Luftreinhaltung: Spitzengespräch ohne Umweltexpertise

Der NABU kritisiert, dass zum Spitzengespräch zur NABU_HamburgLuftreinhaltung am Montag, 1. Februar im Hamburger Rathaus keine Fachleute der Umweltverbände eingeladen wurden. Nach Auffassung des NABU verfügen zahlreiche deutsche Umweltverbände über exzellente Expertise zum Thema Luftverschmutzung durch Straßenverkehr und Seeschifffahrt. So ist der NABU beim Thema Schiffsemissionen auch ein international anerkannter Gesprächspartner. Doch statt Umweltexperten säßen neben hochrangigen Vertretern aus nationaler Politik und Verwaltung ausschließlich Spitzenvertreter der Automobilhersteller am Tisch.

 

Auch der Cheflobbyist der Automobilindustrie, Ex-Verkehrsminister Matthias Wissmann, ist eingeladen. „Das lässt befürchten, dass weniger die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger im Vordergrund stehen wird. Da geht es knallhart um den Schutz wirtschaftlicher Interessen. Diese Form der Hinterzimmer-Politik ohne Beteiligung der Umweltverbände muss endlich aufhören“, sagt Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik beim NABU Hamburg.

Eine aktuelle repräsentative Umfrage des renommierten Online-Marktforschungs-unternehmens „YouGov“ im Auftrag des NABU vom Januar 2016 zeige, dass die Bürger die Kumpanei von Politik und Autoindustrie leid seien. So sind Dreiviertel der 2035 befragten Personen der Auffassung, die Nähe zwischen Politik und Autoindustrie gehe zu Lasten der Verbraucher. Dagegen meinen 79 Prozent, Dieselautos sollten Emissionswerte nicht nur im Labor, sondern auch auf der Straße einhalten. Immerhin 58 Prozent fordern Einfahrverbote für Dieselautos. „Die Bürgerinnen und Bürger spüren, dass die Politik ein Teil des Problems und nicht Teil der Lösung. Davon haben sie die Nase voll.“, sagt Verkehrsexperte Siegert.

Doch nicht nur die Automobilindustrie müsse jetzt endlich liefern. Ebenso gehörten gesundheitsschädliche Emissionen von Schiffen wirkungsvoller bekämpft. Entweder durch technische Lösungen wie Rußpartikelfilter, Katalysatoren oder emissionsärmeres Flüssiggas. Oder durch mehr Regulierung. Für den Straßenverkehr habe man das Problem anerkannt und Dieselfahrzeuge entsprechend ausgestattet. See- aber auch Binnenschiffe dürften dagegen den nachweislich krebserregenden Ruß selbst in Hafenstädten nahe Wohngebieten ungefiltert in die Luft blasen.

1630 vorzeitige Todesfälle wegen Luftbelastung in Hamburg zu befürchten

An den Folgen schlechter Luftqualität sterben nach Berechnungen der Europäischen Kommission allein in Europa jährlich rund 460.000 Menschen. Auf Hamburg runtergerechnet sind das immerhin 1.630 vorzeitige Todesfälle – ein vielfaches der 38 Verkehrstoten aus 2014. „Schon die grobe Abschätzung ist besorgniserregend. Der NABU hat deshalb die Gesundheitssenatorin und Bürgermeister Scholz darum gebeten, eine genaue Ermittlung der Auswirkungen schlechter Luft für Hamburg erstellen zu lassen. Wir sind sehr gespannt auf die Antwort“, sagt Malte Siegert. Denn mangelnde Luftqualität führe nicht nur zum Leid der Betroffenen. Schlechte Luftqualität habe ebenfalls erhebliche ökonomische Folgen für das Gesundheitssystem.

INFOS zur UMFRAGE:
Bundesbürger fordern saubere Diesel-Fahrzeuge und mehr Ehrlichkeit

https://www.nabu.de/news/2016/01/20100.html. Alle Daten, soweit nicht anders angegeben, sind von der YouGov Deutschland AG bereitgestellt. An der Befragung zwischen dem 08. und dem 11. Januar 2016 nahmen 2035 Personen teil. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung (Alter 18+).

Pressemitteilung NABU HH

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