Meilenstein für Gentechnik-freie Landwirtschaft

Deutschland und bisher weitere 10 EU-Staaten sowie Logo ohne Gentechnik4 Regionen haben den Anbau von gentechnisch verändertem Mais auf ihrem Gebiet verhindert. Die Anfrage der Länder im sogenannten Opt-out-Verfahren ging über die Europäische Kommission an die Agrochemie-Konzerne Monsanto, DuPont und Syngenta, die Anträge für die Zulassung von Gen-Mais-Linien gestellt hatten.

 

Die Konzerne haben den Bitten der Länder stattgegeben, ihre Hoheitsgebiete aus den Anträgen herauszunehmen. Für weitere 6 Staaten wird kurzfristig ebenfalls die Zustimmung der Konzerne erwartet. Sollten die Mais-Linien nun auf EU-Ebene eine Zulassung erhalten, wäre ihr Anbau in den betroffenen Ländern also nicht erlaubt.

Es kommentiert Greenpeace-Gentechnikexperte Dr. Dirk Zimmermann: „Das ist ein Meilenstein für die Zukunft einer Gentechnik-freien Landwirtschaft in Deutschland. Die auch in den Anträgen des Bundeslandwirtschaftsministeriums angeführten negativen Folgen für den Maisanbau sind für den Moment abgewendet. Um in Zukunft nicht auf das Wohlwollen der Biotech-Konzerne angewiesen zu sein, muss Agrarminister Christian Schmidt ein generelles Anbauverbot für Gen-Pflanzen in Deutschland vorbereiten und verhängen. Die Europäische Kommission muss den Bedenken einer großen Mehrheit von Bürgern und Regierungen folgen. Sie darf unter diesen Umständen keine Gen-Pflanzen für den Anbau in der EU zulassen und muss die Verfahren zur Zulassung und Sicherheitsbewertung gentechnisch veränderter Pflanzen schnellstens reformieren.”

Mehr Infos: www.greenpeace.de

Hintergrund

Das Bundeslandwirtschaftsministerium nennt für die Ablehnung der Mais-Linien und die Anfrage bei den Konzernen in seiner Begründung Verunreinigungsrisiken, einen kostspieligen und erhöhten Kontrollaufwand sowie Gefahren für Natur und Artenvielfalt. Sollte wie erwartet allen Anträgen der Mitgliedsstaaten entsprochen werden, so würden diese 65 Prozent der EU-Bevölkerung repräsentieren. Eine Übersicht über das Opt-out-Verfahren mit den Anträgen der Staaten und Regionen findet sich hier: http://ec.europa.eu/food/plant/gmo/authorisation/cultivation/geographical_scope_en.htm

Greenpeace-Logo20 Jahre Gentechnik auf dem Acker: nur leere Versprechungen

Der Großteil Europas will keinen Anbau riskanter Gen-Pflanzen

Schlecht fällt die Bilanz aus nach 20 Jahren kommerziellen Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Report „Zwei Jahrzehnte des Versagens“, den Greenpeace anlässlich der großen Ablehnung von gentechnisch verändertem Mais in Europa veröffentlicht. In einem aktuellen Verfahren haben Deutschland und weitere 11 EU-Staaten sowie 4 Regionen den Anbau von sechs Gen-Mais-Linien auf ihrem Gebiet verhindert, weitere 5 Staaten dürften folgen. Der Report zeigt gute Gründe gegen Gen-Pflanzen auf: von falscher Hoffnung, die Welt zu ernähren, bis zu nicht erreichten Innovationen. „20 Jahre kommerzieller Anbau zeigen, dass es klug ist, den Anbau von Gen-Pflanzen zu vermeiden“, sagt Dirk Zimmermann, Gentechnikexperte von Greenpeace. „Doch einzelne Sorten abzulehnen kann nur ein erster Schritt sein. Wenn Agrarminister Schmidt Deutschlands Äcker dauerhaft gentechnikfrei halten will, muss er ein generelles Anbauverbot verhängen.“ Zum Report: www.greenpeace.de/Gentechnikbilanz

Minister Christian Schmidt (CSU) will die Verantwortung für Anbauverbote vom Bund an die Länder abgeben. Beim aktuellen sogenannten Opt-out-Verfahren gingen die Anfragen der Mitgliedsstaaten über die Europäische Kommission an die Agrochemie-Konzerne. Monsanto, DuPont und Syngenta hatten die Anträge für die Zulassung von Gen-Mais-Linien gestellt. Die Konzerne geben den Bitten der Länder nach, ihre Gebiete aus den Anträgen herauszunehmen – ein mangelhafter Prozess, der vom Wohlwollen der Unternehmen abhängt. Die Gebiete aller antragstellenden EU-Länder machen etwa 65 Prozent der Bevölkerung und Ackerfläche in der EU aus.

Keine Sicherheit für Umwelt und Verbraucher

Dem neuen Report nach erzielen Gen-Pflanzen keine höheren Erträge und werden den Herausforderungen der Landwirtschaft wie etwa dem Klimawandel nicht gerecht. Ihr Anbau gefährdet die gentechnikfreie Landwirtschaft, steigert den Pestizideinsatz und bedroht so Umwelt und Artenvielfalt. Über die Sicherheit des Verzehrs gentechnisch veränderter Pflanzen herrscht nach wie vor Uneinigkeit, auch unter Wissenschaftlern. Insbesondere die Langzeitfolgen werden kaum untersucht und nicht überwacht. Unabhängige Risikoforscher haben in der Regel keinen Zugang zu Saatgutmaterial.

„Die Agro-Gentechnik hat ihre großen Ziele verfehlt. Ökologische Anbaumethoden und moderne Pflanzenzüchtung sind die längst verfügbaren Innovationen für die Landwirtschaft“, so Zimmermann. Konventionelle und Präzisions-Züchtungsverfahren („Smart Breeding“) brachten zahlreiche Pflanzen hervor, die die Gentechnik nicht liefern kann, etwa Sorten, die widerstandsfähig sind gegen Dürren, Salz oder Krankheiten. In den USA bauten 1996 Landwirte erstmals kommerziell genutzte Gen-Pflanzen an. Heute wachsen auf etwa 3 Prozent der weltweiten Agrarflächen Gen-Pflanzen. Der Anbau konzentriert sich auf einige wenige Länder, Kulturpflanzen und gentechnisch vermittelte Eigenschaften.

Pressemitteilungen Greenpeace

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