Erstmals wurde durch den Deutschen Wetterdienst (DWD) ein Klimareport für Hamburg veröffentlicht, der aktuelle Daten bis zum Jahr 2020 enthält und so die Entwicklung des Klimawandels für Hamburg von Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 bis heute aufzeigt. Der Klimareport macht zudem den Trend für die Zukunft bis zum Ende des Jahrhunderts deutlich und wurde heute von Umweltsenator Jens Kerstan und dem Deutschen Wetterdienst vorgestellt.
Eine der Kernaussagen des Reports lautet: Der Klimawandel ist längst in Hamburg angekommen und der langfristige Trend zeigt, dass deutlich mehr Niederschläge im Winter zu erwarten sind, während die Sommermonate trockener werden. Auch muss sich Hamburg auf häufigere und intensivere Starkregenereignisse einstellen. Die Aufzeichnungen aus der vorindustriellen Zeit bis heute zeigen, dass in Hamburg als Industrie- und Hafenstadt die Temperatur im Jahresmittel insgesamt schon um 1,7 Grad gestiegen ist, deutschlandweit liegt dieser Wert bei 1,6 Grad, weltweit bei 1,1 Grad. Zum Ende des Jahrhunderts wird die durchschnittliche Jahrestemperatur nochmals um mindestens 0,5 Grad steigen und zwar unter der Voraussetzung, dass sehr ambitionierte Klimaschutzziele erreicht werden. Ohne Klimaschutz würde ein durchschnittliches Jahr bis dahin ca. zwei Grad wärmer sein als die absoluten Rekordjahre 2014 und 2020 mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 10,9 Grad. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt aktuell bei 9,8 Grad.
Auch die Vegetationszeiten verändern sich durch die Erwärmung. Bereits heute finden die Hasel- und die Apfelblüte im Schnitt etwa zwei Wochen früher statt, Früchte werden entsprechend früher reif. Es regnet zudem insgesamt mehr in Hamburg.
Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft: „Der Klimareport verdeutlicht auf eindringliche Weise wie wichtig es ist, dass wir die CO2-Emissionen weltweit schnell reduzieren. Die neue Bundesregierung muss Deutschland zum Vorbild machen und endlich die Energiewende beschleunigen und den Ausstieg aus der Kohle zeitlich vorziehen. Je mehr wir beim Klimaschutz schaffen, desto besser sind wir in der Lage, uns noch an die Klimafolgen anzupassen. Hamburg hat schon einiges auf den Weg gebracht, um den Klimaschutz zu stärken und die Folgen des Klimawandels abzumildern. Doch wir müssen noch mehr tun. Die gravierenden Flutkatastrophen im Juli zeigen, wie wichtig vorausschauendes Handeln ist. Und wir müssen jetzt handeln, damit wir für die Zukunft gut vorbereitet sind und die zu erwartenden Starkregen, Dürreperioden und Hitzewellen bewältigen können. Der Klimareport ist ein weiterer Beleg dafür, dass wir in Hamburg unsere Klimaziele verschärfen müssen sowie eine wichtige Grundlage zur Weiterentwicklung unserer Strategie zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels.“
Dr. Christina Koppe, DWD Abteilungsleiterin Klima- und Umweltberatung: „Der Klimawandel ist auch in Hamburg Realität und er zeigt sich bei den verschiedenen im Hamburger Klimareport ausgewerteten meteorologischen Größen. Das sich bei fortschreitendem Klimawandel verändernde Stadtklima wird uns auch in den nächsten Jahrzehnten beschäftigen. Eine besondere Herausforderung an die Stadt wird sich durch die zunehmenden Starkniederschlagsereignisse ergeben.“
Der Klimareport Hamburg wurde in Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Wetterdienst und der Hamburger Umweltbehörde erarbeitet. Er enthält eigenständige Beiträge von Hamburg Wasser, dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie sowie der Bundesanstalt für Wasserbau. Der Bericht stellt für die Parameter Temperatur, Niederschlag, Sonnenschein, Wind, Phänologie und Meeresspiegel dar, welche Veränderungen in den Messdaten über lange Zeiträume bis heute zu sehen sind und wie diese Parameter sich in Zukunft unter zwei CO2-Emissionsszenarien weiter entwickeln können. Der Klimareport dient als wichtige Grundlage, um die Stadt Hamburg auf die Folgen des Klimawandels vorzubereiten und rechtzeitig Maßnahmen zu planen.
Der Klimareport ist abrufbar unter www.dwd.de/klimareports.
Der Hamburger Senat hat die Herausforderungen des Klimawandels bereits früh erkannt und gehandelt. Unter anderem mit einem Klimaplan und einem Klimaschutzgesetz, das bundesweit Maßstäbe gesetzt hat. Es wurden wichtige Grundlagen geschaffen, um die Bürgerinnen und Bürger vor den negativen Folgen des Klimawandels zu schützen und die Funktionsfähigkeit der städtischen Infrastruktur zu erhalten. Im Hamburger Klimaplan sind die Maßnahmen beschlossen worden, die notwendig sind, um die flächendeckende Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen voranzutreiben. In diesem Jahr wurde unter anderem die Starkregengefahrenkarte veröffentlicht, die nun für Starkregenvorsorge genutzt wird. In Oberbillwerder entsteht ein neuer Stadtteil mit einem hochwertigen wasserwirtschaftlichen Konzept, das den Umgang mit alltäglichen und außergewöhnlichen Wassermengen, so auch mit Starkregenereignissen, nach den Anforderungen der RegenInfraStrukturAnpassung (RISA) managt. Des Weiteren hat Hamburg u. a. eine Gründachstrategie und ein Fassadenbegrünungsförderprogramm aufgelegt, ein Deicherhöhungsprogramm sowie ein Sonderprogramm zur Neu- und Nachpflanzung und zur Pflege und Unterhaltung von Bäumen.
Pressemitteilung der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) / Deutscher Wetterdienst
Heiß, heißer, Hamburg – NABU-Kommentar zum Klimareport Hamburg
Siegert: „Es ist bereits zehn nach zwölf!“
Angesichts des heute vom Deutschen Wetterdienst vorgelegten Klimareports sorgt sich der NABU Hamburg um die lebenswerte Zukunft der Hansestadt. Denn laut Klimareport wird es in Hamburg unaufhaltsam wärmer. Seit 1881 ist die Durchschnittstemperatur bereits um 1,7 Grad gestiegen und liegt damit schon heute über dem Pariser Klimaziel von 1,5 Grad. Bis 2050 soll die Temperatur in der Hansestadt trotz Maßnahmen zur Eindämmung voraussichtlich um rund ein weiteres Grad ansteigen. Heiße Tage und tropische Nächte werden in Zukunft immer häufiger werden. Das hat nicht nur erhebliche Folgen für die menschliche Gesundheit, sondern auch für Natur und Umwelt.
Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg, kommentiert die Ergebnisse des Hamburger Klimareports wie folgt:
„Die Ergebnisse des Klimareports für Hamburg sind erschreckend. Hier geht es nicht um Angstmache, sondern um dramatische reale Entwicklungen. Es ist bereits zehn nach zwölf und die Zeit lässt sich nicht mehr zurückdrehen. Deswegen muss es jetzt um massive Schadensbegrenzung gehen. Wer so tut, als könnten wir ohne deutliche Einschränkungen die Klimakatastrophe abwenden, der hat das Ausmaß dessen, was uns bevorsteht, absolut nicht verstanden.
Wir brauchen unmittelbar fundamentale und strukturelle Veränderungen in unserer Lebensweise – und wir brauchen endlich Politiker*innen, die uns das auch ehrlich und angstfrei ins Gesicht sagen. Die Politik hat durch mangelnden Handlungswillen und den Druck starker Lobbygruppen maßgeblich zu dieser gravierenden Entwicklung beigetragen. Nur die Politik selbst kann jetzt verantwortungsvoll eine überfällige Trendwende einläuten.
An das, was unvermeidbar auf uns und vor allem kommende Generationen zukommen wird, müssen wir uns bestmöglich vorbereiten und anpassen. Gleichzeitig müssen konsequent alle Anstrengungen in eine allgemeine Abmilderung der Klimakatastrophe gesteckt werden.“
Pressemitteilung NABU Hamburg
Klimareport: BUND fordert wirksamen Klimaplan
Hansestadt ist von Klimafolgen besonders betroffen / Erhalt von Bäumen, Grünflächen und Flutschutz sind wichtigste Maßnahmen
Umweltsenator Kerstan hat heute zusammen mit dem Deutschen Wetterdienst einen Klimareport für Hamburg vorgestellt. Dieser zeigt, dass der Klimawandel längst in der Hansestadt angekommen ist und die Temperaturen hier sogar stärker steigen als im Bundesmittel und deutlich stärker als im weltweiten Mittel.
Dazu Christiane Blömeke, Vorsitzende des BUND Hamburg: „Hamburg ist vom Klimawandel stärker betroffen als viele andere Regionen und hat deshalb auch eine besondere Verantwortung, den Klimawandel mit allen Mitteln zu bekämpfen. Wir brauchen jetzt eine sehr ambitionierte Klimapolitik, aber auch eine Politik, die dazu geeignet ist, die schlimmsten Klimafolgen für Hamburg und seine Bevölkerung abzuwenden.“
Dies bedeute, dass die Stadt alles dafür tun müsse, um insbesondere die innerstädtischen Bereiche grüner und schattiger zu gestalten, dass kein einziger alter Baum ohne Not gefällt werden dürfe und dass überall, wo es möglich ist, neue Bäume gepflanzt werden. Verkehrsflächen müssten im Zuge einer konsequenten Mobilitätswende zurückgebaut und wenn neue Flächen für Bebauung oder Verkehr genutzt werden, müssten im Sinne einer konsequenten Netto-Null-Politik an anderer Stelle entsprechende Flächen im Verhältnis 1:1 der Natur zurückgegeben werden.
Eine weitere Bedrohung für Hamburg ist aus Sicht des BUND der Anstieg des Meeresspiegels, der sich über die Elbe bis in die Hansestadt überträgt. Um der damit verbundenen Gefahr von schneller und höher auflaufenden Sturmfluten vorzubeugen, dürfte die Elbe um keinen Zentimeter weiter vertieft werden. Im Gegenteil müsse die Stadt die Kooperation mit den norddeutschen Seehäfen ausbauen, damit es für die ganz großen Schiffe keine Notwendigkeit mehr gäbe, Hamburg anzulaufen. „Eine weniger tiefe Elbe ist der beste Schutz gegen Flutkatastrophen“, so die BUND-Vorsitzende.
Die BUND-Vorsitzende betont, dass Umweltsenator Kerstan im Rahmen der Klimawoche in der vergangenen Woche zugegeben hat, dass der Hamburger Klimaplan weit davon entfernt ist, das 1,5-Grad-Ziel anteilig für Hamburg zu erreichen. Wenn man das zu berechnende CO2-Budget für Hamburg ernst nähme, müsse man sehr viel schneller und entschiedener handeln. „Vor dieser Erkenntnis ist es unerklärlich, dass der Senat nicht längst einen neuen und wirksameren Plan präsentiert hat“, so Christiane Blömeke.
Pressemitteilung BUND Hamburg