Ergebnis der Wildnachweise: Anzahl der Wildschweine (Schwarzwild) stark zurückgegangen. Nutrias auf dem Vormarsch
Welches Wild in welcher Anzahl in Hamburg erlegt wurde, wird zum Ende eines jeden Jagdjahres (vom 1. April bis 31. März des Folgejahres) gemeldet. Ziel ist es, den artenreichen und gesunden Wildbestand der im Jagdgesetz genannt Tiere zu pflegen und zu nutzen. Die Lebensgrundlagen des Wildes soll unter den besonderen Bedingungen des großstädtischen Ballungsraumes gepflegt, gesichert und möglichst wiederhergestellt werden.
Im vergangenen Jagdjahr wurde weniger Schwarzwild im Vergleich zum Vorjahr (155 zu 272) erlegt. Erstmalig aufgeführt sind die Nutrias mit 332 Tieren.
Die Gründe für den starken Rückgang der Schwarzwildnachweise sind vielfältig. Besonders hervorzuheben ist, dass voraussichtlich ein Teil der Anfang 2018 zur Welt gekommenen Frischlinge den sehr heißen und trockenen Sommer nicht überlebt haben und daher, trotz der sehr hohen Reproduktionsrate von jährlich 200 bis 300 Prozent, insgesamt eine geringere Zahl bejagt werden konnte. Außerdem fielen im Herbst 2018 in Hamburg und Umgebung ungewöhnlich viele Eicheln von den Bäumen. Das hatte zur Folge, dass das Schwarzwild mit viel Nahrung versorgt wurde und deshalb die sogenannte Kirrjagd weniger Erfolg als üblich hatte. Bei dieser Jagd wird mit Hilfe von geringen Mengen heimischen Getreides, heimischer Baumfrüchte, Mais und Erbsen das Schwarzwild an die Jagdeinrichtungen gelockt. Gerade zur Vorbeugung gegen die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) ist die Kirrjagd zur Reduzierung der Schwarzwildbestände von großem Wert. Die Kirrjagd hat dabei keinen Einfluss auf den Ernährungszustand und damit die Vermehrung des Schwarzwildes. Hierbei wird im Gegenteil ein weitaus höheres Ergebnis beim Erlegen von Schwarzwild erzielt.
Das Nutria stammt ursprünglich aus Südamerika und wurde zur Pelzgewinnung nach Europa eingeführt. Die europäische Nutriapopulation stammt zu großen Teilen von aus Pelztierfarmen entlaufenen Tieren. Nutrias haben in Deutschland nur sehr wenige Fressfeinde und verbreiten sich weitestgehend ungehindert. Lediglich strenge Winter fordern hohe Verluste, da Nutrias nicht frosthart sind und keine Nahrungsvorräte anlegen. Wegen ihrer sehr hohen Reproduktionsrate verbreiten sich die Nutrias schnell und verursachen Schäden an Deichen und Ufern und unterhöhlen Flächen entlang der Gewässer. Besonders bedenklich ist das Unterhöhlen von landwirtschaftlichen Flächen, da es nicht nur zu wirtschaftlichen Einbußen, sondern auch zum Einbrechen von landwirtschaftlichen Maschinen führt. Die Europäische Union hat 2014 die Nutria als „invasive Art“ eingestuft und die Mitgliedstaaten aufgefordert geeignete Maßnahmen einzuleiten. Die Oberste Jagdbehörde begrüßt den Einsatz der Jägerschaft zum Zurückdrängen der Nutriapopulation, die damit einen Teil zur EU-weiten Bekämpfung der Nutria beitragen.
Deutlich eingebrochen um etwa 50 Prozent ist zudem die Jagdstrecke des Wildkaninchens (337 zu 700). Wildkaninchen leiden unter langanhaltender Trockenheit. Während die ausgewachsenen „großen“ Kaninchen einen Wasserverlust im Körper relativ lange tolerieren, können junge Tiere schon bei geringeren Wasserverlusten sterben. Die Vermutung liegt also nahe, dass der heiße Sommer 2018 die Population dezimiert hat und somit weniger bejagt werden konnten.
Hervorzuheben ist überdies das Erlegen eines Sikawildes. Sikawild kommt natürlicherweise nicht in Hamburg vor. Bei dem erlegten Tier handelte es sich um ein aus einem Wildgehege ausgebrochenes Tier. Versuche das Tier wieder einzufangen liefen zuvor ins Leere.
Die Vogelarten Lachmöwe, Silbermöwe und Sturmmöwe sind mit Ausnahmegenehmigung erlegt worden.
Alle Zahlen im Überblick
Wildart | Forst | Privat | Summe | |
Rotwild | 18 | 18 | ||
Damwild | 58 | 3 | 61 | |
Schwarzwild | 71 | 84 | 155 | |
Sikawild | 1 | 1 |
Wildart | Forst | Privat | Summe | davon | |
Fallwild allgemein | Fallwild Verkehr | ||||
Rehwild insg. | 132 | 973 | 1105 | 87 | 173 |
Bockkitze | 16 | 74 | 90 | 11 | 11 |
Jährlinge | 19 | 167 | 186 | 12 | 23 |
Böcke | 16 | 217 | 233 | 9 | 33 |
Summe ♂ | 51 | 458 | 509 | 32 | 67 |
Rehkitze | 22 | 168 | 190 | 21 | 26 |
Schmalrehe | 18 | 147 | 165 | 15 | 26 |
Ricken | 41 | 200 | 241 | 19 | 54 |
Summe ♀ | 81 | 515 | 596 | 55 | 106 |
Wildart | Forst | Privat | Summe | davon | |
Fallwild allgem. | Fallwild Verkehr | ||||
sonstiges Haarwild | |||||
Feldhase | 415 | 415 | 57 | 88 | |
Wildkaninchen | 310 | 310 | 60 | 22 | |
Fuchs | 394 | 394 | 5 | 25 | |
Steinmarder | 142 | 142 | 3 | 22 | |
Dachs | 40 | 40 | 1 | 12 | |
Waschbär | 4 | 4 | |||
Marderhund | 139 | 139 | 2 | 4 | |
Baummarder | 1 | 1 | 1 | ||
Iltis | 1 | 1 | 1 | ||
Hermelin | |||||
Mauswiesel | |||||
Summe | 1446 | 1446 | 128 | 175 | |
Wildart | Forst | Privat | Summe | davon | |
Fallwild allgemein | Fallwild Verkehr | ||||
Federwild | |||||
Fasan | 138 | 138 | 6 | 5 | |
Stockente | 1167 | 1167 | 16 | 17 | |
Reiherente | 31 | 31 | |||
Ringeltaube | 688 | 688 | 21 | 3 | |
Graugans | 423 | 423 | 2 | 2 | |
Kanadagans | 172 | 172 | 2 | ||
Rabenkrähe | 678 | 678 | 2 | 2 | |
Höckerschwan | 15 | 15 | 1 | ||
Elster | |||||
Blässgans | |||||
Saatgans | |||||
Ringelgans | |||||
Pfeifente | |||||
Krickente | |||||
Spießente | |||||
Bergente | |||||
Tafelente | |||||
Samtente | |||||
Trauerente | |||||
Waldschnepfe | |||||
Blässhuhn | |||||
Lachmöwe | 63 | 63 | 59 | ||
Silbermöwe | 4 | 4 | 4 | ||
Sturmmöwe | 19 | 19 | 9 | ||
Mantelmöwe | |||||
Heringsmöwe | |||||
Rebhuhn | |||||
Türkentaube | |||||
Summe | 3398 | 3398 | 48 | 103 | |
Jagdschutz § 22 HmbJagdG | Forst | Privat | Summe | davon | |
Fallwild allgemein | Fallwild Verkehr | ||||
Abs. 1 Ziffer 2 | |||||
wildernde Hunde | |||||
wildernde Katzen | 19 | 19 | 4 | ||
Abs. 1 Ziffer 3 | |||||
Nutria | 313 | 313 | 1 | ||
Summe | 332 | 332 | 1 | 4 |
Pressemitteilung der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation
Foto: Die Nutria oder Biberratte stammt aus Südamerika und wird bis zu 65 Zentimeter groß, während die Bisamratte aus Nordamerika kommt und nur etwa 35 Zemtimeter groß wird. Ihr Schwanz ist abgeplattet, während die Nutria einen runden Schwanz hat. Beide leben am Wasser und werden gern verwechselt (Foto: pixabay)