Ohne Zweifel, es besteht ein dringender Handlungsbedarf beim Klimaschutz auch in Hamburg. Deshalb soll die Begrenzung der Erderwärmung als Staatsziel in der Präambel der Hamburger Verfassung aufgenommen werden. Über diese Verfassungsänderung wird heute in der Bürgerschaftssitzung abgestimmt, die eine Zweidrittelmehrheit braucht. Es ist davon auszugehen, dass sich alle Fraktionen darauf einigen werden.
Der NABU Hamburg begrüßt diesen Schritt und mahnt zugleich die Vernachlässigung des Moorschutzes an:
„Der Hamburger Klimaplan bleibt gerade im Bereich Moorschutz ohne konkretes Konzept, obwohl hier enormes Potenzial schlummert. Kein anderer Lebensraum bindet Kohlenstoff so effektiv wie Moore. Will Hamburg seinen Verpflichtungen beim Klimaschutz nachkommen, müssen der Erhalt und die Entwicklung dieser Flächen oberste Priorität haben. Alles andere wäre fahrlässig – denn Klimaschutz bedeutet Moorschutz“, so Anne Ostwald, Referentin für Moorschutz beim NABU Hamburg.
Gerade südlich der Elbe zeigt sich, wie weit Theorie und Praxis beim Klimaschutz auseinanderliegen: Hamburgs größter Kohlenstoffspeicher befindet sich im besonders wertvollen Moorgürtel, einem Landschaftsraum mit bis zu acht Meter dicken Torfschichten. Seit mehr als 10.000 Jahren binden diese Moorböden Kohlenstoff, inzwischen lagern hier über 1.000.000 Tonnen. Doch dieser gigantische Speicher ist immer stärker gefährdet. Einerseits werden dringend notwendige Maßnahmen zur Vernässung nicht umgesetzt, so dass der Moorgürtel weiter austrocknet. Auf diese Weise werden Treibhausgase freigesetzt und gelangen in die Atmosphäre, die dadurch aufheizt.
Andererseits spitzt sich im Hamburger Süden die Lage durch zahlreiche Bauprojekte zu. Aktuell machte der Daimler-Konzern mit den Bebauungsplänen in Hausbruch Schlagzeilen. Für die Werkserweiterung müssten hochgradig wertvolle Niedermoorflächen zerstört werden Dieser drohende Verlust von Lebensraum für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten wäre aus Naturschutzsicht völlig inakzeptabel – und zugleich ein fatales Signal in Sachen Klimapolitik. Zu den weiteren Eingriffen in den Moorgürten gehören auch die Autobahntrassen auf beiden Seiten der A7: die A26 West wird bereits umgesetzt, die A26 Ost befindet sich in der Planung.
„Es ist höchste Zeit, dass der Senat umdenkt und erkennt, wie wichtig der Erhalt gesunder Moorböden in Hamburg ist. Wer es mit Klimaschutz ernst meint, darf Moorflächen nicht leichtfertig opfern“, macht Ostwald klar.
Pressemitteilung NABU HH
Foto: Moorfläche im Duvenstedter Brook © WUZ