Hitzewelle und Trockenheit

Umweltsenator appelliert: „Verantwortungsbewusst mit Trinkwasser umgehen“
Hamburg erlebt erneut ein Jahr der Wetterextreme: Gerade haben wir die längste Aneinanderreihung von Tagen über 30 Grad erlebt, und wir haben die zweitlängste Hitzewelle aller Zeiten. Der August ist bis jetzt der wärmste Monat und 2020 das bisher wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 84 Jahren.

 

Die Niederschlagsmenge in diesem Frühjahr war mit 79 Litern je Quadratmeter die geringste in den vergangenen zehn Jahren. 79 Liter entsprechen nur etwa der Hälfte des sonst üblichen Durchschnittswertes.

Jens Kerstan, Umweltsenator: „Hamburg erlebt erneut ein Jahr der Wetterextreme. Das sind weitere Auswirkungen des Klimawandels. Die Zahl der Hitzetage ist genauso gestiegen wie die Durchschnittstemperatur. Hinzu kommt die Trockenheit, die besonders im Frühjahr extrem war. Unser Trinkwasser kommt zwar aus tiefen Schichten, dennoch müssen wir sparsam und verantwortungsvoll damit umgehen. Jeder und jede sollte gut überlegen, ob der Rasen in diesen Tagen tatsächlich täglich gewässert werden oder der Pool neu befüllt werden muss. Als Stadt müssen wir uns einerseits auf die Wetterextreme einstellen und auf der anderen Seite alles tun, um die Folgen des Klimawandels zu begrenzen. Das wird eine große Aufgabe für die Stadt, die Wirtschaft und die Bürgerinnen und Bürger. Hamburg hat ein modernes und konsequentes Klimaschutzgesetz, und im aktuellen Klimaplan (https://www.hamburg.de/klimaplan) hat der Senat mehr als 400 Maßnahmen beschlossen. Um den Klimaschutz voranzubringen, hat der Senat vergangene Woche zusätzlich 25 Millionen Euro für 2020 bereitgestellt.“

Wasser: Der Trinkwasserverbrauch ist aktuell hoch: Die Anzahl von Tagen mit Spitzenabgabemengen von mehr als 400.000 Kubikmetern (m³) am Tag (normal sind etwa 300.000 bis 320.000 m3/Tag) steigt. In diesem August wurden an zwölf aufeinanderfolgenden Tagen mehr als 400.000 m³ Trinkwasser verbraucht. Damit ist fast die Menge des extrem trockenen Sommers 2018 erreicht. Im Mai 2018 waren es 445.000 m³/Tag. Im August lag die Höchstabgabe-Menge bei 442.000m³. Das sind nur 3.000 m³ weniger – einen derart hohen Wasserverbrauch an zwölf aufeinanderfolgenden Tagen gab es bisher nicht.

Dennoch ist die Trinkwasserversorgung sicher. Mit Engpässen muss nicht gerechnet werden. Die aktuelle Situation zeigt: Es besteht nicht viel Handlungsspielraum.

Die Umweltbehörde rät deshalb zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Trinkwasser. Auf das ständige Rasensprengen und das Befüllen von Pools sollte deswegen verzichtet werden.

Um den hohen Trinkwasserbedarf decken zu können, laufen gegenwärtig alle Brunnen und Aufbereitungsanlagen von Hamburg Wasser mit einem hohen Auslastungsgrad. Das Trinkwasser wird aus Grundwasserleitern gefördert, die bis in 450 m Tiefe reichen. Bis in diese Tiefen macht sich der Klimawandel noch nicht bemerkbar, so dass der hohe Wasserbedarf aktuell noch problemlos abgedeckt wird. Die geringen Niederschlagsmengen im Sommer haben keine Auswirkung auf die Grundwasserbestände. Für die Grundwasserneubildung ist immer nur das Winterhalbjahr Oktober bis März relevant. Nur in sehr nassen Jahren, wie 2017, wenn die Böden über lange Zeit komplett mit Wasser gesättigt sind, kann es auch im Sommerhalbjahr zur Neubildung von Grundwasser kommen.

Auf der Geest liegen die aktuellen Grundwasserstände im Schnitt noch um einige Dezimeter höher als im Vergleichszeitraum der beiden letzten Trockenjahre. In der Marsch sind die Grundwasserstände meist schon auf das niedrige Niveau der Jahre 2018/2019 gesunken.

Die Umweltbehörde beobachtet die Entwicklung der Grundwasserstände und der Grundwasser-Neubildung sehr genau. Aktuell ermitteln die Fachleute, ob die Grundwasserneubildung aufgrund der klimatischen Veränderungen in den letzten Jahren tendenziell eher geringer geworden ist. Ergebnisse dazu liegen noch nicht vor.

Die regenreichen Monate Januar und Februar 2020 konnten das Niederschlagsdefizit der letzten Jahre nicht ausgleichen. Die leicht über dem Durchschnitt liegenden Niederschlagsmengen im Juli 2020 (19 Prozent über den langjährigen Mittel) kamen eher der Vegetation als dem Grundwasser zu Gute. Dass die Vegetation trotz der Juli-Niederschläge unter der aktuellen Trockenheit leidet, ist dennoch sichtbar.

Der Wassergehalt in oberen Bodenschichten ist gesunken. Trockenheit schwächt viele Bäume und macht sie anfälliger für Schädlinge und Krankheiten. Wiederholt hat die Forstbehörde vor Trockenastbrüchen (ein Zeichen der Schwächung der Bäume) im Wald gewarnt. Aktuell ist auch die Waldbrandgefahr in Hamburgs Wäldern hoch.

Wetter in Zahlen: Von einer Hitzewelle redet man, wenn die Maximaltemperatur an drei Tagen hintereinander über 30 Grad liegt. Sie dauert so lange wie die durchschnittliche Maximaltemperatur nicht unter 30 Grad fällt und die Maximaltemperatur an einem Tag nicht unter 25 Grad fällt.

Aktuell haben wir die zweitlängste Hitzewelle seit Beginn der DWD-Messungen in Hamburg:

  • 1994: 16 Tage
  • 2020 &2018: 12 Tage
  • 1941: 10 Tage
  • 2010: 9 Tage

Bis vergangene Woche hatten wir die längste gemessene Aneinanderreihung von Tagen über 30 Grad (8 Tage), letzter Rekord war in 1994 und 1941 (7 Tage).

Aussagekräftiger für das Thema Hitze ist die Anzahl der Sommertage (>25 Grad) und Hitzetage (>30 Grad) im Jahr. Als Referenz gilt der Zeitraum von 1961-1990. In Hamburg hat die Zahl der Sommertage und heiße Tage drastisch zugenommen, auch 2020 ist bereits jetzt überdurchschnittlich warm:

Indikator Mittelwert 1961-1990 Mittelwert 1990-2019 2020 (bis jetzt 17.8.)
Anzahl Sommertage im Jahr
(Höchsttemperatur 25°C oder höher)
19,5 Tage 29,4 Tage 26 Tage
Anzahl Heiße Tage im Jahr
(Höchsttemperatur 30°C oder höher)
2,5 Tage 5,6 Tage 12 Tage

Die Durchschnittstemperatur 2020 liegt aktuell bei 11,8 Grad, ca. 2,6 Grad über dem Normalwert der Jahre 1961-1990, damit ist 2020 aktuell 0,4 Grad wärmer als 2014, 2020 droht das wärmste Jahr in Hamburg seit Beginn der Messungen zu werden.

Der August 2020 ist bis jetzt mit 22,4 Grad im Schnitt ca. 5,8 Grad wärmer als der durchschnittliche Normalwert. Damit droht der August 2020 der wärmste Monat seit Beginn der Messungen zu werden (der Juli 2006 hatte 22,3 Grad).

Klimaplan: Mit den Maßnahmen des Klimaplans sollen bis 2030 etwa sieben Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Dafür wurde ein Programm mit insgesamt 400 Maßnahmen aufgelegt. Das erste Maßnahmenprogramm ist Klimaschutz und Konjunkturprogramm in einem. Ein Großteil der Gelder ist für die Förderprogramme der Investitions- und Förderbank vorgesehen. Auch für die Stadtbäume sollen in diesem Jahr 1,5 Mio. Euro bereitgestellt werden. Die Koalition hatte sich festgelegt bis 2030 insgesamt 2 bis 3 Milliarden Euro in den Klimaschutz zu investieren, um das Ziel, die CO2-Emissionen Hamburgs bis dahin um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 zu reduzieren. Deutlich vor 2050 will die Stadt klimaneutral sein.

Pressemitteilung der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA)

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