Der Senat hat heute beschlossen, die für den länderübergreifenden Biotopverbund wichtigen Flächen planerisch zu sichern. Dies ist Voraussetzung, um in den Grünflächen und Landschaftsräumen Hamburgs das Überleben der heimischen Flora und Fauna zu ermöglichen. 23,2 Prozent der Stadtfläche sind nun im Landschaftsprogramm Hamburg als Flächen für den Biotopverbund dargestellt – damit geht Hamburg weit über die gesetzlichen Mindestanforderungen von 15 Prozent hinaus und erfüllt die Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag.
Dies ist ein wichtiger Schritt, um in der wachsenden Stadt das Grün und die Lebensqualität langfristig zu sichern.
Umweltsenator Jens Kerstan: „Außerhalb der Naturschutzgebiete ist nahezu jeder Flecken Landschaft genutzt. Die natürlichen Lebensräume werden immer kleiner. Durch die industrielle Landwirtschaft sind viele Arten bedroht, gerade die Städte werden als Räume der Artenvielfalt immer wichtiger. Deshalb müssen die Biotope in der Stadt auch langfristig miteinander verbunden werden. Hierzu soll der Biotopverbund für Hamburg dienen. Er soll einer weiteren Zerschneidung der natürlichen Lebensräume von Pflanzen und Tieren entgegenwirken. Der Biotopverbund ist ein wichtiger Schritt, Natur und Grün in der Stadt langfristig zu sichern. Das kommt allen Hamburgerinnen und Hamburgern zu Gute.“
Die Sicherung von Biotopverbundflächen ist von besonderer Bedeutung, um die Wanderung wild lebender Tiere und Pflanzen zu ermöglichen und so ihren Bestand einschließlich ihrer Lebensräume zu erhalten. Beispielsweise Otter und Biber, Moorfrosch und Rotbauchunke oder seltene Vogelarten wie die Feldlerche oder Uferschnepfe sind wieder in Hamburg heimisch. Auch für Insekten und Schmetterlinge – deren Bestände zuletzt dramatisch geschrumpft sind – bieten die Biotopflächen wichtige Lebensräume. Pflanzen wie Sumpfdotterblume, Silbergras und Sonnentau sind in ihren Vorkommen ebenfalls ein Hinweis auf die besondere ökologische Qualität Hamburger Lebensräume.
Für die Hamburgerinnen und Hamburger sind die Biotopverbundflächen wichtige Naturerlebnisräume vor ihrer Haustür. Teile davon werden künftig gezielt entwickelt und aufgewertet, zum Beispiel im Rahmen des Projekts „Natürlich Hamburg!“ oder bei der Entwicklung der Ringe und Landschaftsachsen im Grünen Netz.
Die Inhalte zum länderübergreifenden Biotopverbund, die sich aus Untersuchungen zu Gewässer-, Feucht-, Trocken- und Waldlebensräumen ergeben haben, sind neu in das Landschaftsprogramm Hamburg aufgenommen worden. Die benannten Flächen des Biotopverbunds sind bereits rechtlich gesichert. Sie enthalten alle Naturschutzgebiete Hamburgs, natürlich auch den Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer – ebenso Naturdenkmäler, besonders wertvolle Teilbereiche von Landschaftsschutzgebieten, gesetzlich geschützte Biotope und anderweitig gesicherte Biotopverbundflächen. Der Flächenumfang beträgt 23,2 Prozent Hamburgs (ohne den Nationalpark Wattenmeer). Zusätzlich werden 3,7 Prozent als Prüfflächen für den Biotopverbund benannt. Die Möglichkeiten zur rechtlichen Sicherung dieser Flächen sind künftig in detaillierten Planverfahren unter Abwägung aller Belange zu ermitteln.
Die Schwerpunktbereiche des Biotopverbunds in Hamburg liegen an Gewässerläufen mit wertvollen Uferbereichen, im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer, in den Marschgebieten Hamburgs mit Grünlandnutzung, in den Feldmarken und den Waldflächen am Stadtrand sowie in den waldartigen Parkanlagen wie dem Altonaer Volkspark, dem Stadtpark, sowie dem Ohlsdorfer und dem Öjendorfer Friedhof (samt Park).
Auch vor dem Hintergrund des Klimawandels ist die Schaffung eines länderübergreifenden Biotopverbunds von großer Bedeutung. Da sich die Verbreitung von Arten verschiebt, ist die Schaffung von Korridoren zur Vernetzung von Lebensräumen erforderlich. Der Verbund der Flächen mit ebenfalls naturnahen Bereichen im Hamburger Umland ist mit den Nachbarbundesländern abgestimmt. In Niedersachsen und Schleswig-Holstein werden die Biotopverbundflächen in der dortigen Landschaftsplanung dargestellt.
Pressemitteilung der Behörde für Umwelt und Energie
Mehr Infos über “Natürlich Hamburg” : https://www.hamburg.de/bue/9941644/2017-11-28-bue-naturschutz-grossprojekt/
und zum “Grünen Netz”: https://www.hamburg.de/gruenes-netz/
Grafik unter: https://www.hamburg.de/pressearchiv-fhh/11946886/2018-12-11-bue-senat-beschliesst-biotopverbund/
NABU: Na endlich! – Länderübergreifender Biotopverbund in das Landschaftsprogramm aufgenommen
Der NABU Hamburg begrüßt die überfällige Ausweisung des länderübergreifenden Biotopverbundes für Hamburg. Bereits im November 2007 hatte die damalige Bundesregierung eine „Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt“ verabschiedet und konkrete Ziele für den Aufbau eines Biotopverbundes aufgegeben. Erst im Jahr 2012 wurde von der damaligen Hamburger Umweltbehörde die Fachgrundlage Biotopverbund erarbeitet. Es dauerte dann noch weitere sechs Jahre und mehrere Anläufe, um den Biotopverbund nun in das Landschaftsprogramm zu integrieren und damit als verbindliche und abwägungsrelevante Grundlage für die weitere Natur- und Stadtentwicklung Hamburgs zu verankern. Dadurch wurde wertvolle Zeit verschenkt – für den Biotopverbund bedeutende Flächen wurden zwischenzeitlich überplant.
Gerade vor dem Hintergrund der vielfältigen Flächenbedarfe in einer Stadt wie Hamburg ist es wichtig, die für den Naturhaushalt existentiellen Flächen zu identifizieren und diese für den Erhalt und die Förderung der Biodiversität zu schützen. Dazu gehört als nächster Schritt, den sogenannten Prüfflächen einen rechtlichen Schutzstatus zu verleihen, so wie es die Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes fordern.
Der heutige Beschluss wird deshalb vom NABU Hamburg begrüßt. Gleichzeitig betont der Verband, dass er kein bloßes Lippenbekenntnis sein darf. „Der Biotopverbund darf nicht nur auf dem Papier existieren“, betont Alexander Porschke, 1. Vorsitzender des NABU Hamburg. „Der NABU wird genau darauf achten, ob der nun beschlossene Biotopverbund bei Wohnungsbau-, Gewerbe und Infrastrukturprojekten in Hamburg tatsächlich die Sicherungswirkung für Natur und Grün entfaltet, wie es der Senat heute ankündigt.“
Eine Ausweisung von Biotopverbundflächen in einer Planungsgrundlage reiche allein nicht. Es müssen nun Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen auf den Biotopverbundflächen unternommen werden, um die Funktion des Biotopverbundes wirksam zu machen, so die Ansicht des NABU Hamburg. Dafür müssen die entsprechenden finanziellen und personellen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.
Pressemitteilung NABU Hamburg