HEINZ 2016: Hamburg kommt nicht voran

Seit mittlerweile 13 Jahren liegt zukunftsratmit den „Hamburger Entwicklungs-Indikatoren Zukunftsfähigkeit“ ein System von Nachhaltigkeitsindikatoren vor, das eine Beurteilung der Hamburger Entwicklung ermöglicht. Hierfür werden über 30 wesentliche Handlungsfelder betrachtet, die auch Anregungen dazu geben, was eine Nachhaltigkeitsstrategie für Hamburg inhaltlich leisten muss und welche Themenfelder vorrangig anzugehen sind.

 

Trotz guter Wirtschaftsdaten und sprudelnder Steuereinnahmen verbesserten sich 2015 die meisten sozialen Indikatoren Hamburgs nicht: Zwar sank die Arbeitslosenquote leicht auf 8,3 % (2014: 8,5%); die Zahl der Sozialleistungsempfänger pro 1.000 Einwohner stieg je- doch seit 2012 kontinuierlich auf 132,1 im Jahr 2015 an – jeder siebte bis achte Hamburger bekommt inzwischen Hartz IV, Grundsicherung, Sozialhilfe oder Asylbewerber-Geld. Erstmals seit 10 Jahren verschlechterte sich 2015 auch die Quote der Schulabgänger ohne Abschluss – insgesamt auf 5,5% (2014: 4,8%), bei den Migranten-Kindern auf 8,6 % (2014: 7,7 %). Auffällig ist ferner, dass die Quote für „vorzeitige Sterblichkeit“ (unter 65 Jahren) seit 2012 wieder ansteigt, 2015 auf 178,3 pro 100.000 Einwohner. Weder bei der Kriminalitätsrate (138,4 Straftaten pro 1000 Einw., 2014: 136,5) noch bei den ungleichen Verdiensten von Frauen und Männern (1: 1,23) gab es 2015 Fortschritte. Allerdings wuchs der Anteil der Väter an den Elterngeldbeziehern weiter erfreulich auf 37,3%. Die Geburtenentwicklung führte 2015 insgesamt zu einer weiter verbesserten Altersstruktur (Anzahl unter 18-Jährige./. Anzahl über 65-Jährige: 0,86; 2010: 0,815).

Auch die Umwelt-Indikatoren deuten insgesamt kaum auf eine nachhaltige Entwicklung Hamburgs. Die Energiewende hakt: Zwar sanken die nun für das Jahr 2013 verfügbaren Werte der CO2-Emissionen mit 10,0 t /Einw./Jahr wieder auf den Wert von 2007, ein positiver Trend ist jedoch keineswegs gesichert. Die CO2 -Emissionen im Verkehr sind insgesamt gestiegen und pro Einwohner nur minimal gesunken. Sehr enttäuschend ist der wieder rückläufige Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Primärenergieverbrauch. Er betrug 2013 nur noch 4,2% und fiel damit auf einen Wert von vor 2008 zurück. Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist da nur die 2015 weiter aufwärts weisende Nutzungskurve für das StadtRad. Während die Situation bei den Naturschutz-Gebieten (Natura 2000) und bei der Qualität des Oberflächen- und Grundwassers 2015 unverändert blieb, verschlechterte sich 2015 der Indikator für Fluglärm erheblich. Die Luftgüte verbesserte sich gegenüber 2014 etwas hinsichtlich Feinstaub und Ozon, nicht aber hinsichtlich der Stickstoffdioxid-Belastung. Die problematische Abfallmenge (Hausmüll, Problemstoffe, Elektronikschrott) pro Einwohner und Jahr ging leicht zurück, ist mit 268,3 kg aber immer noch vergleichsweise sehr hoch. Zum Flächenschutz weist die Statistik trotz der regen Bautätigkeit für 2015 eine geringere Siedlungsfläche aus als 2014. Dies liegt jedoch hauptsächlich an einer erstaunlichen „Umwidmung“ vieler Schiffsverkehrsflächen (Siedlungsfläche) in Gewässerflächen (keine Siedlungsfläche). Die Daten dieser Statistik sind seit Jahren kaum noch miteinander vergleichbar.

Positiv hat sich die gute Wirtschaftslage auf die ökonomischen Indikatoren für einen „gesunden“ Staatshaushalt ausgewirkt: 2015 machte Hamburg keine neuen Schulden und tilgte einen kleinen Teil des angehäuften Schuldenberges. Auch die Zins-Steuer-Quote (Anteil der für Schuldzinsen aufzuwendenden Steuereinnahmen) hat sich dank der Niedrigzins-Phase noch einmal erheblich – auf 5,9 % verbessert (2001: 15,9%). Auch die Verbraucherpreise haben sich 2015 nur wenig verteuert (Inflationsrate 2015: 0,3%). Die Ressourceneffizienz bzw. Rohstoffproduktivität (Bruttoinlandsprodukt ./. Tonnen Rohstoffe) blieb 2015 trotz eines leichten Anstiegs weiterhin unter dem Stand von 1994. Der Hamburger Indikator für Fairen Handel stagniert.
Insgesamt blieb es im ökonomischen und im Umweltbereich bei den Ampel-Bewertungen von 2014, im Sozialbereich sprangen 2015 eine Ampel auf Rot (vorzeitige Sterblichkeit), zwei auf Gelb (Schulabbrecher, allgemein und Migranten) und eine auf Grün (Elterngeldbezieher).
Mehr Infos: www.zukunftsrat.de/publikationen/heinz-seit-2003.html

Pressemitteilung Zukunftsrat HH

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