Vorläufiges Ergebnis der „Stunde der Wintervögel 2019“ aus 1.383 Hamburger Gärten / Einbruch bei der Amselpopulation
Am heutigen Dienstag, den 15. Januar endet die Eingabefrist für die neunte „Stunde der Wintervögel“. In Hamburg haben sich 1.972 Menschen beteiligt und 37.435 beobachtete Vögel gemeldet.
Die Kohlmeise bleibt, wie im Vorjahr, der häufigste Wintervogel in Hamburg, gefolgt von der Blaumeise auf Platz 2 und der Amsel auf dem dritten Platz. Trotz der Position auf dem Treppchen zeigt die Zwischenbilanz, dass die Amselbestände stark eingebrochen sind. Mit einem Rückgang von 39% im Vergleich zu 2018 hat der erstmalige Ausbruch des Usutu-Virus im vergangenen Sommer deutliche Spuren hinterlassen. Die Amsel wird aber langfristig nicht aus der Hafenmetropole verschwinden, zeigt sich Marco Sommerfeld, Vogelschutzexperte beim NABU Hamburg zuversichtlich: „Amseln können zwei- bis dreimal im Jahr brüten. Ihre Bestände werden sich daher auch wieder erholen.“
Unter die fünf häufigsten Arten schafften es noch Ringeltaube und Haussperling auf die Plätze 4 und 5. Bundesweit ist der Haussperling Spitzenreiter mit 6,4 Vögeln pro Garten. In Hamburg hat sich der Bestand zumindest nicht weiter verschlechtert, denn der Haussperling steht mittlerweile aufgrund sinkender Bestände in den vergangenen Jahrzehnten auf der Vorwarnliste der Roten Liste gefährdeter Brutvogelarten in Hamburg.
Weniger besorgniserregend ist die Tatsache, dass in diesem Jahr deutlich weniger typische Futterhausbesucher wie Meisen, Kleiber, Eichelhäher, Buntspechte oder Gimpel beobachtet wurden. Die Ursachen sind witterungsbedingt: Diese Arten finden derzeit außerhalb der Gärten, in den schneefreien Wäldern, noch ausreichend Nahrung und fliegen deshalb nicht die Futterstellen in den Gärten an.
Der insgesamt bisher am deutlichsten zurückgehende Hamburger Wintervogel ist der Grünfink. Seine Bestände nehmen seit 2011 um im Mittel über 14 Prozent jährlich ab in Hamburg. Diese Art ist sehr standorttreu, so dass Zu- und Wegzug bei diesen Finken keine Rolle spielen. In diesem Jahr gibt es zumindest eine gute Nachricht: Mit 0,8 Vögeln pro Garten bleibt dieser Art im Zwischenergebnis ein neuer Negativrekord erspart. Die Zunahme von 2018 auf 2019 liegt bei 36 %.
Die Experten des NABU vermuten zum einen, dass Veränderungen in der Landwirtschaft, die kaum noch Erntereste und Wildblumensamen für den Grünfink bereit hält, den Negativtrend befeuert. Zum anderen ist aber auch eine Infektion mit einem einzelligen Parasiten (Trichomoniasis), der an verunreinigten Vogeltränken verbreitet wird und besonders Grünfinken befällt eine Hauptursache dieses anhaltenden Rückgangs.
Deutschlandweit wurden bei der diesjährigen Zählung durchschnittlich 38 Vögel pro Garten gesichtet, der langfristige Trend liegt bei 39 Vögel über die letzten neun Jahre gesehen. Wenn man die vier Großstädte Deutschlands vergleicht, so ist Berlin mit einem Durchschnitt von 34 Vögeln pro Garten in diesem Jahr an der Spitze. Zu diesem Ergebnis trägt vermutlich die noch intakte Haussperlingspopulation in Hauptstadt bei. Köln (25 Vögeln pro Garten) und München (26 Vögel pro Garten) liegen mit dieser Zahl etwas unterhalb von Hamburg, das mit 27 Vögel pro Garten den zweiten Platz unter den deutschen Großstädten belegt.
Pressemitteilung NABU HH