Die meisten Supermärkte und Erzeugerverbände für Schwein (ISN) und Geflügel (ZDG) in Deutschland wünschen sich eine klare gesetzlich verpflichtende Kennzeichnung aus welcher Tierhaltung das Fleisch stammt. Das ist das Ergebnis einer neuen Umfrage unter zwölf Handelsunternehmen der unabhängigen Umweltschutzorganisation Greenpeace.
Anlass für die Umfrage ist der Haltungskompass der Discounterkette Lidl, die ab Ostern ihr komplettes Frischfleischsortiment als erstes Unternehmen freiwillig auszeichnet. Unternehmen wie McDonalds, Tank und Rast sowie die LSG Sky Chefs, das Catering-Tochterunternehmen der Deutschen Lufthansa, befürworten ebenfalls eine staatliche Haltungskennzeichnung. „Der Haltungskompass von Lidl ist ein lobenswerter Schritt, es geht aber auch noch besser“, sagt Stephanie Töwe, Landwirtschaftsexpertin von Greenpeace. „Damit jetzt nicht jeder Einzelhändler oder Gastronomiebetrieb mit einer individuellen Lösung kommt, muss die Politik endlich handeln und eine verpflichtende Kennzeichnung auf den Weg bringen.“
Damit Verbraucher erkennen können, aus welcher Tierhaltung das Fleisch stammt, setzt Greenpeace sich für eine mehrstufige und gesetzlich verpflichtende Haltungskennzeichnung ein. Künftig sollte auch in der Gastronomie und bei Importfleisch klar sichtbar sein, ob die Tiere artgerecht oder unter tierschutzwidrigen Bedingungen gehalten wurden und Genpflanzen verfüttert wurden. Aldi, Lidl, Rewe, Kaufland und Tegut unterstützen die Forderung von Greenpeace, nach mehr Transparenz bei der Tierhaltung, um künftig klar und einheitlich kennzeichnen zu können. Edeka tut sich mit einer eindeutigen Antwort schwer. Netto und Real antworteten Greenpeace gar nicht. Real, dem Unternehmen der Metrogroup, scheint das Thema Tierwohl nicht relevant genug zu sein.
Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner wird vom Markt überholt
Das vom Bundeslandwirtschaftsministerium vorgeschlagenen Tierwohllabel ist bisher nur auf freiwilliger Basis geplant. Die befragten Handelsketten, Gastronomieunternehmen und Produzenten fordern hingegen eine gesetzliche Regelung. „Für die neue Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner gibt es jetzt keinen Grund mehr, sich vor einer gesetzlichen und verpflichtenden Lösung zu drücken, wie es ihr Vorgänger bisher immer getan hat“, sagt Töwe. „Ein weichgespültes freiwilliges Label, wie es die Bundeslandwirtschaftsministerin in ihrer Regierungserklärung vergangenen Freitag ankündigte, hilft niemanden – weder dem Verbraucher, noch Handel und Gastronomie und am wenigsten den Tieren.“
Pressemitteilung Greenpeace
Grafik: ehemalige Kampagne des Bundesumweltministeriums
Die „Neuen Bauernregeln“ hatte das BMUB zum Auftakt der Kampagne „Gut zur Umwelt. Gesund für alle.“ vorgestellt. Mit diesen Kampagnenelementen sollte auf Fehlentwicklungen in der Landwirtschaft hingewiesen sowie eine Diskussion dazu initiiert werden. Dies ist auch gelungen: Mit den Bauernregeln wurde eine sehr intensive und in weiten Teilen auch kontroverse Debatte angestoßen. Dabei gab es auch Kritik an der Aufmachung der Kampagne. Insbesondere Landwirte fühlten sich diffamiert. Das BMUB hat auf diese Kritik regiert. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks hat deutlich gemacht: „Viele Landwirte sehen sich durch die Aufmachung der Kampagne persönlich angegriffen oder sich in ihrer Berufsehre verletzt. Das tut mir leid – mir auch ganz persönlich! – denn das war selbstverständlich niemals meine Absicht.“ Die Bauernregeln werden deshalb nicht mehr plakatiert. Mehr Infos: http://www.bmu.de/service/downloads/details/artikel/neue-bauernregeln/