Mit den „Important Projects of Common European Interest” (IPCEI) hat die Europäische Kommission ein Programm geschaffen, über das Ausnahmen vom strengen Verbot der staatlichen Beihilfen möglich sind. Ziel ist es, ein abgestimmtes Vorgehen zwischen EU-Staaten zu fördern und auf diese Weise schwerwiegende Marktstörungen zu beheben und besondere gesellschaftliche Herausforderungen anzugehen.
Das „IPCEI Wasserstoff“ soll unter Berücksichtigung der Zielsetzungen auf EU-Ebene zum Markthochlauf für Wasserstofftechnologien und -systeme entlang der gesamten Wasserstoffwertschöpfungskette beitragen. Hierfür konnten Unternehmen in Deutschland bis zum heutigen 19. Februar 2021 beim Bundeswirtschaftsministerium ihr Interesse mit ersten Projektskizzen bekunden.
Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Klima und Energie und Aufsichtsratschef bei der Wärme Hamburg und der Gasnetz Hamburg GmbH: „Der Startschuss in die Wasserstoffzukunft ist gefallen, und Hamburg stellt sich frühzeitig auf. Verschiedene chancenreiche Projekte aus Hamburg werden sich um Förderung in Millionenhöhe bewerben, und der Senat setzt sich begleitend für einen starken Energie- und Wasserstoffstandort ein. Wasserstoff wird ein entscheidender Baustein der europäischen und nationalen Energiepolitik, und die Voraussetzungen für einen Beitrag Hamburgs sind ideal: Bei uns kommen große Mengen Windstrom von der Küste zur Umwandlung an, wir bauen Wasserstoffproduktion, Importstrukturen und eine Wasserstoff-Leitungsinfrastruktur im Hafen auf und machen die bestehende Erdgasinfrastruktur wasserstofffähig. Hamburgs große Industriebetriebe sind große Energieverbraucher und haben ein starkes Interesse an einer Dekarbonisierung ihrer Produktion. Im Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Hamburg entlang der gesamten Wertschöpfungskette liegen bedeutende Potenziale zum klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft. Wir wollen hier Vorreiter und Pilotstandort sein und sehen gute Chancen, dass der Bund dies unterstützen und fördern wird.“
Michael Westhagemann, Senator für Wirtschaft und Innovation: „Mit dem IPCEI-Programm schafft die Europäische Kommission beste Voraussetzungen, um den Markthochlauf für Wasserstofftechnologien und -systeme in Europa zu beschleunigen. Dies freut mich sehr, insbesondere da es den Unternehmen in der Metropolregion Hamburg die Chance gibt, ihre innovativen und zukunftsgerichteten Projekte darzustellen und im besten Falle mit europäischer Unterstützung voranzutreiben. Die zahlreichen beim BMWi vorgelegten Interessenbekundungen aus unserer Region zeigen einmal mehr, welches Potential hier vorhanden ist. Über eine Realisierung möglichst vieler der vorgestellten Projekte mit Hilfe der IPCEI-Instrumentarien kann sich Norddeutschland zu einer europäischen Keimzelle und Kompetenzregion für die Wasserstofftechnologie entwickeln, die zu einer nachhaltigen Stärkung des europäischen Binnenmarkts führen wird. Ein Industrie- und Innovationsstandort der Zukunft ist ein Wasserstoffstandort. Nur so erreichen wir unsere Klimaziele und können langfristig dafür sorgen, dass Arbeitsplätze geschaffen und auch erhalten werden. Wir können in der Metropolregion Hamburg alle Facetten abbilden, die dafür nötig sind.“
Die Nähe von Erzeugungsanlagen und Abnehmern von grünem Wasserstoff, aber auch die Diversität der Anwendungsfälle für Brennstoffzellentechnologie in Transport und Logistik sowie die zentrale Anbindung an die transeuropäischen Transportnetze lassen den Standort Hamburg geradezu prädestiniert für eine aktive Mitwirkung im Sinne der IPCEI-Programmatik erscheinen. Insbesondere das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage in einem hoch verdichteten regionalen Kontext ermöglicht eine „Marktplatzqualität“ mit hoher Bandbreite und Wirtschaftskraft, dessen positive Ausstrahlungseffekte einen wichtigen Beitrag zur gesamteuropäischen Wirtschaftskraft und Wettbewerbsfähigkeit in einem grünen Markt der Zukunft leisten können.
Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass eine Vielzahl von Hamburger Unternehmen das aktuelle IPCEI-Verfahren als Chance sehen, ihren Aktivitäten im Bereich Wasserstoff weiteren Auftrieb zu verleihen. Dieses rege Interesse begrüßt die Freie und Hansestadt Hamburg. Es ist insbesondere erfreulich, dass diverse bedeutende Unternehmen die Möglichkeit eines gemeinsamen Verbundantrages wahrnehmen, und so darstellen, wie ihre Vorhaben innerhalb der Wertschöpfungskette ineinandergreifen. Seitens der Freien und Hansestadt Hamburg wurde in den letzten Wochen ein politisches Schirmdokument erarbeitet, welches die Möglichkeiten in Norddeutschland und die Vision einer Wasserstoffmetropole Hamburg aufzeigt. Das Dokument bietet dem Bund die Möglichkeit, die einzelnen Anträge im Hinblick auf Hamburg in ein ganzheitliches Bild einzuordnen.
Pressemitteilung der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft / Behörde für Wirtschaft und Innovation