Internationaler Tag der biologischen Vielfalt

NABU: Druck auf unsere Natur so hoch wie nie
Krüger: Unsere Natur braucht mehr Raum und stärkeres politisches Gewicht / Wirksam schützende Schutzgebiete und Wiederherstellung unserer Ökosysteme nötig

Zum Internationalen Tag der biologischen Vielfalt macht der NABU auf den ungebremsten Verlust von Lebensräumen und der Artenvielfalt aufmerksam. Artenreiche Schutzgebiete und die Wiederherstellung unserer Ökosysteme seien ein unverzichtbarer Schlüssel im Kampf gegen die Natur- und Klimakrise und für die Sicherung von Wohlstand und Wirtschaft.

NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger: „Abgestorbene Wälder, kanalisierte Flüsse, trockene Moore – der Druck auf unsere Natur ist so hoch wie nie. Mehr denn je gilt es den Zusammenbruch unserer Ökosysteme und Artenvielfalt zu verhindern. Doch in der Bundesregierung haben sich Ignoranz, Blockaden und Verzagtheit festgesetzt, während Teile der Opposition die Naturkrise geradezu zu leugnen scheinen. Der heutige internationale Tag der biologischen Vielfalt ist ein Weckruf: Unsere Natur braucht mehr Raum und ein viel stärkeres Gewicht in allen politischen Entscheidungen. Wer eine Chance im Kampf gegen die Natur- und Klimakrise haben will, muss sich für größere und artenreiche Schutzgebiete und die Wiederherstellung unserer Ökosysteme stark machen!“

Insbesondere bei Qualität, Quantität und der Vernetzung von Schutzgebieten hinkt Deutschland hinterher. Doch der bessere Schutz von Lebensräumen allein reicht nicht aus. Ökosysteme müssen aktiv wiederhergestellt werden, fordert Jennifer Krämer, NABU-Referentin für Schutzgebiete und Naturschutzpolitik: „Das derzeit verhandelte EU-Gesetz zur Wiederherstellung der Natur ist die große Chance unserer Generation. Nur durch konkrete, rechtsverbindliche und nachhaltige Maßnahmen zur Renaturierung von Mooren, Flüssen, Meeren und Wäldern können Wohlstand und wirtschaftliche Produktivität in unserer Gesellschaft langfristig gesichert werden. Bei den aktuellen Verhandlungen im Europäischen Parlament und Rat müssen die deutschen EU-Abgeordneten und die Bundesregierung eine Vorreiterrolle einnehmen und sich gegen jegliche Abschwächungsversuche stark machen.”

Hintergrund: Schutzgebiete in Deutschland
Von den 30 Prozent Land- und Meeresflächen, zu deren Schutz sich Deutschland im Weltnaturabkommen von Montreal verpflichtet hat und die auch laut EU-Biodiversitätsstrategie geschützt werden sollen, hat das Umweltministerium bislang nur 17 Prozent an die EU-Kommission gemeldet – darunter Naturschutz- und Natura2000-Gebiete, Nationalparke und Biosphärenreservate. Viele dieser Gebiete sind in keinem guten Zustand – auch weil Erhaltungs- und Entwicklungsziele nicht umgesetzt oder erst gar keine Ziele festgelegt werden. Nicht zuletzt mangelt es an der notwendigen Finanzierung.

Hintergrund: EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur
Neben Schutzgebietszielen legt das Weltnaturabkommen von Montreal fest, bis 2030 30 Prozent der geschädigten Ökosystem wiederherzustellen. In der EU soll ein für alle Mitgliedsstaaten verbindliches Gesetz (EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur) dafür sorgen, dass dieses Ziel erreicht wird. Ziele zur Renaturierung auf internationaler Ebene wurden in der Vergangenheit nicht erreicht – auch weil sie unklar definiert wurden. Der Vorschlag der EU-Kommission enthält daher spezifischere und messbarere Ziele. Wird die Verordnung ambitioniert umgesetzt, könnten auch weitere Ziele erreicht werden – etwa zum Klimaschutz, zum Schutz von Bestäubern, zur Anpassung an Klimafolgen oder zur Ernährungssicherung. Einheitliche Ziele schaffen zudem gleich Handelsbedingungen auf dem EU-Binnenmarkt. Die Wahl der politischen Instrumente und Maßnahmen zur Umsetzung der Verordnung bleibt den Mitgliedsstaaten überlassen.

Mehr Infos: https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/naturschutz/index.html

Wie wird der Schutz von 30 Prozent der Fläche in Deutschland umgesetzt?


https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/schutzgebiete/32288.html

Pressemitteilung NABU


Immer mehr Arten sterben aus

Der BUND schlägt Alarm zum Tag der biologischen Vielfalt am 22. Mai und fordert sofortige Verbesserung von Lebensräumen
Der BUND Hamburg zieht erschreckende Bilanz: Der Artenschwund wird immer dramatischer. Arten, die heute noch in wenigen Exemplaren existieren, werden morgen aussterben, wenn beim Artenschutz nicht sofort und massiv gegengesteuert wird. Der BUND fordert vom Senat ein schnelles Handeln zur Verbesserung der Lebensräume und zum Schutz der Biodiversität.

„Das Insektensterben zum Beispiel ist viel schlimmer als den meisten Menschen klar ist. Knapp 80 Prozent Verlust an Insektenbiomasse wurde 2016 durch die Krefeldstudie nachgewiesen – in Naturschutzgebieten und in nicht einmal 30 Jahren! Bedenkt man, welche Verluste der Einsatz von Pestiziden seit der Erfindung von DDT bewirkt hat und was aktuell auf den Äckern los ist, kann man im Durchschnitt von einem Verlust von 99% in den letzten 100 Jahren ausgehen,“ sagt Biologe Wolfram Hammer vom BUND Hamburg.

Auch in Hamburg zeigt sich der Artenschwund immer offensichtlicher und das Insektensterben hat weitreichende Folgen. Insekten sind nicht nur essenziell für den Erhalt der Wildpflanzen (Bestäubung), sondern auch Nahrungsgrundlage für eine Vielzahl von Arten. Aktuellen Beobachtungen des BUND zufolge verhungern immer häufiger Jungvögel in ihren Nestern, weil die Vogeleltern nicht genug Insekten finden.

Die Bemühungen der Stadt, das Artensterben aufzuhalten, sind nicht ausreichend. Dabei kann die kontinuierliche Verbesserung von Lebensräumen Arten retten. Ein auffälliges Beispiel: Die gebänderte Prachtlibelle (Foto). Sie und andere Wasserinsekten profitieren in Hamburg von der seit rund 20 Jahren betriebenen Renaturierung von Bächen. Vereinzelte Tiere tauchen sogar in der Innenstadt auf und ihre Larven finden sich nahe der Außenalster.

Gelegenheiten für wirksame Verbesserungen in Hamburg gibt es viele. Der BUND fordert, dass diese auch genutzt werden. Das begonnene Großprojekt „Natürlich Hamburg“ etwa soll mehr Natur in Hamburgs Parkanlagen ermöglichen und muss jetzt konsequent umgesetzt werden, um Biodiversität zu fördern. Auch eine Entsiegelungsstrategie mit konkreten Maßnahmen steht noch aus.

„Hamburg hat noch weitere Pflichten und Möglichkeiten. Eine tierschonende Pflege von Wiesen muss mindestens in Naturschutzgebieten umgehend eingerichtet werden. Klimaschutz durch Torfvernässung muss konsequent erfolgen, auch um den besonderen Lebensraum Moor mit allen darin lebenden Arten zu erhalten,“ ergänzt Hammer.

Pressemitteilung BUND Hamburg

Foto: Moorfrosch

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