BUND Hamburg fordert Ausweitung der Fahrverbote und Wiederaufnahme der Stadtbahnplanung
Das Jahr 2018 hat im Vergleich zum Vorjahr keine wesentliche Entlastung bei der Stickoxidbelastung der Hamburger Luft gebracht. Dies ergibt sich aus der Auswertung des BUND für die vier offiziellen straßenbezogenen Messstationen der Hansestadt.
So lag die NO2-Konzentration an der Habichtstraße mit 55 µg/m³ (Vorjahr 58 µg/m³) weiterhin deutlich über dem Grenzwert von 40 µg/m³. Es folgen die Stationen an der Max-Brauer-Allee mit 47 µg/m³ (46 µg/m³), Stresemannstraße mit 46 µg/m³ (46 µg/m³), und Kieler Straße mit 44 µg/m³ (44 µg/m³).
„Der von der Umwelt- und der Wirtschaftsbehörde prognostizierte Rückgang der Stickoxidbelastung allein aufgrund neuerer Fahrzeuge ist nicht erkennbar, auch 2020 werden die Grenzwerte in Hamburg aller Voraussicht nicht eingehalten. Da die Autokonzerne weiterhin eine effektive Hardware-Nachrüstung von Diesel-PKW verhindern, kommt Hamburg um weitere Fahrverbote nicht herum“, so Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg.
Da der Senat bislang weitere Maßnahmen zur Luftreinhaltung verweigert und lediglich an zwei kurzen Straßenabschnitten Fahrverbote seit Mai 2018 verhängt hat, hat der BUND im vergangenen Sommer beim Oberverwaltungsgericht Hamburg Klage gegen die Stadt eingereicht. Mit der Entscheidung des OVG ist in der ersten Jahreshälfte zu rechnen. Die ersten Fahrverbote an der Max-Brauer-Allee und an der Stresemannstraße zeigen nach Einschätzung des BUND bisher kaum Wirkung. Der Zuschnitt müsse daher überprüft und auch die Kontrollen müssten intensiviert werden. Außerdem fordert der BUND, das Fahrverbot auf Dieselfahrzeuge der Schadstoffklasse Euro VI auszuweiten, die im Realverkehr den maximal zulässigen NO2-Ausstoß überschreiten.
In Bezug auf den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs und des Fahrradverkehrs sei die aktuelle Lage ebenfalls nicht befriedigend. Der Bau der U 5 und der Ausbau der S 4 verzögerten sich weiter, der angestrebte Anteil von 25 % Fahrradverkehr in der Stadt liege noch in weiter Ferne. Der BUND Hamburg fordert daher die Wiederaufnahme der Stadtbahnplanung als umweltfreundliches und kostengünstiges Transportmittel.
„Ernsthafte Argumente gegen die Stadtbahn gibt es nicht und politische Entscheidungen kann man korrigieren“, sagt Manfred Braasch. Innerhalb der nächsten zehn Jahre könnte die Einführung eines umfassenden Stadtbahnnetzes einen entscheidenden Beitrag für eine klimaschonende und umweltfreundliche Mobilität in Hamburg leisten.
Pressemitteilung BUND HH
Luftreinhaltung: Der Trend stimmt
Stickstoffdioxidwerte 2018 leicht gesunken – Sondereffekte an Max-Brauer-Allee
Die Werte für Stickstoffdioxid (NO2) in Hamburg sind im Langfristtrend weiter rückläufig – auch an den vier verkehrsnahen Messstationen mit Grenzwertüberschreitung. Diese Entwicklung bestätigen auch die vorläufigen Jahresmittelwerte für 2018.
An der Habichtstraße sank die NO2-Konzentration 2018 auf 55 Mikrogramm je Kubikmeter Luft (µg/m³, Vorjahr 58 µg/m³). An der Stresemannstraße lag der Wert bei 45 µg/m³ (Vorjahr 48 µg/m³) ist damit ebenfalls gesunken. Der Wert an der Kieler Straße (44 µg/m³) blieb konstant. An der Max-Brauer-Allee (46 µg/m³) ist der Wert auf dem Vorjahresniveau, allerdings müssen hier zwei Sondereffekte berücksichtigt werden: Durch eine monatelange Sperrung des Lessingtunnels und eine mehrwöchige Sperrung nach einem Wasserrohrbruch 2017 reduzierte sich die NO2-Belastung durch das geringere Verkehrsaufkommen deutlich: von 58 µg/m3 2016 auf 46 µg/m3 2017. Das entspricht einem Rückgang um 21 Prozent. Es ist ein Erfolg, dass in der Max-Brauer-Allee der Wert auch 2018 auf diesem Niveau gehalten wurde, und zeigt, dass die Maßnahmen aus dem Luftreinhalteplan greifen. Der warme Sommer und Herbst 2018 mit der über Wochen windstillen Wetterlage hatte im Vergleich zum eher nassen Sommer 2017 mit Blick auf die Stickstoffdioxide besonders schwierige Rahmenbedingungen. Denn: bei Regen und Wind verflüchtigt sich der Luftschadstoff schnell, bei Hitze und Windstille nicht.
2017 | 2018 | Zum Vorjahr | |
Habichtstraße | 58 µg/m³ | 55 µg/m³ | -5% |
Kieler Straße | 44 µg/m³ | 44 µg/m³ | 0% |
Max-Brauer-Allee | 46 µg/m³ | 46 µg/m³ | 0% |
Stresemannstraße | 48 µg/m³ | 45 µg/m³ | -6% |
Den Erfolg der Maßnahmen zur Luftreinhaltung zeigen auch die Messwerte an anderen Stationen des Luftmessnetzes, wo die NO2-Belastung nach den vorläufigen Auswertungen noch deutlicher sank: In Bramfeld beispielsweise um 12 Prozent, in Billbrook und an der Messstation Sternschanze um jeweils 8 Prozent. Hier wurde der Grenzwert deutlich unterschritten. Die weiteren Werte sind unter www.luft.hamburg.de abrufbar
Der aktuelle Luftreinhalteplan zeigt mit dutzenden Maßnahmen den Weg auf, wie der NO2-Jahresmittelgrenzwert von 40 µg bis Ende 2020 an allen Hamburger Messstationen eingehalten werden soll.
Pressemitteilung der Behörde für Umwelt und Energie