Der Sommer in Hamburg ist regelmäßig von den zwei 14 tägigen Bahnsperrungen am Hamburger Flughafen geprägt. Während dieser Sperrungen werden die Rollbahnen kontrolliert und saniert. In der Folge konzentriert sich während dieser Zeiten der Flugverkehr auf die jeweils verbleibende Rollbahn. Das führt zu erheblichen Fluglärmbelastungen.
Aktuell haben unter den wechselseitigen Starts und Landungen die Menschen im Westen, Niendorf, Lurup, Osdorf und Blankenese – sowie im Nordosten, Langenhorn, Poppenbüttel und Lemsahl bis weit in den Kreis Stormarn zu leiden.
„Ich habe bereits einige Sommer mit den Bahnsperrungen mitgemacht. Was aber in diesem Jahr den Menschen zugemutet wird geht weit über das Erträgliche und Verträgliche hinaus. So eine infernalische Lärmkulisse habe ich noch nicht erlebt“, stellt Martin Mosel von der Bürgerinitiative für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein (BAW) fest. Gerade in den jetzigen heißen Sommermonaten suchen die Menschen den Weg nach draußen und werden mit Lärmpegeln, die in verschiedenen Lagen bis zu 95 dBA betragen, empfangen. Dabei schwellen die Pegel im Minutentakt an und wieder ab. „Das ist nicht auszuhalten und Mensch und Tier verfällt dabei in Fluchtreflexe“, so Mosel.
Verschärfend hinzu kommt, dass die sogenannte „restriktive Nachtflugbeschränkung“ ab 23 Uhr konsequent mißachtet wird. Trotz der vom Flughafen mit einem großen medialen Brimborium begleiteten „Pünktlichkeitsoffensive“ gab es in den ersten fünf Monaten des Jahres 217 Flugbewegungen nach 23 Uhr, mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum (201). Und im laufenden Juni sind es bereits weitere 38 Flugbewegungen in den ersten fünf Tagen. Der gesamte Vorjahresmonat wies hier 61 Flugbewegungen aus. „Die fehlende Pünktlichkeit am Abend garantiert indes die Pünktlichkeit am frühen Morgen. Um Punkt sechs Uhr wird der Tag auf ein neues aus Fuhlsbüttel angebrüllt“, konstatiert Mosel.
Der anerkannte Lärmforscher und Herzspezialist Prof. Dr. Thomas Münzel von der Universitätsklinik in Mainz hat dazu auf Twitter die Veröffentlichung der Lärmpegel aus Hamburg Osdorf kommentiert und festgestellt, „Diese Werte sind klar gesundheitsgefährdend und absolut inakzeptabel“ und er hat dabei diesen Appell an die Bundesregierung, das Umweltbundesamt und Bundeskanzlerin Angela Merkel gerichtet.
Die Bevölkerung quittiert diesen Lärmterror mit einer steigenden Anzahl von Beschwerden. Das Büro der Fluglärmschutzbeauftragten hat bestätigt, dass wegen der Bahnsperrung und der hohen Anzahl der Flugbewegungen in der Nachtzeit eine erhöhte Beschwerdelage besteht. Auch das Beschwerdepostfach der BAW ist voll. Unter der Mailadresse beschwerde@baw-fluglaerm.de und der Internetseite www.beschwerde.baw-fluglaerm.de können die Betroffenen und Belasteten Ihre Beschwerde einreichen bzw. können sich über die Fluglärmbeschwerde informieren.
Für Mosel von der BAW ist diese Entwicklung nur konsequent und erklärlich, „Im laufenden zweiten Quartal sind bereits mehr als 1.500 Beschwerden bei uns aufgelaufen. Die Gesamtanzahl der Beschwerden bei der Fluglärmschutzbeauftragten dürfte mittlerweile bei mehr als 7.000 liegen. Und das ist auch gut so. Bei der Politik und den Landesvätern und -müttern muss endlich der Schutzinstinkt für die Bevölkerung nachhaltig geweckt werden“, fordert Mosel.
Mehr Infos: www.baw-fluglaerm.de
Pressemitteilung BAW Bürgerinitiative für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein