… Gute Idee, schlechter Standort – Zusätzliche Versiegelung ist mit Klimaschutz unvereinbar
Grundsätzlich befürwortet der NABU, den Hamburger Hafen innovativ zu einem Energie- und Forschungsstandort zu entwickeln. Dass die Handelskammer dabei freie Flächen bei Moorburg bebauen will, um dort Forschung für den Klimaschutz anzusiedeln, ist eine Ironie in sich.
Einerseits ist Flächenversiegelung ein schlechter Beitrag zum Klimaschutz, andererseits ist die Beeinträchtigung des Biotopverbunds mit wichtigen Wanderungskorridoren für Tiere kein Beitrag für die Artenvielfalt. Zudem stehen ausreichend ungenutzte Flächen im Hafen zur Verfügung, die bereits versiegelt sind. Das ehemalige Gelände der Shell – direkt gegenüber von Moorburg auf der anderen Seite der Elbe – drängt sich geradezu auf. Die Größe der Fläche entspricht ziemlich genau dem, was die Handelskammer auf der „Grünen Wiese“ plant.
„Es muss zukünftig darum gehen, Flächen im Hafen zu recyceln und die gegenwärtig mangelhafte Nutzung wertvoller Areale zu optimieren, statt einfallslos immer neue Grünflächen im Hafenerweiterungsgebiet in Anspruch zu nehmen. Denn klug gedacht können sich Ökonomie und Ökologie ergänzen“, sagt Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg.
Dazu gehört nach Auffassung des NABU auch jetzt abzuwarten, wie sich eine wahrscheinliche Terminalfusion von HHLA und Eurogate oder gar ein Gemeinschaftshafen „Deutsche Bucht“ aus Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven auf Flächenbedarf und Flächennutzung auswirkt.
„Mit Blick auf kommende Generationen besteht jetzt die einmalige Chance, wirklich groß zu denken und den maritimen Standort Deutschland neu, ökologisch verträglich und wirtschaftlich erfolgreich zu entwickeln“, so Siegert.
Pressemitteilung NABU Hamburg
Handelskammer plant Hafenerweiterung durch die Hintertür
„Zukunftskonzept“ verschärft Flächenkonkurrenz im Hamburger Süden / Moorgebiet im Hamburger Süden darf nicht weiter bebaut werden
Der BUND Hamburg lehnt das heute vorgestellte „Zukunftskonzept“ der Handelskammer für einen Energie- und Klimahafen entschieden ab. Die Pläne würden die Flächenkonkurrenz im Hamburger Süden weiter verschärfen und beträfen zudem Gebiete, in denen es für die derzeitige Nutzung keine Alternativen gäbe.
„Die Handelskammer ignoriert in gewohnter Manier die Interessen der Moorburger Bevölkerung, Naturschutzinteressen sowie die derzeitige Nutzung der Flächen, auf denen sie ihre Wolkenkuckucksheime umgesetzt haben möchte“, empört sich Christiane Blömeke, Vorsitzende des BUND Hamburg. Außerdem würden die Pläne den Bau eines Abschnitts der A26 Ost als gegeben voraussetzen, gegen den Hamburger Umweltverbände bereits Klage erwägen.
Der Großteil der ca. 85 Hektar, die von der Handelskammer als Klimahafen vorgeschlagen werden, wird derzeit als Spül- und Zwischenlagerfläche für Hafenschlick genutzt. Dies betrifft auch Bereiche für ölbelastete Substrate, für die in Hamburg keine Alternativen zur Verfügung stehen.
Auch wenn die derzeitige Nutzung nicht im Sinne des Naturschutzes sei, sieht der BUND im Falle einer Bebauung einen massiven ökologischen Eingriff. Der gesamte Bereich liege im Hamburger Moorgürtel und würde bei einer Industrieansiedlung massiv CO2 aus den Torfschichten im Untergrund freisetzen. Bei der ebenfalls von der Handelskammer eingeplanten „Erweiterungsfläche Werk Daimler“ handle es sich sogar um unberührte Torflächen, die aus Artenschutz- und Klimaschutzgründen aus Sicht des BUND nicht bebaut werden dürften.
„Die Handelskammer plant eine Hafenerweiterung durch die Hintertür und will den Stadtteil Moorburg endgültig zwischen Hafen und neuer Industrie einkesseln. Hamburg täte gut daran, alle Industrieprojekte im Zusammenhang mit der Wasserstoffproduktion im Hafengebiet selbst anzusiedeln und den Stadtteil endgültig aus dem Hafenerweiterungsgebiet herauszunehmen“, so Christiane Blömeke.
Pressemitteilung BUND Hamburg
Zukunftsplan Hafen der Handelskammer
Miriam Putz: „Wer nachhaltige Visionen hat, ist bei uns immer willkommen“
Die Handelskammer Hamburg hat gestern aufbauend auf ihrem „Zukunftsplan Hafen“ die Vision eines Energie- und Klimahafens in Moorburg präsentiert, die den Standort für zeitgemäße Herausforderungen wappnen soll und zugleich die von SPD und Grünen bereits verabredete Existenz des dortigen Dorfes unangetastet lässt.
Dazu Miriam Putz, hafenpolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Wir freuen uns über den starken Impuls aus der Handelskammer, der der rot-grünen Idee vom ‚Hamburger Innovationshafen 2040‘ mit konkreten Vorschlägen Rückenwind verleiht. Wer nachhaltige Visionen hat, ist bei uns immer willkommen. Für den Standort und die ganze Stadt Hamburg wäre das Konzept der Handelskammer gepaart mit einem ökologisch nachhaltigen Flächenmanagement im Rahmen des derzeit von der Behörde für Wirtschaft und Innovation zu erarbeitenden Hafenentwicklungsplans eine große Chance, die eine verknüpfte Entwicklung des Hafens und des Dorfes Moorburg ermöglicht. Das vorgelegte Zukunftskonzept werden wir daher in nächster Zeit auch unter rechtlichen Aspekten ausführlich analysieren – mit dem Ziel, eine Koexistenz des Hafens und des Dorfes Moorburg sowie innovative Konzepte im Bereich der Energiewirtschaft zu ermöglichen. Weitere Projekte im Sinne der Energiewende in der Nähe des geplanten ‚Green Energy Hub‘ und des Wasserstoff-Elektrolyseur am Kraftwerkstandort Moorburg in Angriff zu nehmen, kann wichtige Synergien freisetzen. Für uns ist jedoch klar, dass jede neu zu versiegelnde Fläche durch den Erhalt und Ausbau hochwertiger Naturflächen kompensiert wird.“
Pressemitteilung GRÜNE Bürgerschaftsfraktion Hamburg