So viele Leute bringt manche Demo in der Hamburger Innenstadt nicht auf die Straße: Mit Getrommel und Getriller protestierte die Bevölkerung am südlichen Hafenrand gegen die Vollsperrung des Moorburger Elbdeichs, die den Stadtteil von der nächsten Woche an länger als ein Jahr praktisch lahmlegen soll.
„Wir werden vom Rest der Welt abgeklemmt“, beklagte sich ein Demonstrant, der auf die Busverbindung angewiesen ist, um zur Arbeit zu kommen. „Für Moorburg ist das ein Desaster“, stellt Ralf Bock, der Leiter vom Kinderland Moorburg und einer der Organisatoren der Demo fest. „Wir wollen und müssen erreichbar bleiben“. Er schätzt, dass 80 bis 90 Prozent der betroffenen Bürgerinnen und Bürger, also fast das ganze Dorf, am Donnerstagabend (4.4.2019) mit auf die Straße gingen. „Diese Planung der HPA ist ein so rücksichtsloser Eingriff in das Leben der hier ansässigen Menschen, dass man sich mit allen Mitteln dagegen wehren muss.“
Sollte die HPA (Hamburg Port Authority) ihre bisherigen Pläne für eine südliche Straßenanbindung von Altenwerder unverändert durchziehen, geht in Moorburg fast nichts mehr: Sobald beide Fahrtrichtungen gesperrt werden, ist die einzige Durchgangsstraße Moorburgs selbst für Notarzt, Feuerwehr und Schulbus nicht mehr passierbar, und die Kita mit ihren rund 80 Plätzen hat keine direkte Zufahrt mehr. Berufspendler und HVV-Busse müssen bis zu acht Kilometer lange Umwege in Kauf nehmen, für Gewerbetreibende werden Fahrt- und Lieferzeiten unkalkulierbar.
Bis jetzt sieht es nicht so aus, als wollte die Hamburg Port Authority einlenken. Zwar nahmen an der Demo auch Abgeordnete aller Parteien teil, doch von den Verantwortlichen in Wirtschaftsbehörde und HPA gab es bisher weder eine Stellungnahme noch einen Kompromissvorschlag. Auch ein kürzlich erstelltes Gutachten, wonach es möglich wäre, wenigstens eine Fahrspur offen zu halten, fand offenbar kein Gehör. Ralf Bock: „Vermutlich bleibt uns nur der Rechtsweg.“
Pressemitteilung Manfred Brandt