Nach Auswertungen der Bürgerinitiativen für mehr Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein (BAW) gehört auch das Jahr 2018 erneut zu den Malusjahren in der jüngeren Vergangenheit des Luftverkehrs in Hamburg. Entgegen der allzu positiven Meldungen des kommerziellen Flughafenbetreibers (FHG) fällt die Belastungsbilanz der BAW deutlich schlechter aus.
Im zurück liegenden Jahr fand die Nachtflugbeschränkung lediglich in 53 von 365 Nächten Beachtung. Dies entspricht einer Regel-Beachtungsquote von minimalen 14,5 Prozent. Im Vorjahr (2017) waren es noch 66 Nächte (18,1 Prozent) ohne Starts und Landungen nach 23 Uhr; davor (2016) noch 74 Nächte (20,3 Prozent) – der Negativtrend setzt setzt sich ungebremst fort.
Im Jahr 2018 gab es am innerstädtisch gelegenen Hamburger Verkehrsflughafen insgesamt 1.191 nächtlich verspätete Starts und Landungen von Linien- und Touristikfliegern außerhalb der offiziellen Betriebszeit, d.h. nachts zwischen 23 Uhr und 6 Uhr. Dies sind nochmals 131 Flüge (bzw. 12 Prozent) mehr als im Jahr 2017, dem bisherigen Malusjahr. Insgesamt fanden in 2018 nach 23 Uhr 266 Starts sowie 925 Landungen entgegen der bestehenden Nachtflugbeschränkung statt. Im Ergebnis, was die Anzahl an Landungen angeht, das seit Jahren schlechteste und was die Anzahl an Starts angeht, das zweitschlechteste Jahr.
Seit der Kontingentierung im Jahr 1998 wird Jahr für Jahr 34.000 bis 66.400 Flugbewegungen „Lärmreserve“ vorgehalten. Dies stellt eine unzulässige Bevorratungserlaubnis dar – das Fluglärmkontingent erweist sich insoweit als „fliegender Lärmteppich“, eine schützende Steuerungswirkung fehlt in Gänze!
In aufsteigender Reihung des jährlichen Fluglärmteppichs wird deutlich, dass – entgegen der Falschbehauptung der FHG, es bestände eine annähernd konstante Lärmkontur, da die Fluggäste in immer modernere und leisere Flugzeuge steigen würden – zu Beginn des Jahrtausends (2001 – 2004) die Größe des Fluglärmteppichs mit 11,2 – 11,9 km² wesentlich kleiner war als in den drei letzten Jahren. Die Jahre 2016 – 2018 stellen mit einem Fluglärmteppich von 14,0 – 14,7 km² die (bisher) drei lautesten Jahre des Jahrtausends dar. Dieses Missverhältnis zeigt sich auch darin, als dass selbst das Jahr 2007 – das mit 173.500 Starts und Landungen bisher flugverkehrsreichste Jahr – erst an vierter Stelle der Lärmrangliste steht. Dies bedeutet, dass vor 10 Jahren mit deutlich mehr Flugbewegungen (15.000 – 16.500 zusätzliche Starts und Landungen) weniger Fluglärm produziert wurde.
Mit dieser Erkenntnis kann dann auch die FHG-Aussage „von August bis Oktober 2018 konnte die Anzahl der Flugbewegungen des Airbus-Typs „neo“ in Hamburg um fast 80 Prozent gegenüber 2017 gesteigert werden“ ins rechte Licht gerückt werden. Der Anteil der etwas weniger lärmenden Flugzeuge der „Neo-Generation“ am Gesamt-Flugverkehrsaufkommen am „Helmut-Schmidt-Airport“ stieg von 0,9 % im Jahr 2017 auf 1,6 % im Jahr 2018. Im eigentlichen Sinn (d.h. dem physikalischen) ein Quantensprung des Fluglärmschutzes!
„Offiziell unterliegt die Kontrolle der Einhaltung der Schutzbestimmungen für die Bevölkerung, also Nachtflugbeschränkung sowie Bahnbenutzungsregelung, der Hamburger Umwelt- sowie Wirtschaftsbehörde. Beide haben die Pflicht, im Falle von Missachtungen der Schutzbestimmungen zielgerichtete Sanktionen auszusprechen. Während die Umweltbehörde bei der Ahndung der Verstöße gegen die Nachtflugbeschränkung auf einem guten Weg zu sein scheint, verweigert die Wirtschaftsbehörde bisher jegliche Kontrolle. Dass sie hierzu als planfeststellende Behörde jedoch verpflichtet ist, ignoriert sie. Und der Hamburger Senat lässt dies einfach durchgehen. Die Gesundheit und Lebensqualität der betroffenen Bürgerinnen und Bürger wird den betriebswirtschaftlichen Interessen der Luftverkehrswirtschaft und einer fehlgeleiteten Wirtschafts- und Standortpolitik bedingungslos untergeordnet. Die gesundheitspolitischen Schutzaspekte werden dabei bewusst ausgeblendet“, kritisiert Martin Mosel, Sprecher der Bürgerinitiativen für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein (BAW).
Pressemitteilung der Bürgerinitiativen für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein (BAW)
Verkehrszahlen 2018: Luftverkehr wird immer effizienter
17,23 Millionen Passagiere nutzten Hamburg Airport / Leiser als in den vergangenen zwei Jahren
2018 haben sich die Verkehrszahlen am Hamburg Airport auf weiterhin hohem Niveau konsolidiert. Durch einen immer effizienteren Luftverkehr verzeichnet der Flughafen sinkende Flugbewegungen und dadurch geringere Lärmimissionen als in den vergangenen zwei Jahren. Die Vielfalt im Streckennetz ist weiterhin hoch, zudem stellt sich Hamburg Airport auf die zukünftigen Ansprüche des Luftverkehrs und das wachsende Mobilitätsbedürfnis mit einer optimierten Infrastruktur ein. Für 2019 erwartet der Flughafen wieder ein leichtes Wachstum bei den Passagier- und Flugbewegungszahlen.
Reiselust in Hamburg auch 2018 groß
Im Jahr 2018 nutzten 17,23 Millionen Fluggäste den Hamburger Flughafen, das sind ca. 2,2 Prozent weniger als im Jahr 2017. Mit rund 156.400 Starts und Landungen lag die Anzahl an Flugbewegungen 2018 niedriger als im Jahr 2000, damals nutzten jedoch nur knapp 10 Millionen Passagiere den Hamburger Flughafen. Im Vergleich zu 2017 ist die Zahl der Flugbewegungen um ca. 2,1 Prozent gesunken.
„Nach dem unerwartet hohen Wachstum im Jahr 2017 haben wir 2018 eine Konsolidierung bei den Passagierzahlen auf weiterhin hohem Niveau verzeichnet“, sagt Michael Eggenschwiler, Vorsitzender der Geschäftsführung am Hamburg Airport. „Durch den vermehrten Einsatz von modernen und größeren Flugzeugtypen sowie einer steigenden Auslastung der Flugzeuge ist die Anzahl der Flugbewegungen zudem weiter gesunken. Diesen Effizienzgewinn im Luftverkehr fördern wir am Hamburg Airport aktiv, indem wir Anreize für den Einsatz modernster Flugzeuge und Technologien setzen.“
Ein Blick auf die erneut gestiegene Auslastung der Flugzeuge verdeutlicht den Effizienzgewinn: Die Zahl der Passagiere pro Flug lag 2018 durchschnittlich bei 123,0 Gästen, im Jahr 2017 waren es noch 121,4. Die durchschnittliche Anzahl an Sitzen pro Flug erhöhte sich von 156 auf 157. Im Vergleich zu 2017 ist die Auslastung der Maschinen am Hamburger Flughafen um 0,4 Prozentpunkte auf 78,2 Prozent gestiegen.
Die Luftfracht war im Hamburg Airport auch 2018 auf Wachstumskurs: Insgesamt wurden rund 80.000 Tonnen Luftfracht, also 6 Prozent mehr als in 2017, am Hamburg Airport umgeschlagen. Besonders stark war das Wachstum bei der Lkw-Fracht: Sie stieg um 21 Prozent auf ca. 46.500 Tonnen. Die geflogene Fracht ging um 9 Prozent auf ca. 33.500 umgeschlagene Tonnen zurück.
2018 war leiser als die vergangenen zwei Jahre
Der Rückgang bei den Flugbewegungen sowie die gestiegene Effizienz zeigen Wirkung: Im Jahr 2018 hat sich die sogenannte Lärmkontur um Hamburg Airport um 4,8 Prozent verkleinert. Die Lärmkontur bildet die flächenmäßige Ausbreitung der Geräuschemissionen rund um den Hamburger Flughafen ab. Erfasst wird die Fläche, in der die Belastung in den sechs verkehrsreichsten Monaten (Mai bis Oktober) einen äquivalenten Dauerschallpegel Leq3 von 62 dB(A) oder höher erreicht. 2018 liegt die Lärmkontur bei 13,95 km2 – in 2017 lag sie noch bei 14,66 km2, in 2016 bei 13,96 km2.
Seit zehn Jahren ist die Lärmkontur rund um Hamburg Airport nahezu unverändert – obwohl in den verkehrsreichen Monaten heute rund 44 Prozent mehr Passagiere transportiert werden als damals. Seit dem Vergleichsjahr 1997, in dem eine verbindliche Lärmobergrenze für den Hamburger Flughafen definiert wurde, haben sich die Lärmimissionen rund um Hamburg Airport sogar um knapp 32 Prozent reduziert – damals lag die Lärmkontur noch bei 20,4 km2. Ein Grund für die dauerhaft konstante Lärmkontur ist, dass die Fluggäste in immer modernere und leisere Flugzeuge steigen. Hamburg Airport setzt sich aktiv für den Einsatz neuester Flugzeugtechnik ein. So konnte zum Beispiel im zweiten Halbjahr 2018 (Juli bis Dezember) die Anzahl der Flugbewegungen des Airbus-Typs „neo“ in Hamburg um fast 62 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesteigert werden.
Ausblick 2019: Erstmals 18 Millionen Passagiere?
Für das laufende Jahr prognostiziert Hamburg Airport eine positive Entwicklung: „2019 erwarten wir wieder ein Wachstum bei den Passagierzahlen“, sagt Michael Eggenschwiler. „In unseren Planungen rechnen wir mit einem Plus von 2,5 Prozent. Ich hoffe, dass wir sogar noch ein wenig mehr zulegen können und erstmals den Meilenstein von 18 Millionen Fluggästen in einem Jahr erreichen werden.“
Auf die zukünftigen Ansprüche des Luftverkehrs und das wachsende Mobilitätsbedürfnis stellt sich Hamburg Airport ein und investiert auch 2019 weiter in die Optimierung seiner Infrastruktur. Zudem wird die Streckenvielfalt für die Hamburger Passagiere weiter wachsen: Mit Friedrichshafen, Kalamata, Krakau, Zadar und Elazig wurden bereits einige attraktive neue Ziele angekündigt, die ab der ersten Jahreshälfte angeflogen werden. 2019 wird Hamburg Airport darüber hinaus auch weiterhin den Fokus auf den Ausbau innovativer Serviceangebote legen und sich aktiv für den Schutz von Anwohnern und Umwelt engagieren.
Pressemitteilung Flughafen HH