Hamburgs Wälder benötigen mehr Schutz

Tag des Waldes am 21.3.: NABU fordert natürliche Waldentwicklung und Bodenschutz von Politik und Verwaltung
Der 21. März ist der „Tag des Waldes“. Dies ist ein guter Anlass, um auf den Zustand der Hamburger Wälder zu schauen. Vor dem Hintergrund von Koalitionsverhandlungen fordert der NABU, der natürlichen Waldentwicklung in Hamburg Vorrang zu geben und den Waldboden besser zu schützen. Das bedeutet vor allem, nicht mehr mit schweren Maschinen in die Wälder zu fahren, um zu roden, wie es nach wie vor unter anderem im Klövensteen gängige Praxis ist.

 

Der Hamburger Wald dient selbst nach der Vorstellung der Stadt an allererster Stelle der Erholung und eben keinen wirtschaftlichen Interessen. Insofern müssen Hamburgs Wälder besser geschützt und auf bodenschonende Verfahren umgestellt werden, damit die wertvollen Böden mit ihren vielfältigen Strukturen und Funktionen nicht weiter verdichtet werden.

„Wir brauchen mehr naturnahe Wälder, die fit für den Klimawandel sind und wertvolle Lebensräume für Tiere, Pflanzen und Pilze bieten. Hamburgs Wälder sind unsere grüne Lunge und nicht der Holzlieferant für einen schnelllebigen Markt. Wir brauchen funktionsfähige Waldökosysteme und müssen unsere natürlich entwickelten Wälder und die wertvollen Altbestände besser schützen. Hier muss sich Natur entwickeln dürfen, ganz ohne forstwirtschaftliche Eingriffe. Da der Hamburger Wald allein schon wegen der Erholungsfunktion stark beansprucht wird, erwarten wir, dass mindestens 20 Prozent naturbelassene Waldflächen ausgewiesen werden“, sagt Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg.

„Hamburgs Wälder müssen besser geschützt werden“, fordert tauch Jens Sturm, Sprecher der NABU-Fachgruppe Wald. „Hamburgs Wälder werden zu 90 Prozent bewirtschaftet. Wie im Klövensteen oder in Hausbruch und Eißendorf wurden in diesem Jahr wieder viele Bäume mit schweren Holzerntemaschinen, sogenannten Harvestern gefällt. Das hinterlässt im Wald tiefe Narben, der Waldboden ist nach dem Einsatz der schweren Maschinen auf Jahrzehnte zerstört. Dabei ist besonders der Waldboden im Klimaschutz wichtig, weil über 60 Prozent des Kohlenstoffs im Wald speichert.“

Der NABU fordert deshalb von Politik und Verwaltung, die naturnahe Waldentwicklung zu fördern (Prozessschutz) und dabei auf natürliche Naturverjüngung statt auf Aufforstung zu setzen, weil auch diese Art der Bewirtschaftung eine stetige Belastung für das Ökosystem Wald bedeutet. Ungestört entwickelt sich ein naturnaher Wald ganz von alleine, er muss nicht aufgeforstet werden. Wälder mit hoher Biodiversität sind stabiler gegenüber Klimaveränderungen und anpassungsfähiger bei zu erwartenden Veränderungen. Prominentes Beispiel ist hier der Vollhöfner Wald, der sich über Jahrzehnte ohne menschlichen Einfluss entwickeln konnte. Der NABU hatte sich mit anderen erfolgreich für dessen Schutz eingesetzt und der Wald wurde kürzlich als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

Wälder erfüllen zahlreiche sogenannte Ökosystemdienstleistungen für uns Menschen und spielen im Klimasystem eine große Rolle: Sie tragen zur Sauerstoffbildung bei, haben eine zentrale Funktion im Wasserkreislauf, kühlen die Umgebungstemperatur, sorgen für saubere Luft. Bäume und Waldboden speichern große Mengen Kohlenstoff. Diese Dienstleistungen können Wälder aber nur erbringen, wenn sie sich frei entwickeln und damit über die Zeit eine hohe Vielfalt an Arten und Lebensräumen (Biodiversität) beherbergen.

Waldführung am 21.3. im Naturschutzgebiet Heimfelder Holz

Am Tag des Waldes, am 21.3.2025 um 17 Uhr, bietet die NABU-Gruppe Wald eine besondere Führung mit Holger Bublitz, Naturführer und Forstwirt, an: „Im Reich der Urwaldkäfer“ – Wir besuchen das Naturschutzgebiet Heimfelder Holz mit seinen alten Bäumen, habitatreichen Altbaumstrukturen und einer besonders seltenen Urwaldkäferfauna, die in unseren bewirtschafteten Wäldern und Forsten kaum noch zu finden ist. Welche Gründe hat das und welche in unseren Wäldern seltenen gewordenen Habitatstrukturen finden wir hier?

Treffpunkt: Stader Straße 217 (Bus 141 ab S-Harburg Rathaus, Haltestelle Bostelbek), Dauer 1,5 – 2 Stunden. Eine kleine Spende wird erbeten.

Hintergrund zum Tag des Waldes:

Der internationale Tag des Waldes soll darauf hinweisen, welche vielfältige Rolle die Wälder in unserem Leben spielen, aber auch welchen aktuellen Gefährdungen der Wald unter anderem durch den Klimawandel ausgesetzt ist. Auch Hamburgs Wälder stehen unter Druck, denn Dürre, Stürme und Schadinsekten setzt ihnen zu. In fast jedem Bezirk wurde in den letzten Jahren großflächig eingeschlagen. Die tonnenschweren Forstmaschinen hinterlassen irreparable Bodenschäden und das ehemals geschlossene Kronendach wird großflächig aufgelichtet. Dabei ist der Hamburger Wald ein Erholungs- und kein Wirtschaftswald. Dennoch werden 90 Prozent der Waldflächen bewirtschaftet.

Nicht nur für den Erhalt der Artenvielfalt spielen Wälder eine ganz besondere Rolle. Alte Bäume mit Baumhöhlen und Totholz sind sehr wichtige Lebensräume. Ungefähr 60 Prozent der heimischen Holzkäferarten sind gefährdet oder bereits ausgestorben. Von den 25 heimischen Fledermausarten sind 14 gefährdet – vor allem jene, die auf Baumhöhlen angewiesen sind. Sie alle stehen bereits auf der Roten Liste. Der Erhalt von wertvollen Lebensräumen ist der Schlüssel zum Erhalt der Biodiversität.

Pressemitteilung NABU Hamburg

Foto: Fahrspuren im Wohldorfer Wald  © wuz

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