Kirschblütenfest: Statt Raketen – Rücksicht

NABU Hamburg fordert Alternativen zum Feuerwerk beim Kirschblütenfest
Vögel, Wildtiere und Menschen leiden vor allem in der Brutzeit unter lauter Knallerei // Appell an Politik: Konventionelles Feuerwerk grundsätzlich durch Drohnen-Shows ersetzen

Bunte Feuerräder, zischende Raketen und krachende Böller: Feuerwerk gehört für viele Menschen zu festlichen Anlässen einfach dazu- so auch beim traditionellen japanischen Kirschblütenfest auf der Außenalster am Freitag, den 23. Mai. Der NABU Hamburg appelliert jedoch an die Veranstalter, angesichts der extremen Störungen mitten in der Brutzeit statt konventioneller Knallerei auf innovative und umweltfreundliche Alternativen wie Laser- oder Drohnen-Shows zu setzen. Selbst das wäre nicht komplett ohne Umweltbelastung, immerhin aber ein guter Kompromiss zwischen Naturschutz und dem Bedürfnis nach Illumination.

„Das Kirschblütenfest ist ein wunderschönes kulturelles Ereignis, das die japanisch-deutsche Freundschaft feiert. Doch im 21. Jahrhundert lässt es sich auch ohne ein konventionelles Feuerwerk gut feiern. Gerade Japan ist ein Hochtechnologieland und moderne Licht- oder Drohnenshows können ebenso festlich wirken – mit wenig Lärm, Müll und Feinstaub. Zum Schutz und Erhalt von Lebensräumen und Arten, die durch unsere Lebensweise an vielen Stellen unter Druck steht, sollten wir bisherige kulturelle Rituale hinterfragen und vor dem Hintergrund unterschiedlicher Herausforderungen auch mal ändern“, sagt Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg. Deswegen spricht sich der NABU grundsätzlich dafür aus, nachhaltigere Alternativen ohne konventionelles Feuerwerk bei den zahlreichen jährlichen Veranstaltungen zu nutzen.

Vögel und andere Wildtiere leiden besonders unter knallendem Feuerwerk. Insbesondere in der sensiblen Brut- und Aufzuchtzeit zwischen März und August stellen Feuerwerke eine erhebliche Gefahr dar. Das Kirschblütenfest fällt genau in diese sensible Zeit. „Vögel reagieren mit Fluchtverhalten auf laute Knallgeräusche. Sie fliehen in große Höhen, landen für lange Zeit nicht und kehren nur zögerlich zu ihren Rast- und Schlafplätzen zurück. Feuerwerke während der Brutzeit können dazu führen, dass Vögel ihre Nester aufgeben und es keine Nachkommen gibt“, erklärt Marco Sommerfeld, Vogelschutzexperte beim NABU Hamburg. Der NABU fordert deshalb ein generelles Verbot von Feuerwerken während der Brutzeit. „Wer Kirschblüten an der Außenalster feiert, sollte auch die Tiere schützen, die an den Ufern der Alster brüten – insbesondere Wasservögel wie Stockente, Haubentaucher, Bläss- und Teichhuhn sowie weitere Vögel der Parkanlagen“, betont Sommerfeld. „Es ist Zeit, Kultur und Natur nicht länger gegeneinander auszuspielen – sondern neu miteinander zu denken.“.

Neben den ökologischen Folgen verursacht Feuerwerk grundsätzlich massive Umweltbelastungen: Hohe Feinstaubwerte, zurückbleibender Müll in Grünanlagen und Gewässern sowie die Störung nächtlicher Ruhe sind bekannte Probleme.

Auch aus sozialer Perspektive wird die Kritik an Feuerwerken lauter. Feuerwerk kann gerade in Zeiten von Kriegen für viele Menschen traumatisierend sein. „Mit Blick auf die geopolitische Lage, wäre es mehr als angebracht, diese Form der Feierlichkeiten zu überdenken. Laute Knallgeräusche und Explosionen können besonders bei Menschen, die aus Kriegsgebieten geflohen sind oder traumatische Erfahrungen gemacht haben, starke Belastungen und Angstzustände auslösen. Ein sensibler Umgang mit Feuerwerk ist daher auch eine Form der Solidarität und Rücksicht. Wir sollten Wege finden, um Feste zu feiern, die alle Menschen einbeziehen“, so Siegert weiter.

Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Forsa aus dem Jahr 2023 befürworten rund 60 Prozent der Deutschen ein Verbot privater Feuerwerke. Die gesellschaftliche Haltung ist im Wandel – jetzt ist es an der Politik, darauf zu reagieren.

Pressemitteilung NABU Hamburg

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