Plastikabfälle aus privaten Haushalten sind im vergangenen Jahr in Hamburg um rund 2.000 Tonnen gegenüber 2019 gestiegen. Ein nicht unerheblicher Teil dieser Abfälle sind Einwegverpackungen für Mitnehm-Gerichte. Diese Verpackungen werden aufwendig produziert, weit transportiert und nur kurz genutzt. Um Plastikabfälle gerade in diesem Bereich zu vermeiden, setzen sich die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen in einem Bürgerschaftsantrag für mehr Mehrweg in der Gastronomie ein.
Dazu Ulrike Sparr, Sprecherin für Umwelt, Natur und Kreislaufwirtschaft der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Durch die Pandemie-Lage, durch vermehrtes Homeoffice und Homeschooling boomt der Bereich der Essenslieferung und -mitnahme. Die dabei entstehenden Müllberge sind enorm. Zwar werden ab dem 3. Juli europaweit Styroporverpackungen beim Verkauf von Essen verboten. Aber es bleiben Regelungslücken, die angegangen werden müssen. Wir haben in Hamburg bereits 2017 den Kehrwieder-Becher eingeführt. Damit ist es gelungen, dass weniger Einweg-Becher im Hamburger Müll landen. Die Erfahrungen aus diesem Bereich wollen wir nutzen, um auch Mehrwegsysteme für Essensportionen in der Hamburger Gastronomie zu etablieren. Der Weg dahin führt über eine Vernetzung aller Beteiligten, über öffentlichkeitswirksame Aufklärung und dem Willen aller, zur Müllvermeidung beizutragen. Ich bin mir sicher: Dieses Angebot wird ein ebenso großer Erfolg wie der Kehrwieder-Becher.“
Dazu Alexander Mohrenberg, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion: „Ob Take-away oder Lieferservice – die Menge an Verpackungsmüll ist mit der Pandemie noch einmal stark angewachsen. Im Bund hat Bundesumweltministerin Svenja Schulze bereits reagiert und mit dem Verbot von Einwegplastik ein starkes Zeichen für nachhaltigeres Wirtschaften gesetzt. Mit unserem Antrag sorgen wir nun dafür, dass sich in Hamburg neben recyclebaren Verpackungen auch echte Mehrwegsysteme etablieren können. Durch Beratung und strategische Vermarktung des ‚Kehrwieder-Bechers‘ konnten in Hamburg bereits über zwei Millionen Einwegbecher eingespart werden – diesen Erfolg gilt es nun, mit einer freiwilligen Alternative auf den Lebensmittelbereich zu übertragen. Damit die neuen Mehrwegsysteme für Lebensmittel genauso erfolgreich angenommen werden, starten wir jetzt in einem ersten Schritt Beratung, Kommunikation und Vernetzung. Dabei ist uns wichtig, dass gerade auch kleineren Betrieben der Einstieg ins System leicht gemacht wird.“
Pressemitteilung der rot-grünen Bürgerschaftskoalition
Unterstützung der Gastronomie in Wandsbek durch die Förderung von Mehrwegprodukten
Bereits vor der Coronakrise stellte der Verpackungsmüll bedingt durch Einweggeschirr und To-Go-Verpackungen ein enormes Problem dar. Nun ist es momentan so, dass für viele Gastronom*Innen das Angebot von Essen zum Abholen oder Liefern die einzige Möglichkeit darstellt, sich über Wasser zu halten. Die erhöhte Inanspruchnahme von Lieferdiensten hat allerdings zur Folge, dass sich das Verpackungsmüllproblem stark verschlimmert. Dies macht sich auch im öffentlichen Raum bemerkbar.
Ein Pfand-Mehrwegsystem verspricht nicht nur weniger Abfall, sondern zugleich auch eine Entlastung von Gastronom*Innen. Darüber hinaus erfüllt die Einführung von Mehrwegprodukten einen wichtigen Teil des Klimaschutzkonzepts Wandsbek. Umweltschutz geht nur mit Mehrwegprodukten und dies ist auch unternehmerisch sinnvoll.
Simone Mohnke, Zugewählte Bürgerin im Regionalausschuss Rahlstedt der GRÜNEN Fraktion Wandsbek: „Verpackungen für Take-Away- Angebote sollen die Speisen schützen und den Transport erleichtern. Doch ihre Lebensspanne ist kurz, sobald der Inhalt konsumiert wurde, werden sie entsorgt. Die dabei entstehenden Abfallmengen sind durch die geringen Recyclingquote schlecht für die Umwelt. Durch die Förderung von Mehrwegprodukten in der Gastronomie können zukünftig Ressourcen eingespart werden und Verbraucherinnen und Verbraucher tragen so ganz leicht zur Abfallvermeidung bei. Ein schönes Beispiel für aktiven Klimaschutz.“
Frank Schwerin, Fachsprecher Wirtschaft SPD-Fraktion Wandsbek: „Der Außer-Haus-Verzehr hat in den letzten Jahren stark zugenommen, dieser Trend wurde durch die Corona-Krise noch einmal verstärkt. Die dabei genutzten Einwegverpackungen verursachen große Müllmengen und Kosten, deswegen wollen wir in einem Pilotprojekt prüfen lassen, ob und wie statt der Einwegverpackungen Pfandverpackungen genutzt werden können. Das schont die Umwelt und reduziert die Kosten für die örtliche Gastronomie.“
Hintergrund:
Am 03. Juli 2021 soll die EU- Richtlinie „Verbot von Einweg-Plastik“ in Kraft treten, damit sind zukünftig Plastikgeschirr, Plastikbecher und Styroporverpackungen für warme Speisen und Getränke verboten. Die Bundesregierung arbeitet derzeit an einem Gesetzesentwurf zur Änderung des Verpackungsgesetzes. Dies wird zu einer umfassenden Umstellung im Einweg-Verbrauch in der Gastronomie führen.
Der Außer-Haus-Verzehr hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen und hat sich durch die Corona-Krise nochmals verschärft. Somit kommt es zu einem enormen Verbrauch von Einweg-Verpackungsmaterial, das viele wertvolle Ressourcen verbraucht und für ein hohes Abfallaufkommen sorgt. Auch der öffentliche Raum ist davon betroffen, da die voluminösen Verpackungen sehr schnell die Abfallbehälter füllen und dadurch eine große Abfallmenge in der Natur oder auf öffentlichen Plätzen landet. Dies sorgt für Mehrkosten in der Abfallbeseitigung und für Beschwerden aus der Bevölkerung.
Viele Hamburger*Innen unterstützen mit Take-Away-Bestellungen die Gastronomie in Wandsbek. Eine Pfand-Infrastruktur unterstützt dies ebenfalls, dazu auch noch abfallfrei und entlastet die Gastronom*Innen von den Kosten der Einweg-Verpackungen. Durch die Einführung von einheitlichen Pfand-Mehrwegsystemen (Mehrwegschalen) wäre ein problemloser Kreislauf unter den verschiedenen gastronomischen Einrichtungen innerhalb des Bezirkes möglich, wie verschiedene Pfandsysteme für Kaffeebecher bereits bewiesen haben.
Um die Einführung und lokale Verbreitung von Pfand-Mehrwegsystemen künftig zu vereinfachen, sollte dieses in einem Pilotprojekt geprüft werden. Die Verwaltung sollte daher potenzielle geeignete Teilnehmer für das Projekt identifizieren und diesen bei der Umstellung auf ein Take-away Pfandsystem beratend zur Seite stehen. Um die Umstellung auf ein Mehrweg-Pfandsystem zusätzlich zu beschleunigen, möge das Bezirksamt prüfen, ob örtlichen Gastronom*Innen in Abhängigkeit von der Unternehmensgröße eine Anschubfinanzierung ermöglicht werden kann.
Die Zielsetzung dieses Antrages entspricht auch dem Klimaschutzkonzept Wandsbek, da so Initiativen unterstützt werden, die zur nachhaltigen Kreislaufwirtschaft beitragen (Siehe Klimaschutzkonzept 3.4.2.).Mehr Informationen zum Klimaschutzkonzept Wandsbek unter https://www.hamburg.de/wandsbek/klimaschutz/projekt/
Pressemitteilung der rot-grünen Koalition Wandsbek