Wer ist Hamburgs bester Klimaretter? Die dreimonatige gleichnamige Aktion ist jetzt abgeschlossen: Fast die Hälfte der Teilnehmenden hat ihre persönliche CO2-Bilanz im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Drittel verbessert.
Die Umweltbehörde hatte zusammen mit dem Hamburger Abendblatt zu der Aktion aufgerufen und eine Gruppe von 21 Haushalten ausgewählt– immer drei aus jedem Bezirk und bunt gemixt nach Alter, Lebens- und Wohnsituation. Beworben hatten sich rund 180 Haushalte.
Die „Klimaretter“-Aktion lief von Mitte Februar bis Ende Mai. Die Ausgangsdaten (‚vorher‘) wurden mit Hilfe eines CO2-Fußabdruckrechners und durch Nachhaltigkeits-Fachleute vor Ort im Haushalt gemeinsam mit den Teilnehmenden ermittelt, die Abschlussbilanz wurde coronabedingt per Telefon gezogen. Grundlage der Berechnungen war ein Online-CO2-Rechner, der das eigene Alltagsleben auf die CO2-Auswirkung durchleuchtet. Einen solchen Rechner bot und bietet die Umweltbehörde weiterhin für alle auf www.moinzukunft.hamburg/CO2-rechner an. Mit wenigen Klicks errechnet er anhand von Wohnungsgröße, Strom- und Heizungsangaben, Mobilitäts-, Ernährungs- und Konsumgewohnheiten einen Näherungswert an den sogenannten CO2-Fußabdruck eines Haushalts. Der Fußabdruck bezeichnet die Menge CO2, die ein Mensch rechnerisch durch seinen Lebensstil verursacht.
Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Klima und Energie: „Wir haben ein Klimaschutzgesetz und einen ehrgeizigen Klimaplan mit mehr als 400 Maßnahmen. Bei der Umsetzung sind alle Teile der Gesellschaft gefragt, damit wir bis 2030 den CO2-Ausstoß der Stadt halbieren. Der private Sektor soll rund 2 Mio Tonnen CO2 einsparen. Gefragt sind also nicht nur Wirtschaft, Industrie oder der Transportsektor, sondern auch Sie und ich – wir alle. Mit der ‚Klimaretter“-Aktion wollten wir zeigen, dass Einsparungen in Privathaushalten oft unkompliziert und ohne große Anstrengungen möglich sind. Das ist gelungen. Ich hoffe, dass möglichst viele Menschen sich mit ihrer persönlichen CO2-Bilanz auseinandersetzen und konkrete Schritte für Einsparungen tun. Die Bandbreite für simple, aber effiziente Einsparmöglichkeiten ist groß.“
Was haben die „Klimaretter“ konkret getan oder geplant?
Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Aktion sind zu Öko-Stromanbietern gewechselt und interessieren sich für kleine und Kleinstsolaranlagen. Preiswerte Messgeräte zeigten ihnen Einsparpotenziale bei Haushaltsgeräten aller Art, ein neuer Kühlschrank der Effizienzklasse A+++ kann den Stromverbrauch halbieren, Glühbirnen wurden durch Energiesparlampen und LEDs ersetzt. Eine Familie wird ihre Öl- durch eine Holzpellet-Heizung ersetzen. Ältere Personen in Mehrzimmerwohnungen bemühen sich um Mitbewohner, da große Wohnflächen, die von nur wenigen genutzt werden, den persönlichen CO2-Ausstoß in die Höhe treiben.
Bei Lebensmitteln wird vermehrt auf regionale und saisonale Produkte gesetzt, und Butter lassen viele jetzt links liegen – sie hat mit rund 24 kg CO2 pro Kilo Butter einen sehr großen Fußabdruck bei den Lebensmitteln. Andere aus der Gruppe der „Klimaretter“ senken den Fleischkonsum auf nur noch einmal pro Woche. Besonders die Kinder drängen in vielen der Familien auf eine noch klimafreundlichere Ernährung. Hier ist ein Einsparhebel, denn der CO2-Fußabdruck von 1 kg Rindfleisch beträgt durchschnittlich 15 kg, der von Gemüse im Schnitt 150 Gramm. Eine Teilnehmerin stellt ihren Blumengarten auf Obst- und Gemüseanbau um.
Weitere Erkenntnisse und geänderte Gewohnheiten sind beispielsweise: Der Haushalt lässt sich auch ohne Putz-Chemie reinigen. Natron, Zitronensäure, Essig und Schmierseife reichen aus, um Haus oder Wohnung auf Hochglanz zu bringen. Der ganz große Renner unter den Maßnahmen war bei fast allen „Klimarettern“ das Fahrradfahren, selbst eingefleischte Autonutzer erledigen jetzt Einkäufe auf zwei Rädern, und trotz Corona soll die Bahn das Flugzeug in vielen Fällen bei Reisen ersetzen. Eine der Familien schwört auf ihr neues E-Lastenfahrrad, andere verzichten immer mehr aufs Auto oder haben ihren Wagen kurzerhand verkauft. Wieder andere betreiben jetzt privates Carsharing – ein Wagen wird im Freundeskreis reihum genutzt.
Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer freuen sich über viele weitere anregende Tipps und wollen sich über das Ende der Aktion hinaus untereinander austauschen und vor allem auch Freunde und Nachbarn mit ihren Ideen inspirieren. Immer wieder war zu hören: „Klimaschutz kann einfach sein und auch einfach Spaß machen!“
Die drei Klimaretterinnen und Klimaretter mit dem aktuell niedrigsten CO2-Fußabdruck gewinnen als exklusive Preise eine Führung durch die Wärmetechnik der Elbphilharmonie (zur Verfügung gestellt von Wärme Hamburg), ein großes Bio-Familienfrühstück mit Schafen und Schäferin und anschließender Führung auf Gut Karlshöhe (organisiert durch die Hamburger Klimaschutzstiftung) und eine Führung durch den Energiebunker Wilhelmsburg (ermöglicht von HamburgEnergie).
Pressemitteilung der Behörde für Umwelt und Energie