„Mehr Tempo beim Schutz von Dorsch, Hering und Co.“

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und Our Fish begrüßen die Beschlüsse der EU-Fischereiminister zu den Fangquoten für die Ostsee. Sie gehen jedoch nicht weit genug, um den Zustand der Ostsee und ihrer Fischbestände entscheidend zu verbessern – insbesondere mit Blick auf die Populationen von Dorsch und Hering.

 

Im Vorfeld hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, die Fangquoten für einige Arten niedriger anzusetzen als die wissenschaftlich berechneten Höchstwerte. Dem sind die Mitgliedsstaaten zwar für Schollen-Fischerei, die mit erheblichem Dorschbeifang einhergeht, nachgekommen, aber die Quoten für Sprotte und Hering der zentralen Ostsee wurden deutlich höher angesetzt.

Dazu Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, den gezielten Fang von Dorsch in der östlichen und westlichen Ostsee sowie von Hering in der westlichen Ostsee nicht zuzulassen. Allerdings sind die Beifangquoten für Dorsch und Hering fatal. Nach wie vor werden jedes Jahr Dorsche illegal über Bord geworfen, die wir dringend für die Erholung der Populationen benötigen. Es ist höchste Zeit, dass der Einsatz selektiver Fanggeräte obligatorisch wird. Den EU-Fischereiministerinnen und -ministern muss endlich klarwerden: Beim Schutz der Ostsee können wir uns kein Schneckentempo mehr erlauben!“

Die schnelle Umsetzung eines ökosystembasierten Fischereimanagements ist nach den durchwachsenen EU-Beschlüssen laut DUH nun umso wichtiger. Neben nachhaltigen Fangquoten fordert die Umweltschutzorganisation zusätzliche Schutzmaßnahmen für Dorsch und Hering in der Ostsee. Dazu gehören erweiterte Schließzeiten und Schongebiete. Um den hohen Beifang von Dorsch zu verhindern, müssen außerdem selektive Netze in der grundberührenden Plattfischfischerei obligatorisch werden. Darüber hinaus brauche es eine bessere Kontrolle der Anlandeverpflichtung und die Zuteilung von Fangquoten für die Fischerei muss auf Grundlage von ökologischen Kriterien erfolgen und Fischereien zugutekommen, die die geringsten Umweltauswirkungen verursachen. Die Entwicklung der Fischpopulationen in der Ostsee zeigt die gravierenden Folgen der Überfischung der letzten Jahrzehnte.

Die Folgen der Klimakrise verschärfen die schlechte Situation für die Fischpopulationen weiter.

„Es ist dringend notwendig, dass sich die Fischpopulationen wieder erholen, damit sie weiterhin ihrer wichtigen Funktion im Kohlenstoffkreislauf nachkommen können und widerstandsfähig gegenüber der Klimakrise werden,“ so Rebecca Hubbard, Direktorin der Initiative Our Fish.

Hintergrund:

Die Empfehlungen des Internationalen Rats für Meeresforschung für die Fangmengen liefern die wissenschaftliche Grundlage für den Vorschlag der EU-Kommission und die anschließenden Beratungen des EU-Ministerrates (Agrifish Council) über die zulässigen Gesamtfangmengen in der Ostsee. Die jährlichen Verhandlungen der EU-Fischereiministerinnen und -minister im Oktober finden hinter verschlossenen Türen statt. Das macht es für die Öffentlichkeit beinahe unmöglich nachzuvollziehen, welche EU-Staaten die Überfischung weiter vorantreiben.

Im letzten Jahr wurden vier von zehn Fangquoten (Lachs, westlicher Hering sowie westlicher und östlicher Dorsch) nicht im Einklang mit wissenschaftlichen Empfehlungen festgelegt. Der Kipppunkt in der Ostsee wurde jedoch bereits erreicht. Deshalb sind weitgreifende Änderungen notwendig, um eine Erholung der Fischpopulationen zu ermöglichen und das Ökosystem Ostsee noch zu retten.

Über Our Fish:

Die Initiative Our Fish möchte sicherstellen, dass die EU-Mitgliedstaaten die GFP umsetzen und für nachhaltige Fischbestände in den europäischen Gewässern sorgen. Die DUH koordiniert diese Arbeit in Deutschland.

Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe

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