NABU fordert gemeinsame Anstrengung von Bund und Ländern – Böhnke-Henrichs: Beseitigung ist eine gesamtdeutsche Verantwortung / Wir dürfen die Küstenländer nicht allein lassen
Bei der Kieler „Munition Clearance Week“ kommen Expert*innen aus Forschung, Politik, Wirtschaft und Umweltverbänden zusammen, um die Bergung von Munitionsaltlasten in Nord‑ und Ostsee voranzutreiben. Zum heutigen Auftakt der Veranstaltung macht der NABU deutlich, dass das Räumen dieser Altlasten eine gesamtdeutsche Aufgabe ist.
Dr. Anne Böhnke-Henrichs, stellvertretende Leiterin Meeresschutz im NABU-Bundesverband: „Munitionsaltlasten aus beiden Weltkriegen verseuchen noch immer weite Teile unserer Küsten- und Meeresgebiete. Die teils stark korrodierten Metallhülsen setzen zunehmend giftige Sprengstoffverbindungen frei, bedrohen Meereslebewesen, verschmutzen Sedimente und drohen über den Fisch auf unserem Teller zu landen. Dieses explosive Erbe in Nord- und Ostsee zu beseitigen, ist eine gesamtdeutsche Verantwortung. Wir dürfen die Küstenländer hier nicht allein lassen. Der Bund und alle Länder müssen sich an einer langfristigen, verlässlichen Finanzierung beteiligen. Nur so können wir das Sofortprogramm fortführen, endlich mit der großflächigen Bergung beginnen und vor allem: schneller werden. Denn das Zeitfenster zur Bergung schließt sich.“
Der NABU begrüßt, dass der Bund die Finanzierung zur Munitionsbergung weiter voranbringen möchte. Zugleich macht er deutlich, dass Bund und Länder zügig einen klaren rechtlichen Rahmen schaffen sollten, der die Bergung und Entsorgung von Munitionsaltlasten im Meer regelt. Dabei muss es oberstes Ziel sein, eine Technik zu etablieren, die verheerende Sprengungen schwer handhabbarer Munition vermeidet. Um dieser Generationenaufgabe gerecht zu werden, bedarf es einer gemeinsamen und dauerhaften Finanzierung – auch durch die Länder.
Schleswig-Holstein gehe hierbei bereits mit gutem Beispiel voran, ergänzt Dagmar Struß, stellv. Landesvorsitzende des NABU Schleswig-Holstein: „Der Kampf des NABU um naturschonende Altlastenbeseitigung begann vor 20 Jahren in Schleswig-Holstein, bis mit einem Bündnis aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik der Start der Bergung initiiert werden konnte. In der Lübecker Bucht startete das Mammutprojekt und bei der Mitfinanzierung der Folgeprojekte geht das Bundesland voran. Nun müssen alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Daher begrüßen wir, dass die Bundesregierung und die Veranstalter der Kieler Munition Clearance Week auch auf internationale Zusammenarbeit setzen.“
Hintergrund
Das in der letzten Wahlperiode aufgesetzte 100-Millionen-Euro-Sofortprogramm zur Munitionsbergung läuft aus, es fehlt die Finanzierung für den langfristigen Betrieb der Bergungsplattform, die im Rahmen des Sofortprogramms entwickelt wird. Die neue Bundesregierung hat versprochen, das Thema ambitioniert weiterzuverfolgen – unter anderem mit einem nationalen Kompetenzzentrum. Der NABU mahnt jedoch: Den Ankündigungen müssen jetzt konkrete Taten folgen, neben dem Kompetenzzentrum muss auch die Bergung weiter vorankommen. Dafür muss der Betrieb der geplanten Bergungsplattform abgesichert werden.
Pressemitteilung BUND