Maßnahmen dienen dem Klimaschutz und der Erhaltung der Biodiversität
Das Bundeskabinett hat heute die von Bundesumweltministerin Steffi Lemke vorgelegte Nationale Moorschutzstrategie beschlossen, die Teil des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz ist. Damit soll ein Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele der Bundesregierung geleistet sowie die für Moorgebiete typische Artenvielfalt besser geschützt und wiederhergestellt werden.
Mit diesen Maßnahmen wirkt die Nationale Moorschutzstrategie auch den Folgen der Klimakrise entgegen und sie unterstützt eine nachhaltige Bewirtschaftung von Moorböden. Hierzu gibt sie den politischen Rahmen für alle Aspekte des Moorschutzes in Deutschland auf Bundesebene vor. Im Zentrum der Strategie stehen anspruchsvolle Ziele und Maßnahmen, um entwässerte Moorböden, die eine bedeutende Quelle von Treibhausgasemissionen darstellen, wiederzuvernässen. In Deutschland stammen gegenwärtig 7,5 Prozent (circa 53 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente) der Treibhausgasemissionen aus der Zersetzung von Moorböden infolge von Entwässerungsmaßnahmen und Torfnutzung.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke: “Intakte Moore und Moorböden helfen dabei, unsere Klimaschutzziele zu erreichen und bieten außerdem einen einzigartigen Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Sie halten Wasser in der Landschaft und beugen so Dürren vor. Trockengelegte Moore setzen große Mengen Treibhausgase frei und tragen so zur Klimakrise bei, daher müssen wir sie wiedervernässen. In Mooren in Deutschland ist genauso viel Kohlenstoff gespeichert wie in allen deutschen Wäldern zusammen. Deshalb sind Moore so bedeutsam für den natürlichen Klimaschutz. Heute haben wir mit der Nationalen Moorschutzstrategie alle notwendigen Schritte beschlossen, um Moore zu schützen, sie langfristig wiederherzustellen und insbesondere ihre nachhaltige Nutzung zu fördern.”
Die Nationale Moorschutzstrategie der Bundesregierung ist Teil des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz, das Ökosysteme stärken soll, damit sie gleichzeitig Klimaschützer und Lebensraum für Pflanzen und Tiere bleiben. Der Beschluss der Nationalen Moorschutzstrategie setzt einen Auftrag aus der Koalitionsvereinbarung um. Die Strategie dient der Erreichung der Ziele des Bundes-Klimaschutzgesetzes, in dem das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 verankert wurde.
Die Nationale Moorschutzstrategie knüpft an die gemeinsam vom Bund und den Ländern im Herbst 2021 beschlossene Bund-Länder-Zielvereinbarung zum Klimaschutz durch Moorbodenschutz an und bildet die dortigen Ziele und Maßnahmen für die Bereiche der Land- und Forstwirtschaft ab. Wie die Bund-Länder-Zielvereinbarung baut die Strategie auf eine enge Kooperation mit den Landnutzer*innen und setzt stark auf finanzielle Anreize für Wiedervernässungsmaßnahmen und angepasste Bewirtschaftungsformen sowie den Aufbau von Wertschöpfungsketten.
Durch Wiedervernässungsmaßnahmen sollen die jährlichen Treibhausgasemissionen aus Moorböden bis zum Jahr 2030 um mindestens fünf Millionen Tonnen Kohlendioxidäquivalent reduziert werden. Der Bund will mit Wiedervernässungsmaßnahmen auf eigenen Flächen beispielhaft vorangehen. Die Strategie verfolgt weiterhin den konsequenten Schutz noch naturnah erhaltener Moore, verstärkte Forschung und Bildung zum Moorschutz sowie eine Stärkung der internationalen Zusammenarbeit.
In der Moorschutzstrategie steht die langfristige Perspektive der klimaverträglichen Nutzung der Moorböden in Deutschland im Mittelpunkt. Von entscheidender Bedeutung ist hier die Wiedervernässung der in der Vergangenheit entwässerten und intensiv genutzten Moorböden. Dies wird ein generationsübergreifender Weg werden. Die Strategie versucht eine ausgewogene Balance zwischen den Bedürfnissen der Menschen in den Moor-Regionen und unseren Verpflichtungen gegenüber zukünftigen Generationen zu formulieren.
Pressemitteilung Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV)
Mehr Infos: https://www.bmuv.de/themen/naturschutz-artenvielfalt/naturschutz-biologische-vielfalt/moorschutz
Siehe auch: WUZ 90 vom Dezember 2014, Seite 1+4 und WUZ 101 vom März 2016 Seite 1+4 (im Ausgaben-Archiv)
NABU zur Nationalen Moorschutzstrategie: Moore zügig wiedervernässen
Krüger: Moore sind wichtigster Verbündeter in der Klimakrise
Mit der heute im Kabinett beschlossenen Nationalen Moorschutzstrategie sollen die Emissionen aus entwässerten Mooren gesenkt und die größtenteils stark degradierten Ökosysteme wiederhergestellt werden. Der NABU begrüßt das Vorhaben ausdrücklich, kritisiert jedoch fehlende konkrete Schritte dazu, wie Moore zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2045 beitragen sollen.
NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger: „Das Zeitfenster, um überfällige Maßnahmen ambitioniert umzusetzen und die Klimawandelfolgen auf erträglichem Niveau zu halten, schließt sich. Moore sind einer unserer wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise. Durch ihre Wiedervernässung werden nicht nur Treibhausgasemissionen gesenkt, sondern ein bedeutender Beitrag für den natürlichen Klimaschutz und zur Klimawandelanpassung geleistet. Wasser muss endlich wieder in der Landschaft gehalten werden, damit der seit Jahren andauernden Dürre in vielen Regionen Deutschlands entgegengewirkt werden kann.“
Der NABU kritisiert insbesondere, dass die Moorschutzstrategie weiterhin fast ausschließlich auf das Prinzip der Freiwilligkeit setzt. Um klimaschädliche Nutzungen ab 2030 auszuschließen, müssen die notwendigen Förderprogramme und ordnungsrechtlichen Vorgaben zeitnah verankert und der Rechtsrahmen angepasst werden. Der NABU fordert die Bundesregierung daher dazu auf, die geplante Ausweisung von Vorranggebieten für den Moorschutz sowie die Verankerung eines öffentlichen Vorkaufsrechts für Moorböden schnellstmöglich umzusetzen und bestehende rechtliche Hürden bei Wiedervernässungsvorhaben abzubauen.
Obwohl die Entwässerung aller land- oder forstwirtschaftlich genutzten Moore bis 2045 beendet werden muss, zielt die vorliegende Strategie nur auf eine Senkung der Treibhausgasemissionen um zehn Prozent bis 2030 ab. Hier muss deutlich nachgeschärft und ein Maßnahmen- und Zielplan für die Beendigung einer entwässerungsbasierten Landnutzung zeitnah festgelegt werden. Die Bundesregierung bleibt der Landwirtschaft sonst nicht nur die notwendige Planungssicherheit schuldig, sie zeigt auch nicht auf, wie großflächige Betriebsumstellungen finanziell unterstützt werden können.
Hintergrund
Die entwässerungsbasierte Nutzung von organischen Böden stellt die zweitgrößte Einzelquelle für Treibhausgasemissionen in Deutschland dar. Und dass, obwohl Moorböden nur etwa sieben Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland ausmachen.
Bereits die Vorgängerregierung hatte deshalb in ihrem Koalitionsvertrag 2018 verankert, eine Nationale Moorschutzstrategie zu erarbeiten. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch aufgrund von Widerstand aus dem Landwirtschaftsministerium und das Umweltministerium veröffentlichte 2021 lediglich ein hausinternes Strategiepapier. Das nun, erst vier Jahre später, tatsächlich eine gemeinsame Moorschutzstrategie veröffentlicht wird, erhöht den Druck, nun schnellstmöglich großflächige Wiederherstellungsmaßnahmen in die Wege zu leiten.
Pressemitteilung NABU
Moorschutz in Hamburg: https://hamburg.nabu.de/natur-und-landschaft/moor/
Moorschutzstrategie der Bundesregierung richtiger Schritt – Ziele noch nicht ausreichend
Anlässlich der Verabschiedung der neuen nationalen Moorschutzstrategie im Kabinett erklärt Olaf Bandt, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): „Der BUND begrüßt die neue nationale Moorschutzstrategie als einen entscheidenden Schritt in die richtige Richtung. Mit der Verabschiedung im Kabinett wird sie nun zu einer Strategie der gesamten Bundesregierung. Das ist wichtig, denn Moore zu schützen und wieder herzustellen ist eine große gesellschaftliche Aufgabe, die nur gemeinsam zu stemmen ist. Es gilt, intakte Moore zu schützen, zerstörte Moore wiederzubeleben und trockene Moorböden unter Wasser zu setzen.
Der BUND fordert die Bundesregierung auf, die Moorschutzstrategie zügig fortzuschreiben und in der Zielsetzung anzuheben. Derzeit entweichen aus den entwässerten Moorböden Deutschlands jedes Jahr rund 53 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Das sind 6,7 Prozent der gesamten nationalen Treibhausgas-Emissionen. Alle Maßnahmen der Moorschutzstrategie sollen bis 2030 lediglich eine jährliche Einsparung von fünf Millionen CO2-Äquivalenten an Emissionen erreichen. Das ist viel zu wenig! Um Natur und Klima wirksam und großflächig zu schützen, braucht es zudem einen konkreten Fahrplan, der der jetzigen Strategie noch fehlt.“
Pressemitteilung BUND
Torffrei gärtnern: https://www.bund-hamburg.de/service/tipps/detail/tip/torffrei-gaertnern-moore-und-klima-schuetzen/