Der Hamburger Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert anlässlich des Tages gegen Lärm am Mittwoch deutlich mehr Maßnahmen gegen die Lärmbelastungen, die die Gesundheit und Lebensqualität mehrerer 100.000 Menschen in Hamburg einschränken. Der Tag gegen Lärm findet bereits das 20. Mal statt, in diesem Jahr zusammen mit dem International Noise Awareness Day in Europa:
Der BUND Hamburg kritisiert insbesondere die Entwicklung am Hamburger Flughafen. Steigende Lärmwerte und über 7.000 Starts und Landungen nach 22 Uhr im letzten Jahr seien für einen innerstädtischen Flughafen nicht zu akzeptieren. Gerade wurde durch eine neue Studie der Universität Basel bestätigt, dass das Herzinfarktrisiko schon bei deutlich niedrigeren Werten als bislang angenommen nachweisbar zunimmt. Instrumente wie die sogenannte „Pünktlichkeitsoffensive“, eine Vereinbarung des Airports mit den Fluglinien, greifen deutlich zu kurz, da sie erst nach 23 Uhr ansetzen. Außerdem zeigen sich bei den Starts und Landungen im direkten Vergleich der ersten Quartale 2016 und 2017 keine nennenswerten positiven Effekte (2016: 138; 2017: 135). Um eine wirkliche Verbesserung herbeizuführen, ist aus Sicht des BUND ein konsequentes Nachtflugverbot zwischen 22 und 6 Uhr unerlässlich.
Als völlig unzureichend bezeichnet der BUND Hamburg auch die Umsetzung des Lärmaktionsplans des Hamburger Senats für besonders belastete Bereiche der Stadt. Zwar seien etwa die 40 lautesten Hamburger Straßen 2013 identifiziert und im Koalitionsvertrag 2015 auch Minderungsmaßnahmen wie die Einführung von Tempo 30 angekündigt worden. Tatsächlich umgesetzt wurde allerdings kaum etwas. Der BUND fordert daher, dass zumindest die im Koalitionsvertrag angekündigten Pilotmaßnahmen für Tempo 30 noch in diesem Jahr umgesetzt werden. „Lärm macht krank, das ist keine neue Erkenntnis. Umso erschreckender ist die aktuelle Untätigkeit des Hamburger Senats. Es bleibt bei Ankündigungen und allenfalls kosmetischen Maßnahmen. Beim Thema Lärmschutz sieht die Bilanz des rot-grünen Senats nach über zwei Jahren Regierungszeit düster aus“, so Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg.
Pressemitteilung BUND HH
20. Tag gegen Lärm – International Noise Awareness Day: Appell für ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr
Die BAW Bürgerinitiative für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein fordert anlässlich des 20. Tag gegen Lärm am 26. April 2017 einen deutlich stärkeren Einsatz der Politik und der Luftverkehrswirtschaft den Belastungen der Betroffenen durch den Luftverkehr in Hamburg und dem von den An- und Abflügen belasteten Umland mit deutlichen Maßnahmen des aktiven Fluglärmschutzes entgegenzutreten. Mit geänderten Flugverfahren, konsequenter technischer Umsetzung und einem konsequenten Nachtflugverbot sind bereits heute deutliche Entlastungen möglich.
Der innerstädtische Flughafen in Hamburg befindet sich in einer besonderen Verpflichtung gegenüber seinen direkten Anwohnern und den Bewohnern entlang der An- und Abflugrouten im Umland. Die Belastungen aus dem weiter ansteigendem Flugverkehr besonders in der eigentlichen Nachtruhe zwischen 22 und 6 Uhr nimmt immer besorgniserregendere Ausmaße an. Mit über 7.000 Starts und Landungen in diesem besonderen Schutzzeitraum wird die Gesundheit der Bevölkerung unnötig aufs Spiel gesetzt. Gerade erst hat eine neue Studie der Universität Basel gezeigt, dass bereits bei einem niedrigen Schwellenwerte ab 40 dBA das Herzinfarktrisiko signifikant steigt. Die einzige Lärmschutzmaßnahme, die wirklich hilft, ist das konsequente Nachtflugverbot zwischen 22 und 6 Uhr.
Die bisherigen Maßnahmen des Hamburger Senats sind halbherzig und nicht zielführend. Der sogenannte „16-Punkte-Plan“ wird völlig unzureichend umgesetzt und einzelne Maßnahmen wie die Empfehlung gegen ein Flachstartverfahren oder die sogenannte „Pünklichkeitsoffensive“ wirken einfach nicht. Und die Fluglärmschutzbeauftragte kann sich gegenüber der Luftverkehrswirtschaft und der Wirtschaftsbehörde nicht durchsetzen, solange ihr die Unterstützung aus den eigenen Reihen versagt bleibt.
„Bürgermeister und Senat müssen endlich wieder hinhören und sich zu den Lärmschutzbedürfnissen der betroffenen Bevölkerung bekennen. Konkrete Maßnahmen u. a. für einen aktiven Fluglärmschutz müssen in die Wege geleitet werden. Das konsequente Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr stellt genau diesen erforderlich Schutz her“, sagt Martin Mosel, Sprecher der BAW.
Am morgigen 26. April 2017 jährt sich zum 20. Mal der „Tag gegen Lärm“. Die BAW appelliert an die Politik und Luftverkehrswirtschaft mehr Einsatz für einen aktiven Fluglärmschutz zu zeigen und sich insbesondere für ein konsequentes Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr einzusetzen.
INFOBOX:
Der Begriff „Lärm“ stammt von „Alarm“, welches auf das italienische „all’arme“ zurückgeht. Als Lärm werden Geräusche (Schall) bezeichnet, die durch ihre Struktur (Lautstärke und Frequenz) auf die belebte Umwelt (Menschen, Tiere) belastend bis gesundheitsschädigend wirken. Unter Umweltverschmutzung wird die Belastung des natürlichen Lebensumfelds des Menschen bezeichnet. Im Vordergrund steht die Umweltbelastung mit Abfällen bzw. Emissionen stofflicher und nichtstofflicher Art. Lärm stellt eine nichtstoffliche Umweltverschmutzung dar.
Pressemitteilung BAW Bürgerinitiative für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein