge an Fahrgästen nicht mehr transportieren können – selbst wenn die Busse Polonäse fahren würden.
Der Senat hat eine allenfalls kurzfristige Entlastung geschaffen und stellt sich nicht den Transportproblemen, die Hamburg mittel- und langfristig lösen muss. Eine Stadtbahn ist als Transportmittel für Großstädte bewährt und geeignet und wird in vielen Städten Europas massiv ausgebaut. Sie kann sehr viel mehr Fahrgäste in sehr viel kürzerer Zeit transportieren. Sie ist schnell und leise und hat eine umweltschonende Antriebstechnik. Die Hamburger ,Busbeschleunigung‘ dagegen erzeugt Stau, Ärger und Kopfschütteln bei Verkehrsexperten. Die hohen Kosten des Programms stehen in keinem Verhältnis zu seinem minimalen Nutzen.“
Das Busbeschleunigungsprogramm war Gegenstand vieler Ausschussberatungen. Der Senat war trotz intensiver Nachfragen nicht in der Lage, Zahlen vorzulegen, die die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme belegen.
Pressemitteilung Grüne Bürgerschaftsfraktion
Fahrgastzahlen der Hochbahn
Steffen: „Bussystem wird nicht bis 2030 durchhalten“
Heute hat die Hochbahn ihre Fahrgastzahlen und -prognosen veröffentlicht. Das Ergebnis ist erfreulich, die Fahrgastzahlen steigen. Kapazitätsengpässe sind bei der U-Bahn bis 2030 nicht zu befürchten – im Gegensatz zu den Bussen, die Mitte der 20erJahre an ihre Kapazitätsgrenze stoßen.
Dr. Till Steffen, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen Bürgerschaftsfraktion, sagt dazu: „Wenn bei der U-Bahn bis 2030 gedacht wird, muss dieser Zeithorizont auch für den Öffentlichen Nahverkehr auf der Straße gelten. Das Bussystem wird trotz Beschleunigungsprogramm und größeren Fahrzeugen nicht bis 2030 durchhalten, sondern bereits vorher keine zusätzlichen Fahrgäste mehr aufnehmen können. Bei 2,4 Prozent Fahrgaststeigerung pro Jahr würde selbst eine Kapazitätserweiterung auf 35 Prozent nicht bis 2030 ausreichen. Die Busse werden schon vorher überfüllt sein. Optimierungspotential wird es dann auch nicht mehr geben. Der Busverkehr wird durch noch weiter steigende Überfüllung gänzlich unattraktiv werden. Der Senat muss sich daher schon heute über eine Ergänzung und Erweiterung des Nahverkehrs auf der Straße Gedanken machen. Dazu gehört die Stärkung des Radverkehrs, aber auch der Einsatz der Stadtbahn.“
Steffen bezweifelt, ob die von der Hochbahn versprochenen 35 Prozent Kapazitätssteigerung bis 2020 überhaupt umsetzbar sind, da der Senat seine Busbeschleunigung besser darstellt, als sie ist. „Mit falschen Tatsachenbehauptungen versucht der Senat, das Busbeschleunigungsprogramm schönzureden“, so Steffen. „Behauptet wird, dass die Metrobus-Linie 5 künftig nicht mehr an Ampeln zu halten brauche. Auf Nachfrage hat der Senat aber einräumen müssen, dass diese Idealvorstellung in der Praxis nicht eintreten wird. Durch die hohe Frequenz der Linie muss die freie Fahrt der Busse immer wieder unterbrochen werden, um querenden Verkehr zu ermöglichen. Experten aus anderen Städten haben dem Verkehrsausschuss deswegen auch die Auskunft gegeben, dass sich diese Maßnahme nur eignet für Linien, die nicht häufiger als alle zehn Minuten fahren.“
Pressemitteilung Grüne Bürgerschaftsfraktion