Über 2.000 Wärmebildkameras liefern anonyme Echtzeitdaten des Verkehrs/ ITS-Projekte werden mit bis zu 12,4 Mio. Euro vom Bund gefördert
Hamburg wird künftig an hunderten Stellen in der Stadt flächendeckend in Echtzeit anonyme Verkehrsdaten erheben. Sie sollen die aktuelle Verkehrslenkung und langfristige Verkehrsplanung verbessern. Die Daten werden auf der städtischen „Urban Data Platform Hamburg“ des Landesbetriebs Geoinformation und Vermessung (LGV) bereitgestellt, sodass Bürgerinnen und Bürger, städtische Behörden und Betriebe sowie private Unternehmen für vielseitige Anwendungen Zugriff auf die Daten erhalten. Die Hamburg Verkehrsanlagen GmbH (HHVA) wird dazu im Auftrag des Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) bis Ende nächsten Jahres über 2.000 Wärmebildkameras an Ampeln und Laternen installieren: An 420 Kreuzungen wird der motorisierte Verkehr gezählt, an rund 40 Orten der Radverkehr.
Die Kameras ermöglichen eine fahrbahn- und nebenflächenscharfe klassifizierte Verkehrsmengenerfassung in den Kategorien PKW, LKW und Fahrräder, was beispielsweise die vorhandenen Lage-Informationen in der Verkehrsleitzentrale der Polizei ergänzt. Aufgrund der angewandten Wärmebildtechnologie können von vornherein keine personenbezogenen Daten (Gesichter oder Kennzeichen) erfasst werden – nur die Zahl der Fahrzeuge nach Fahrzeugart. Die beiden ITS-Projekte werden vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur aus dem Sofortprogramm „Saubere Luft“ mit insgesamt bis zu 12,4 Mio. Euro gefördert.
Senator Michael Westhagemann: „Langfristig wollen wir uns von den aufwändigen Handzählungen des Verkehrs verabschieden. Für aktuelle Verkehrsflussverbesserungen und langfristige Verkehrsplanungen wollen wir modernste Technik einsetzen. Wenn wir ein flächendeckendes Netz von Datenzählstellen ganzjährig in Echtzeit zur Verfügung haben, können wir als Stadt viel präziser als bislang planen und auf aktuelle Verkehrssituationen schneller reagieren. Zudem können Unternehmen die Verkehrsdaten nutzen, um weitere innovative Services zu entwickeln.“
Christian Pfromm, Chief Digital Officer (CDO) der Stadt Hamburg: „Die Hamburgerinnen und Hamburger werden erheblich von dieser großflächigen Datenerhebung und der Bereitstellung der Daten profitieren. Verkehr lässt sich mit einer ausreichenden, aktuellen Datengrundlage zielgenauer steuern, die Straßenführung besser planen und Baustellen lassen sich besser koordinieren. Das ist gut für die Umwelt und die Anwohner. Mit der Wärmebildtechnologie können wir auch unserem Anspruch nach bestmöglichem Schutz personenbezogener Daten gerecht werden. Für uns steht bei der Digitalisierung der Mensch im Mittelpunkt.“
Volker Rech, Technischer Geschäftsführer der Hamburg Verkehrsanlagen GmbH: „Mit der hier eingesetzten neuesten Wärmebildtechnik wird erstmalig flächendeckend ein qualitativ und quantitativ hochwertiges digitales Abbild des Verkehrs, rund um die Uhr, vollautomatisiert zur Verfügung gestellt. Kurz gesagt: Wir digitalisieren den Verkehr.“
Rolf-Werner Welzel, Geschäftsführer des Landesbetriebs Geoinformation und Vermessung: „Städtische Daten wie beispielsweise die Verkehrszähldaten müssen interoperabel und performant zur Verfügung stehen, damit diese fachübergreifend genutzt werden können. Dies ist ohne eine geeignete technische Plattform, in die alle urbanen Daten integriert werden, nicht möglich. Unsere ‚Urban Data Platform Hamburg‘ versteht sich als eine solche Datendrehscheibe. In dieser werden auch Mobilitäts- und Verkehrsdaten wie zum Beispiel die Verkehrslage auf Autobahnen verarbeitet und in Anwendungen verschiedenen Nutzergruppen zur Verfügung gestellt.“
Das Projekt „Automatisierte Verkehrsmengenerfassung“ setzt auf eine Technik der neuesten Generation, die auf einer bewährten Vorgängertechnologie zur bedarfsgerechten Ampelsteuerung aufbaut. Rund 85 der geplanten 420 Straßenkreuzungen sind seit Projektbeginn bereits mit jeweils zwei bis acht Wärmebildkameras ausgestattet worden. Diese messen die Zahl der Fahrzeuge in verschiedenen Fahrtrichtungen.
Genauso beim Projekt „Hamburger Radverkehrszählnetz“, das künftig permanent mit Wärmebildkameras an Straßenlaternen von 40 Orten in der Stadt den Radverkehr entlang der Velorouten und anderen wichtigen Knotenpunkten der Stadt erfasst. So entsteht ein solides Gesamtlagebild über das Jahr, das auch Schwankungen des Radverkehrs verlässlich aufnimmt. Der Aufbau des Radverkehrszählnetzes startet mit dem Anbringen der ersten Kameras im Herbst dieses Jahres.
Das System „Automatisierte Verkehrsmengenerfassung“ geht am 4. Juli in Betrieb, indem bei allen Anlagen des Projektes vollautomatisiert die Verkehrszählung und -auswertung auf Basis eines Softwaresystems erfolgt. Die Daten aus den Kameras werden an einen Auswerteserver gesendet, dort gespeichert und voraussichtlich ab Ende dieses Jahres auf der städtischen offenen Datenplattform „Urban Data Platform Hamburg“ eingestellt. Hier stehen die Echtzeit- oder Archiv-Verkehrszahlen öffentlichen oder privaten Nutzern zur kostenlosen Nutzung zur Verfügung. Absehbar ist eine Nutzung beispielsweise durch Verkehrsplaner für Verkehrsprognosen und Simulationen von Verkehrsentwicklungen, die Baustellenkoordinierung, die Verkehrsleitzentrale der Polizei, Verkehrsportale, Navigationshersteller und App-Entwickler.
Die zwei Projekte „Automatisierte Verkehrsmengenerfassung“ und „Hamburger Radverkehrszählnetz“ sind zwei von derzeit rund 60 Projekten im Rahmen der Hamburger Senatsstrategie für Intelligente Verkehrssysteme (ITS). Hamburg ist Gastgeber des ITS-Weltkongresses 2021 vom 11. bis 15. Oktober 2021.
Mehr Informationen unter: www.hamburg.de/its und www.itsworldcongress.com.
Pressemitteilung der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation