Zwei Tage später als geplant ist heute die diesjährige UN-Klimakonferenz im ägyptischen Sharm El-Sheikh nach zähem Ringen zu Ende gegangen. Ein Fonds, um Klimafolgeschäden in den ärmsten Ländern der Welt auszugleichen, wurde beschlossen. Einen Ausstieg aus allen fossilen Energien erwähnt das Abschlusspapier mit keinem Wort.
Den Ausgang der UN-Klimakonferenz kommentiert Martin Kaiser, geschäftsführender Vorstand von Greenpeace Deutschland:
Dass am Ende dieser Konferenz der Beschluss über einen Loss-and-Damage-Fonds steht, ist ein Erfolg für die am stärksten von der Klimakrise betroffenen Menschen, die nun endlich auf verbindliche finanzielle Unterstützung zur Bewältigung von Klimafolgeschäden hoffen können. Ihr jahrelanger Kampf um Klimagerechtigkeit zahlt sich hier in Sharm El-Sheikh endlich aus. Nun müssen die Verursacher der Klimakrise zu ihrer Verantwortung stehen und den neuen Hilfstopf ordentlich befüllen.
Die 100 Milliarden Dollar für Klimaschutz und Klimaanpassung, die eigentlich seit 2020 jährlich verbindlich fällig wären, sind die Industriestaaten bis heute schuldig geblieben – das Misstrauen gegenüber den reichen Staaten ist verständlicherweise groß. Hätten insbesondere die USA ihre Rechnung bezahlt, wären die G7 in einer besseren Verhandlungsposition gewesen, auch China und andere Schwellenländer schon jetzt zur Einzahlung in den Fonds zu verpflichten.
Am Ende dieser Klimakonferenz klebt somit ein kleines Pflaster auf einer riesigen klaffenden Wunde.
Es ist ein Skandal, dass die ägyptische COP-Präsidentschaft Petrostaaten wie Saudi-Arabien den Raum geboten hat, jeden wirksamen Klimaschutz zu torpedieren. Sie haben verhindert, dass es eine klare Entscheidung zum dringend notwendigen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas gibt. Die COP27 riskiert damit in fahrlässiger Weise die Einhaltung des 1,5-Grad-Limits.
Der weltweite Ausstieg aus allen fossilen Energien muss nun außerhalb der Klimakonferenz vorangetrieben werden. Außenministerin Baerbock hat hier in Sharm El-Sheikh wiederholt beteuert, dass sie den weltweiten Ausstieg aus allen fossilen Energien vorantreiben will. Um glaubwürdig zu bleiben, muss sie Olaf Scholz nun von seinem Vorhaben abhalten, staatliche Investitionen und Kreditabsicherungen in neue Gasinfrastruktur zu lenken.”
Pressemitteilung Greenpeace
Abschlusserklärung COP27: Deutsche Umwelthilfe bewertet Ergebnisse des Weltklimagipfels als unzureichend, um fossile Abhängigkeiten zu reduzieren
Die am frühen Sonntagmorgen beschlossene Abschlusserklärung der 27. Vertragsstaatenkonferenz der UN-Klimakonvention (COP27) im ägyptischen Scharm-El-Scheich kommentiert Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), wie folgt:
„Der Weltklimagipfel hat nicht mehr als einen ungenügenden Formelkompromiss zustande gebracht und lässt den Planeten so weiter auf der schiefen Bahn in die Klimakrise abgleiten. In der Abschlusserklärung wurde der Ausstieg aus fossilem Erdöl und Gas vollkommen ausgeklammert. Mitschuld daran trägt auch die deutsche Bundesregierung mit ihrem Beharren auf den von Kanzler Scholz persönlich eingefädelten Erdgas-Deal mit dem afrikanischen Senegal. Und auch die dringend notwendige Anhebung der größtenteils unzulänglichen Klimapläne aller Staaten, wurde auf die Folgekonferenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten im kommenden Jahr verschoben. Damit geht wieder einmal wertvolle Zeit verloren. Zeit, die die Menschen und die Natur, die schon heute konkret unter den Folgen der Klimakrise leiden, nicht haben. Und obwohl das 1,5-Grad-Ziel auf der Konferenz bekräftigt wurde, fehlt von konkreten Taten erneut jede Spur. Auch die EU hat mit ihrer unverbindlichen Ankündigung, das eigene Ziel zur Treibhausgasreduktion bis 2030 von 55 auf 57 Prozent anzuheben, nur einen Trippelschritt zu einem angemessenen Beitrag Europas zur Klimagerechtigkeit getan. Um dem mangelnden politischen Willen entgegenzuwirken und um weitere fossile Abhängigkeiten zu verhindern, haben wir gemeinsam mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren aus Deutschland und dem Senegal die ‚Senegal Germany Peoples Alliance for Climate Justice‘ mitgegründet. Das senegalesische Gasabkommen muss gestoppt werden – für eine klimagerechte Zukunft!“
Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe