Hamburger Baupolitik trägt zu Abwanderung bei

ZIA-Gutachten: BUND fordert Neufassung des Wohnungsbauprogramms
Nach der Veröffentlichung des „Frühjahrsgutachtens Immobilienwirtschaft 2022“ durch den Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) verschärft der BUND Hamburg seine Kritik an der Wohnungsbaupolitik des Senats. Die vom ZIA beklagte Stagnation der Einwohnerzahlen und die drohende Abwanderung insbesondere von Familien ins Umland seien die unmittelbare Folge des Hamburger Wohnungsbauprogramms mit seinem undifferenzierten Wachstumsdogma von 10.000 neuen Wohnungen pro Jahr.

 

Dieses beruhe auf einer Wachstumsidee der 90er-Jahre und sei nicht an die aktuellen Bedarfe der Stadtentwicklung angepasst.

„Die Probleme sind zum großen Teil hausgemacht“, so der Vorwurf von Christiane Blömeke, der Vorsitzenden des BUND Hamburg. „Mit dem Bau von immer mehr und immer teureren Neubauwohnungen bedient Hamburg ein Marktsegment, das die Stadt nicht braucht. Mit durchschnittlich 76 qm Wohnfläche je neu gebauter Wohnung ist die aktuelle Wohnungsbaupolitik nicht am Bedarf der Wohnungssuchenden ausgerichtet. Deshalb weichen immer mehr Menschen dem Preisdruck aus und wandern ins Umland ab“, so die BUND-Vorsitzende.

Der BUND belegt diese Situation mit Zahlen des Statistikamts Nord, nachdem in Hamburg 54 % der Haushalte als Singlehaushalte gelten, aber im Hamburger Wohnungsbestand nur rund 17 Prozent 1-2-Zimmer-Wohnungen vorhanden sind. Anhand dieser Zahlen kritisiert der BUND auch die Folgerung der Immobilienwirtschaft, dass die Städte zu viele kleinere und zu wenig große Wohnungen bauen.

Aus Sicht des BUND belegt das ZIA-Gutachten, dass die Hamburger Wohnungspolitik nicht dazu geeignet ist, angemessenen Wohnraum in den tatsächlich benötigten Segmenten zu schaffen. Die große Herausforderung bestehe darin, die Qualitäten des ländlichen Raums auch in der Stadt anzubieten. Hamburg benötige attraktiven, bezahlbaren Wohnraum mit einem hohen Anteil an Naturflächen und Naherholungsräumen. Dies sei durch Förderprogramme, zielgerichtete Baugenehmigungen, einen deutlich höheren Anteil an sozialem Wohnungsbau und einem längeren Verbleib dieser Wohnungen in der Sozialbindung zu erreichen.

„Hamburg muss den geförderten Wohnungsmarkt ausbauen und darf den frei finanzierten nicht weiter wuchern lassen. Dafür brauchen wir eine stärkere Kontrolle des Neubaumarktes in der Hand von städtischen Gesellschaften und nachweisbar verlässlichen Wohnungsbaugenossenschaften“, so die BUND-Vorsitzende Christiane Blömeke.

Pressemitteilung BUND Hamburg

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