Gutachten zum Wert der Vattenfall Wärme Hamb. GmbH liegt vor

Die BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hat heute ihr Gutachten zum Wert der Vattenfall Wärme Hamburg GmbH (VWH) inklusive der Unternehmenseinheit Heizkraftwerk Wedel (HKW Wedel) vorgelegt. Auftraggeber des Gutachtens sind die Vattenfall GmbH und die Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement mbH (HGV).

 

Der Gutachter hat den objektivierten Wert für 100 Prozent der VWH-Anteile inklusive HKW Wedel (integrierter Unternehmenswert) mit 645,1 Millionen Euro zum 1. Januar 2019 ermittelt. Nach Vorlage des Gutachtens haben beide Auftraggeber eine Prüfungsfrist von vier Wochen. Hierzu hat die HGV zur Unterstützung ihrer eigenen Einschätzung die PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungs­gesellschaft (PWC) mit einem Review und einer Plausibilisierung wesentlicher von BDO verwandter Eingangsparameter der Unternehmensbewertung beauftragt.

Finanzsenator Dr. Andreas Dressel, seit heute auch neu gewählter Aufsichtsratsvorsitzender der HGV: „Wir werden das Gutachten jetzt sehr sorgfältig auswerten und dazu auch weiteren externen Sachverstand hinzuziehen. Einmal mehr geht dabei Gründlichkeit vor Schnelligkeit. Die geprüften Ergebnisse werden dann in die laufenden Gespräche zwischen Stadt und Vattenfall einfließen. Hier liegt noch viel Arbeit vor uns.“

Hintergrund

Die HGV hält seit 2012 25,1 Prozent der Anteile an VWH und hat per November 2018 eine Kaufoption auf die restlichen 74,9 Prozent Anteile der Gesellschaft einschließlich des derzeit noch der Vattenfall Wärme Berlin AG gehörenden HKW Wedel. Als Mindestkaufpreis für 100 Prozent der Anteile haben HGV und Vattenfall vertraglich 950 Millionen Euro vereinbart. Ebenfalls wurde festgelegt, dass die Parteien nach Vorlage des Wertgutachtens vier Wochen Zeit haben, um gegebenenfalls Einwände gegen das Ergebnis vorzutragen. Geschieht dies nicht, ist der Wert des Gutachtens verbindlich. Kommt es bei auftretenden Differenzen zu keiner Verständigung, kann jede Partei die Anrufung eines Zweitgutachters verlangen, dessen Feststellungen dann für beide Seiten verbindlich wären.

Pressemitteilung der Finanzbehörde


BUND und Zukunftsrat Hamburg: Rückkauf der Hamburger Fernwärme darf nicht scheitern

Neue Wertermittlung legt überhöhte Bewertung in 2011 nahe / Vereinbarter Mindestkaufkreis aufgrund eines zweifelhaften Gutachtens verhandelt

Die aktuell vorgelegte neue Wertermittlung, nach der sich der Unternehmenswert der Hamburger Fernwärme innerhalb von sechs Jahren auf 645,1 Mio. Euro halbiert hätte, legt den Verdacht nahe, dass die Unternehmensbewertung im Jahr 2011 fehlerhaft gewesen ist. Damals war das Unternehmen, das dieses Jahr in die öffentliche Hand zurückgeholt werden soll, auf 1,3 Mrd. Euro taxiert worden. Das entscheidende Gutachten wurde damals trotz erheblicher Zweifel und entsprechender Transparenzanträge nicht öffentlich gemacht.

„Eine Halbierung des Unternehmenswertes ist allein mit geänderten energiepolitischen Rahmenbedingungen nicht zu erklären. Kurioserweise hat das Unternehmen Vattenfall noch im Januar 2018 den Unternehmenswert erneut mit 1,3 Mrd. Euro angegeben. Hier ist gewaltig etwas faul. Hamburg-Chef Wasmuth und die Verantwortlichen in Schweden müssen jetzt der Hamburger Öffentlichkeit erklären, was für ein Spiel sie hier eigentlich treiben“, fordert Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg. Der neue Unternehmenswert lässt möglicherweise sogar die Geschäftsgrundlage der Preisvereinbarung von 2011 entfallen; jedenfalls wäre ein Festhalten am überhöhten Mindestpreis ein Verstoß gegen Treu und Glauben (§ 242 BGB).

Der Zukunftsrat Hamburg und der BUND Hamburg sehen eine Übernahme der Hamburger Fernwärme in die öffentliche Hand weiterhin als zwingend erforderlich an. Zum einem verpflichtet der erfolgreiche Volksentscheid UNSER HAMBURG – UNSER NETZ die Bürgerschaft und den Senat dazu. Zum anderen blockiert Vattenfall als aktueller Betreiber des Netzes den Umstieg auf erneuerbare Energieträger, wenn gleichzeitig Kohlewärme aus dem umstrittenen Kraftwerk Moorburg eingespeist werden soll.

„Die Fernwärme muss wieder in die öffentliche Hand, daran geht kein Weg vorbei. Nur wenn uns in Hamburg der Einstieg in eine klimafreundliche Fernwärmeversorgung gelingt, schaffen wir bei der Energiewende auch die „Wärmewende“ und die klimapolitischen Zielvorgaben“, so Dr. Jochen Menzel vom Hamburger Zukunftsrat.

Beide Organisationen fordern Senat und Bürgerschaft auf, den Rückkauf der Fernwärme konsequent umzusetzen. Sollte das Unternehmen Vattenfall der Stadt angesichts der Vorgeschichte beim Kaufpreis nicht erheblich entgegenkommen, müssen alle rechtlichen Möglichkeiten wie z. B. ein Kauf unter Vorbehalt geprüft werden, um Vattenfall in die Schranken zu verweisen.

Pressemitteilung BUND Hamburg und Zukunftsrat HH

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