Kreuzfahrtschiffe stinken weiter

Nach der Auswertung zweier Bürgerschaftsanfragen NABU_mir_stinktszur Nutzung von Landstromanschlüssen in Hamburg, kritisiert der NABU jetzt die Kreuzfahrtreedereien. Viele zeigten keinerlei Bereitschaft, Maßnahmen zur Luftreinhaltung zu ergreifen und z.B. das Angebot Hamburgs für Landstrom zu nutzen, so der Umweltverband. Der NABU sieht die Reedereien in der Pflicht, ihre Schiffe umgehend für die Abnahme von Landstrom im Hamburger Hafen auszurüsten und diesen dann auch zu nutzen.

 

„Angesichts erheblicher Schiffsemissionen auch aus der Kreuzfahrtindustrie bietet der Hamburger Hafen schon jetzt mit der LNG Hybrid Barge in der Hafencity eine Möglichkeit für Kreuzfahrtschiffe, sauberen Strom abzunehmen“, betont Alexander Porschke, Vorsitzender des NABU Hamburg. „Ab kommendem Jahr wird dieses Angebot durch den festen Landstromanschluss beim Cruise Terminal Altona noch ergänzt.“ Jedoch verdeutlicht die Antwort des Hamburger Senats auf eine „Schriftliche Kleine Anfrage“ (SKA) der Linken vom September 2015, dass von 23 Schiffen, die den Hamburger Hafen im Jahr 2015 bisher über 90 Mal angelaufen haben, mit der AIDAsol nur ein einziges Schiff das Angebot in der Hafencity angenommen hat. Dabei sind laut der Antwort des Senats auf eine SKA der FDP zum Thema Landstrom ebenfalls vom September 2015 mit der Europa 2 (Hapag Lloyd), der MSC Splendida (MSC) und der Queen Mary 2 (Cunard) bereits drei weitere Kreuzfahrtschiffe in der Lage, Landstrom abzunehmen, und außerdem weitere zur Abnahme vorgerüstet.

„Ein so krasses Missverhältnis von Angebot und Nachfrage muss dringend beseitigt werden. Alle Schiffe, die bereits Landstrom abnehmen können, müssen das auch tun“, fordert Porschke. „Wir sehen die Reedereien in der Pflicht, umgehend die Schiffe ab Baujahr 2002 nachzurüsten, bei denen das problemlos geht, und so schleunigst ihren Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität in Hamburg zu leisten.“ Darüber hinaus führe die Nutzung von Landstrom zu einer Reduzierung von Infraschall durch die sonoren Schiffsmotoren, der in den umliegenden Wohngebieten zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Infraschall liegt unterhalb der Hörschwelle des Menschen und hat gegebenenfalls Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem.

Die Kreuzfahrtindustrie boomt. Jährlich würden nach Ansicht des NABU Milliarden an Euro umgesetzt und meist in den Neubau von Schiffen ohne oder mit wenig Abgastechnik investiert. „Für Brauereien mit Meerwasserentsalzungsanlagen, Eislaufbahnen, Poollandschaften oder anderes aufwendiges Entertainment an Bord wird mit vollen Händen Geld ausgegeben. Geht es jedoch um umweltfreundliche Technologie, sind die Taschen Reedereien förmlich zugenäht“, ist Porschke verärgert. Selbstverständlich müssten alle Schiffe grundsätzlich mit Katalysatoren und Rußpartikelfiltern ausgestattet sein und sauberen Kraftstoff tanken, fordert der NABU. Porschke: „Die Stadt Hamburg hat nun rund 20 Millionen Euro in die Landstromangebote investiert. Wenn die Reeder diese nicht nutzen, belasten die Abgase uns weiter. Das darf nicht zugelassen werden.“
Pressemitteilung NABU Hamburg

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