Mehr Klarheit durch Abwassermonitoring

Pilotprojekt zum Pandemie-Frühwarnsystem in Hamburg erfolgreich gestartet
Die Freie und Hansestadt Hamburg beteiligt sich am einjährigen Pilotprojekt der Bundesregierung zum Monitoring von SARS-CoV-2 im Abwasser, das an insgesamt 20 kommunalen Pilotstandorten durchgeführt wird. Die Probeentnahme sowie die Analyse der Proben haben in dieser Woche begonnen. Das Projekt wird gemeinschaftlich von der Umweltbehörde, der Gesundheitsbehörde, Hamburg Wasser und dem Institut für Hygiene und Umwelt durchgeführt.

 

Zur Etablierung des Monitorings von SARS-CoV-2 im Abwasser wurde in Deutschland im Februar 2022 das einjährige Pilotprojekt ESI-CorA gestartet. Ziel ist es, die Möglichkeiten der Erfassung von Coronaviren über ein Abwassermonitoring zu prüfen und einen gemeinsamen Ansatz für eine bundesweite systematische Überwachung zu entwickeln. Bereits im Vorfeld der Untersuchungsreihe wurde im Institut für Hygiene und Umwelt eine geeignete Methode zur Analyse getestet und eingeführt. Das Pilotprojekt wird aus Mitteln finanziert, die die EU-Kommission allen Mitgliedstaaten zur Verfügung stellt. Deutschland erhält aus dem Fördertopf in Höhe von 20 Millionen Euro insgesamt 3,72 Millionen Euro.

Michael Pollmann, Staatsrat der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft: „Unsere Abwässer liefern uns quasi in Echtzeit Informationen über die Entwicklung der Pandemie inklusive der Dunkelziffer unerkannter oder nicht über Tests erfasster Infektionen. Dies kann helfen, neue Wellen einzudämmen bzw. zu verhindern und stärkt somit die präventiven Handlungsoptionen in Pandemiezeiten. Mit unserer Teilnahme an diesem Pilotprojekt tragen wir bei einem erfolgreichen Abschluss dazu bei, eine systematische Abwasserprüfung zu etablieren – die sich auch auf andere Erreger als SARS-CoV-2 beziehen könnte.“

Ingo Hannemann, technischer Geschäftsführer bei Hamburg Wasser: „Wir freuen uns, das Projekt mit unserem Fachwissen unterstützen zu können. Dafür nehmen wir regelmäßig Abwasserproben am Klärwerk Hamburg und beraten zu den Besonderheiten des Hamburger Abwassers. Denn im größten Klärwerk Deutschlands für öffentliche Abwässer haben wir in der Hansestadt eine sehr komplexe Zusammensetzung des Abwassers, das neben den Abwässern aus Haushalten und Gewerbe auch das Regenwasser und die Abwässer vieler verschiedener Industrieanlagen umfasst. Bei den Proben handelt es sich also um ‚hochverdünnte Cocktails‘, die sehr viele chemische und biologische Stoffe enthalten können.“

Ansgar Ferner, Geschäftsführer beim Institut für Hygiene und Umwelt: „Selbst bei hohen Inzidenzen liegen die Viren in den Abwasserproben sehr verdünnt und verunreinigt vor. Bevor wir mit der eigentlichen Analyse beginnen, findet daher eine Reinigung und Konzentration der Proben statt. Erst danach kann die gesamte in den Proben enthaltende Erbinformation isoliert werden. Wie hoch der Anteil an SARS-CoV-2 ist, wird schließlich mit einer digitalen PCR-Analyse bestimmt. Diese hochmoderne Methode ist grundsätzlich in der Lage, Viren auch in sehr geringen Mengen quantitativ nachzuweisen. Wir erwarten, auch bei niedrigeren Inzidenzen den Verlauf der Pandemie anhand der Analysen überwachen zu können.“

Hintergrund

Bereits mehrere Tage bevor Menschen sich krank fühlen und testen lassen, scheiden sie bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 Viren aus. Das Infektionsgeschehen lässt sich dabei über eine Analyse des Abwassers schnell abbilden. Auch unentdeckte Infektionen ohne Symptome können bei dieser Methode erfasst werden. Mit einem Abwassermonitoring ist es möglich, einen Anstieg der Infektionszahlen oder auch die Ausbreitung neuer Virusvarianten deutlich früher zu erkennen, als über die Meldungen positiver Tests – quasi als Frühwarnsystem für eine mögliche nächste Corona-Welle.

Vorgesehen sind während der Pilotphase zwei Probenahmen pro Woche. Die Proben entnimmt Hamburg Wasser an vollautomatisierten Probenahmestellen des Klärwerksgeländes Köhlbrandhöft. Den regionalen und nationalen Gesundheitsbehörden sollen die Daten bei der Einschätzung der Pandemieentwicklung helfen.

Das Abwassermonitoring wird von der Europäischen Kommission im Rahmen des ESI-CorA-Projektes gefördert (No 060701/2021/864650/SUB/ENV.C2).

Pressemitteilung der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) und HAMBURG WASSER sowie dem Institut für Hygiene und Umwelt

Dieser Beitrag wurde unter Ernährung / Agrar / Gesundheit veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.