Luftreinhaltung und Klimaschutz im Hamburger Hafen

Der Senat hat heute (8.10.) einen umfassenden Ausbau der Landstromversorgung im Hamburger Hafen beschlossen. Damit werden die Voraussetzungen zum Umstieg von dieselbetriebener Energieversorgung zu ökologischem Strombetrieb während der Liegezeiten geschaffen.

 

Hamburg übernimmt mit dem Ausbau eine Vorreiterrolle auf dem Feld der alternativen Energieversorgung während der Liegezeit von Schiffen im Hafen.

Als erster Hafen in Europa wird Hamburg ab 2022 sowohl für Kreuzfahrt- als auch für große Containerschiffe eine Landstromversorgung anbieten. An insgesamt acht Anschlusspunkten soll Landstrom für Containerschiffe am Burchardkai, Europakai und Predöhlkai verfügbar sein. Darüber hinaus wird das Landstromangebot auf alle bestehenden Kreuzfahrtterminals ausgeweitet. Je eine Landstromanlage wird an den Kreuzfahrtterminals HafenCity (CC1) und Steinwerder (CC3) gebaut. Am Kreuzfahrtterminal Altona besteht bereits seit 2016 die erste Landstromanlage für Kreuzfahrtschiffe in Europa.

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher: „Der Ausbau der Landstromanlagen im Hafen ist ein großer und konkreter Schritt zu mehr Klima- und Umweltschutz in Hamburg. Durch die Nutzung regenerativen Stroms aus diesen Anlagen können die bisherigen CO2- und Schadstoffemissionen der Schiffe während der Liegezeit vollständig vermieden werden. Mit dem heutigen Beschluss geben wir den Reedereien Klarheit und Planungssicherheit für die notwendige Umrüstung ihrer Schiffe. Nach dem konsequenten Ausbau der Landinfrastruktur für die E-Mobilität in der Stadt, der umfassenden Förderung des öffentlichen Nahverkehrs einschließlich des Baus neuer U- und S-Bahnen und der Schaffung einer Infrastruktur für den Betrieb von 100 Prozent emissionsfreier Busse zeigt Hamburg mit dem Ausbau der Landstromversorgung im Hafen ein weiteres Mal, wie nicht nur über Klimaschutz geredet, sondern dieser tatsächlich erreicht werden kann. Die Handelswege über das Wasser sind schon heute die wirtschaftlichste und umweltfreundlichste Transportart im weltweiten Warenverkehr. Mit dem Landstromprojekt sind wir in Hamburg auch Vorbild und Wegbereiter für andere europäische Häfen, um die maritime Logistik insgesamt noch klimafreundlicher zu machen.“

Alle Landstromanlagen werden an das allgemeine Stromnetz angeschlossen und versorgen die Schiffe künftig mit regenerativem Strom, der zentral in einer Anlage auf die von den Schiffen genutzte Spannung von 6,6 kV und Frequenz von 60 Hz gewandelt und von dort zu den Anschlusspunkten verteilt wird.

Durch den Einsatz von Landstrom wird ein bedeutender Beitrag zur Erreichung der Klimaziele im Bereich der Schifffahrt geleistet. Hierfür werden rund 76 Mio. Euro investiert. Die Fertigstellung der Landstromanlagen ist für 2022 geplant, der Regelbetrieb ab 2023.

Pressemitteilung der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation


Landstromversorgung für Schiffe – Tjarks: „Hamburg handelt und geht voran“

Die Liegeplätze für Schiffe im Hamburger Hafen sollen mit Landstromanschlüssen ausgestattet werden. Die Pläne für den Ausbau hat der Hamburger Senat heute beschlossen. Statt mit Dieselmotoren sollen die Schiffe ihren Strombedarf künftig direkt mit Landstrom decken können. Schädliche CO2- und Schadstoffemissionen können so vermieden werden. Die Grüne Bürgerschaftsfraktion begrüßt die Pläne als wichtigen Schritt hin zu einem emissionsfreien Hafen.

Dazu Anjes Tjarks, Vorsitzender der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Wir wollen die Liegeplätze für Schiffe im Hamburger Hafen elektrifizieren – und das nicht nur wie bisher für Kreuzfahrtschiffe, sondern auch für Containerriesen. Dafür schaffen wir an allen Terminals die Voraussetzungen für die Versorgung mit Landstrom. Das ist eine starke Innovation für unseren Hafen und eine völlig neue Dimension ökologischer Energieversorgung für Schiffe. Diese Initiative zeigt einmal mehr: In Sachen Klimaschutz und Luftreinhaltung haben wir nicht nur gute Ideen, sondern setzen diese auch konsequent um. Hamburg handelt und geht voran. Nun geht es darum, die Reedereien ins Boot zu holen und mit den anderen europäischen Häfen an einem Strang zu ziehen. Hierfür haben wir uns bereits im Frühjahr mit Rotterdam auf den Weg gemacht und als Bürgerschaft den Grundstein für eine Kooperation unter Hafenstädten gelegt. Uns freut das Signal, dass der Bund sich an den Kosten beteiligt und über die Reduzierung der EEG-Umlage auch den Betrieb der Anlage günstig hält.“

Pressemitteilung GRÜNE Bürgerschaftsfraktion


Schiffe an den Landstrom: Für bessere Luft im Hamburger Hafen

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher hat heute im Rahmen der Landespressekonferenz angekündigt, die Landstromversorgung im Hamburger Hafen auszuweiten. Bis 2022 soll so flächendeckend die Möglichkeit einer alternativen Energieversorgung von Schiffen gewährleistet werden. Damit geht Hamburg ein weiteres Mal beim Klimaschutz voran.

Dazu Joachim Seeler, Hafenexperte der SPD-Bürgerschaftsfraktion: “Bereits heute haben wir in Hamburg eine globale Vorreiterrolle beim Einsatz alternativer Energieversorgungssysteme am Liegeplatz. Hamburg beteiligt sich an der weiteren Finanzierung umweltfreundlicher Energiesysteme. So tragen wir erheblich dazu bei, dass die lokale Schifffahrt, ihre Luftreinhalteziele erfüllen kann. Durch den Ausbau an den Cruise Centern HafenCity und Steinwerder sowie von acht Liegeplätzen für Containerschiffe setzen wir globale Maßstäbe und behaupten auch in Zukunft Hamburgs führende Position in diesem Bereich. Auf diese Weise werden die Reedereien ihre CO2-Emissionen bis zum Jahr 2050 um mindestens 50 Prozent senken können. Bürgermeister Peter Tschentscher hat bereits kurz nach seinem Amtsantritt deutlich gemacht, dass der Klimaschutz in Hamburg einen besonderen Stellenwert hat. Deshalb ist klar: Mit der SPD endet der Klimaschutz auch in Zukunft nicht an der Hafenkante.”

Dazu Monika Schaal, Fachsprecherin Umwelt und Energie der SPD-Bürgerschaftsfraktion: “Wir wollen die komplette Stromversorgung von Schiffen im Hamburger Hafen durch Landstrom ersetzen und so beim Umweltschutz einen großen Schritt vorankommen. Alle Großschiffe, nicht nur Kreuzfahrtschiffe, sollen Landstromanlagen für ihre Stromversorgung nutzen, solange sie im Hafen liegen. Das wird die Luftqualität in hafennahen Stadtteilen wie Altona und der HafenCity verbessern und die Grenzwerte für Stickoxide werden eingehalten. Damit stellen wir sicher, dass die Vorgaben des Hamburger Luftreinhalteplans bis 2025 erfüllt werden. Durchfahrtsbeschränkungen in Altona werden dann Geschichte sein. Es ist das Verdienst der Hamburger Politik, dass auf Bundesebene die Weichen für eine Landstromversorgung in deutschen Häfen gestellt wurden. Dazu gehören die Initiative für eine EU-weite Einführung einer Abnahmepflicht für alternative Stromversorgungsangebote und die Reduzierung von Steuern und Abgaben, um Landstrom gegenüber Bordstrom konkurrenzfähig zu machen. Zudem erleichtert die Investitionsförderung des Bundes den Bau von Landstromanlagen im gesamten Hafen – eine Maßnahme aus dem Klimaschutzprogramm der Bundesregierung, die für Hamburg große Vorteile hat. Der Ausstoß schädlicher Treibhausgasemission kann durch Landstromversorgung mit regenerativer Energie deutlich verringert werden. Darum ist die Landstromversorgung im Hafen auch ein Beitrag zur Einhaltung unserer Klimaschutzziele.”

Pressemitteilung der SPD Bürgerschaftsfraktion


Landstrom: Gut gemeint ist noch nicht gut gemacht

NABU begrüßt Pläne zum Ausbau des Landstroms, fordert aber mehr Verbindlichkeit bei der Abnahme von Landstrom

Der NABU begrüßt die Initiativen von Hamburg, Kiel und Rostock, die Landstromabnahmemöglichkeiten für Container- und Kreuzschifffahrt deutlich auszubauen. Es ist ein wichtiges und richtiges Signal an die Schifffahrt, dass in Hamburg acht Liegeplätze für Containerschiffe und alle drei Kreuzfahrtterminals mit Landstromanlagen ausgerüstet werden sollen. Nach Auffassung von Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik beim NABU Hamburg, fehlt es aber an der nötigen Verbindlichkeit: „Wenn allein die Stadt Hamburg mehrere zehn Millionen Euro Steuergeld investiert, darf doch die Abnahme von Landstrom nicht beliebig sein. Das entwertet das Investment und geht am Ziel, die Bevölkerung vor den Folgen schlechter Luft aus der Schifffahrt zu schützen, vorbei.“ Deswegegen fordert der NABU, dass die Reedereien mit einer Übergangsfrist dazu verpflichtet werden, die Schiffe technisch nachzurüsten. Alleine auf den Goodwill der Unternehmen zu setzen verkennt den Ernst der Lage bei Luftreinhaltung und Klimaschutz.

Dass solche Vorgaben zumutbar und umsetzbar sind, zeige der amerikanische Bundesstaat Kalifornien, wo eine Abnahmeverpflichtung anteilig für die jeweiligen Flotten bereits 2015 eingeführt worden ist. Deswegen seien viele Containerschiffe, die auch die amerikanischen Häfen anlaufen, ohnehin bereits ausgerüstet. Auch viele Kreuzfahrtschiffe sind schon jetzt für den Landstrombezug vorbereitet. Dabei halten sich die Umrüstungskosten im Rahmen. Nach Auffassung des NABU ist eine EEG-Umlagenbefreiung für die Kreuzfahrtbranche nicht notwendig. Allein die drei Branchenriesen Carnival (u. a. mit AIDA und Costa), Royal Caribbean (mit TUI und Hapag Lloyd Cruises) und NCL, die gut drei Viertel des Marktes beherrschen, haben 2017 nach Steuern einen Nettogewinn von über fünf Milliarden Euro für ihre Anteilseigner eingefahren. „Mehr Geld für Umwelt- und Gesundheitsschutz auszugeben, ist angesichts der exorbitanten Gewinne in diesem Segment keine Überlebensfrage für die Unternehmen. Es ist eine Frage des Willens und des Anstandes. Dass sich Politik und Verwaltung angesichts einer mangelnden Verbindlichkeit derart zu Handlangern der Kreuzfahrtkonzerne machen, ist völlig unverständlich“, so Siegert. Im Kreuzfahrtbereich spreche, insbesondere vor der geplanten Ausstattung aller drei Hamburger Terminals, nichts gegen eine rasche Landstrompflicht.

Eine Möglichkeit Initiativen der Reedereien zu belohnen, könnte das Hafengeld sein. Würde es je nach Schiffsgröße und Abnahmemenge um eine Pauschale für Landstrom unabhängig von einer tatsächlichen Abnahme erhöht, profitierten die Reedereien, die Landstrom abnähmen. Andere müssten zusätzlich den an Bord selbstproduzierten Strom bezahlen und hätten zugleich einen Anreiz, ihre Schiffe schnell nachzurüsten.

Landstrom ist nach Auffassung des NABU jedoch nur eine zusätzliche Maßnahme zur Reduzierung von Luftschadstoffen und Klimagasen während der Liegezeit. Abgasreduzierung müsse auch an Bord der Schiffe vorangetrieben werden, da nach dem Abkoppeln vom Landstrom unmittelbar große Mengen emittiert würden.

Pressemitteilung NABU HH

Foto: Dreckschleuder Kreuzfahrer (Foto pixabay)

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