Laubbläser und Laubsauger schaden Kleintieren / Rücksicht auf die Tierwelt im Boden nehmen
Herbstlaub sollte ruhig auf Beeten und unter Büschen liegen gelassen werden, denn es ist ein guter Dünger für den Boden und wichtiger Lebensraum für Tiere. Der Einsatz von Laubbläsern und Laubsaugern dagegen ist eher schädlich.
Mit den Laubbläsern lässt sich Laub bis in den hintersten Winkel des Gartens oder der Grünanlage beseitigen. Laubsauger dagegen beseitigen das Laub nicht nur, sondern häckseln die darin lebenden Tiere regelrecht. Lediglich auf den Wegen solle daher wegen der Verkehrssicherheit das Laub gekehrt werden, wenn möglich mit Besen und Rechen
Im Herbst wirbeln bunt gefärbte Blätter durch die Luft und bedecken Rasenflächen, Blumenrabatte und Bürgersteige. Zur Beseitigung des Herbstlaubes kommen zunehmend Laubsauger und Laubbläser für eine ökologisch fragwürdige Gartengründlichkeit zum Einsatz. Laubsauger können Laub, Gras, Tannenzapfen und Abfall bis hin zu Getränkedosen aufsaugen. Für den Sog werden Luftgeschwindigkeiten bis zu 160 Stundenkilometern und Saugleistungen von etwa zehn Kubikmeter pro Minute erzeugt.
Beunruhigt ist der NABU über die Tatsache, dass sowohl Laubbläser als auch Laubsauger bis in den letzten Winkel des Gartens und der Grünanlage das Laub beseitigen können. Damit besteht eine akute Gefährdung der Kleinlebewesen, die den Boden und die Krautschicht bewohnen. Käfer, Spinnen, Tausendfüßer, Asseln und Amphibien können sich kaum dem Turbo-Blas- bzw. Saugstrom widersetzen.
Laubsauger verletzten die größeren und verschlingen die kleinen Tiere bis hin zu Fröschen und Molchen. Bei Laubsauggeräten mit Häckselfunktion werden sie meist im gleichen Arbeitsgang zerstückelt. Auch für Kleinsäuger ohne Fluchtverhalten wie Igel und ihre Jungen sind diese modernen Geräte lebensbedrohlich. Für den Naturschutz sollte auf klinisch laubfreie Gärten und Grünanlagen, die den Tieren ihre Lebensgrundlage entziehen, verzichtet werden. Lärm von 106 bis 112 Dezibel stören im übrigen die Nachbarschaft, und die Verbrennungsmotoren der Geräte stoßen darüber hinaus gesundheitsschädliche Abgase wie Kohlenwasserstoffe, Stickoxide und Kohlenmonoxid aus.
Der NABU appelliert an Gartenbesitzer und Stadtgärtnereien, auf Laubsauger zugunsten unserer Wildtiere gänzlich zu verzichten und auf Rasenflächen und Gehwegen lieber zu Besen und Rechen zu greifen.
Mehr Infos: https://hamburg.nabu.de/tiere-und-pflanzen/garten/gartentipps/05785.html
Es saugt und bläst der Heinzelmann…
Herbstoffensive im Garten
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah! Die Luft ist still, als atmete man kaum. Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah, die schönsten Früchte ab von jedem Baum. O stört sie nicht, die Feier der Natur! Dies ist die Lese, die sie selber hält. Denn heute löst sich von den Zweigen nur, was von dem milden Strahl der Sonne fällt – heißt es in einem der bekanntesten Herbstgedichte, geschrieben von Christian Friedrich Hebbel (1813-1863).
Das waren noch Zeiten, als die goldene Pracht mit Rechen zusammen geharkt wurde. Heute erledigt man(n) das mit schwerem Geschütz. Die Laubsaugerbranche boomt, sie hat dem Laub mit einer Herbstoffensive den Kampf angesagt hat. Die Hamburger Stadtreinigung spricht gar von einer Laubschlacht, die es zu bekämpfen gilt und zählt alle ihre Geräte auf, die beim Herbstputz helfen: mehr als 100 tragbare Blasgeräte, 71 Maschinen mit Saugvorrichtung,19 Sauggeräte als Anhänger, 40 große und kleine Kehrmaschinen und und und. Da bleibt kein Käfer am Leben, keine Spinne hat eine Chance, alles muss rein in den großen Bauch.
Inzwischen hat der Siegeszug der Saugbläser auch im privaten Garten Einzug gehalten. Die Blätter fallen leise, laut dröhnt das Gebläse durch so manche Wohnsiedlung. Der Kampf Mann gegen Baum hat wieder begonnen. Handarbeit ist nicht mehr gefragt. Elektrische Laubsauger sind ohne große Muskelkraft zu betätigen und haben daher vor allem – beim starken Geschlecht Konjunktur!
Zum Streitpunkt kann jedoch der Lärm werden, denn die röhrenden Ungetüme dröhnen mit 106 bis 112 Dezibel so laut wie ein Presslufthammer durch den Garten. Die Attacke gilt dabei nicht nur dem Laub, sondern auch den kleinen Helfern wie Tausendfüßlern, Asseln oder Regenwürmern. Für den Sog werden Luftgeschwindigkeiten bis zu 160 Stundenkilometer und Saugleistungen von etwa zehn Kubikmeter pro Minute erzeugt. Dem Turbo-Blas- bzw. Saugstrom können sich auch Kleintiere kaum widersetzen. Laubsauger verletzten die größeren und verschlingen die kleinen Tiere bis hin zu Fröschen und Molchen. Bei Laubsauggeräten mit Häckselfunktion werden sie meist im gleichen Arbeitsgang zerstückelt.
Die ökologisch fragwürdige Garten-Gründlichkeit propagiert den sauberen Garten, der das Laub auch im hintersten Winkel ins Visier nimmt. Dabei ist Laub kein Abfall, sondern eine hervorragende Recyclingmethode der Natur. Bleibt es liegen, schützt es den Boden vor Austrocknung. Auf Beeten und unter Bäumen finden dort Regenwürmer, Spinnen, Käfer, Molche, Raupen und Falter einen Unterschlupf. Laubhaufen sind für viele Tiere eine notwendige Überwinterungshilfe. Igel, die jetzt mit der Suche nach einem Platz für den Winterschlaf beginnen, nutzen Laub- und Reisighaufen gerne als Schutz vor der kalten Jahreszeit ebenso wie viele Kleinlebewesen wie die Larven vieler Schmetterlinge. Viele dieser Tiere sind eine Stütze für den Gärtner und nützliche Helfer beim biologischen Pflanzenschutz. Sie sind unerlässliche Helfer, was die Bodenaufbereitung angeht und dienen als Nahrung für Vögel im Winter.
Für so manchen Gartenbesitzer ist das scheinbar nicht so wichtig. Gärten werden heute durchgestylt nach der Methode quadratisch, praktisch, gut. Blätter und Laubhaufen stören die Ordnung. Ein merkwürdiges Naturverständnis macht sich da breit. Viele Menschen ziehen an den Stadtrand, weil sie in der Natur leben möchten – machen ihren Garten aber zur ökologischen Wüste. Übrigens: Durch den Luftstrom werden auch Pilzsporen und anderen Krankheitserreger aufgewirbelt und bis in den Nachbargarten befördert, mit verheerender Wirkung für z.B. Buchshecken. Vielleicht sollte man doch mal die Strategie überdenken?
Ilka Duge / aus der WUZ 80 vom November 2013