Im Projekt Lebendige Alster wurden in den letzten drei Wintern Untersuchungen zur Qualität potentieller Laichgebiete für kieslaichende Fischarten in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse sind nun da und so gut, dass man davon ausgehen kann, dass sich selbst anspruchsvolle Arten wie die Meerforelle in der Alster wieder vermehren können.
Ein negativer Einfluss des Wehrbruchs an der Wohldorfer Schleuse auf das untersuchte, unterhalb gelegene Laichgebiet wurde nicht festgestellt.
Spätestens nachdem im Herbst letzten Jahres bei Elektrobefischungen mehrere laichbereite Meerforellen in der fließenden Alster gefangen wurden, stellt sich für viele Hamburger die Frage, ob sich die Tiere in der Alster denn überhaupt vermehren können. Um mehr über die Qualität des Lebensraums Alster zu erfahren, wurden in den letzten drei Wintern besonders geeignete Kiesbetten im Rahmen des Projektes Lebendige Alster intensiv untersucht. „Wir haben Meerforellen-Eier in und auf den Kiesbetten platziert und den Aufwuchserfolg festgehalten“, erklärt Projekt-Mitarbeiter Wolfram Hammer. Parallel dazu wurde der Sauerstoffgehalt des Wassers in dem Kiesbett gemessen. „Die hohe Überlebensrate und die guten Sauerstoffwerte haben uns Mut gemacht“, freut sich der Biologe, der seit Beginn des Projektes dabei ist. Um zu erfahren, wie geeignet die Kiesbetten für die natürliche Fortpflanzung von Meerforellen sind, wurde der Versuch im letzten Herbst ausgeweitet. Mit Kartoffelforken wurden Teile der Kiesbetten umgegraben. Die Strömung transportiert einen Teil des Sedimentes weg und übrig bleibt ein vom Sand befreites, kiesiges Bachbett. „Wir haben versucht die Laichtätigkeit eines Meerforellen-Weibchens zu simulieren“, erklärt Andreas Lampe, der ebenfalls in dem Projekt Lebendige Alster arbeitet. Und das erfolgreich, wie anschließende Messungen ergaben. „Wissenschaftler aus Bonn haben für uns gemessen, wie sehr das Kiesbett vor und nach dem Umgraben mit Sand zugesetzt war.“ Dazu kam ein ganz besonderes Gerät zum Einsatz: Das Kolmameter. Eine Metalllanze mit perforierter Spitze wird in den Kies gebohrt und der Widerstand des mit einer Pumpe herausgedrückten Wassers gemessen. „Die Neugier bei den Spaziergängern war groß und wir haben an einem Messtag bestimmt ein dutzend Mal erklärt, was wir dort treiben, warum und wie dieses Gerät funktioniert“, erinnert sich Andreas Lampe.
Die zweite und letzte Messung fand am 04. Mai statt – genau zwei Wochen nachdem in Wohldorf das Wehr gebrochen war und große Mengen Schlamm und Sand in den Bereich unterhalb der ehemaligen Schleuse gespült wurden. Die Ergebnisse ließen die Naturschützer aufatmen. „Anscheinend haben sich die Sedimente in den strömungsberuhigten Bereichen abgelegt und den Kiesbetten nicht erheblich geschadet, wie zuerst zu befürchten war“, zeigt sich Wolfram Hammer sichtlich erleichtert. „Nun hoffen wir, dass im Herbst und Winter möglichst viele Meerforellen unsere Kiesbetten beim Bau ihrer Laichgruben umwühlen. Das würde uns viel Schweiß und Mühe ersparen!“
Das im Januar 2018 gestartete Projekt „Lebendige Alster – Neue Gewässerlandschaften für Hamburg“ ist das Folgeprojekt des 2011 gestarteten Kooperationsprojektes „Lebendige Alster“ von Aktion Fischotterschutz, BUND Hamburg und NABU Hamburg. Gefördert wird das Projekt vor allem durch die Stiftung Lebensraum Elbe und die Behörde für Umwelt und Energie der Freien und Hansestadt Hamburg. Als weitere Unterstützerin konnte die NKG Hanseatische Natur- und Umweltinitiative (NKG HNUI) gewonnen werden.
Pressemitteilung Projekt Lebendige Alster