NABU-Kreuzfahrt-Ranking 2017

Die Ergebnisse des „NABU-Kreuzfahrt-Rankings 2017“ zeigen: Auch in der siebten Auflage der Rangliste ist kein einziges Kreuzfahrtschiff in Europa aus Umweltsicht uneingeschränkt empfehlenswert. Die beiden deutschen Anbieter TUI und Hapag-Lloyd Cruises belegen nun gemeinsam die Spitzenposition, da sie immerhin einen Stickoxidkatalysator verwenden. Die Anbieter AIDA und Costa Cruises stürzen hingegen im Kreuzfahrt-Ranking 2017 ab, weil sich ihre Angaben zu Abgassystemen aus dem Jahr 2016 als Luftnummer erwiesen.

 

Besonders schwer wiegt auch der Umstand, dass alle Reedereien weiterhin auf das giftige Schweröl als Kraftstoff setzen und keinen Rußpartikelfilter zur Minderung gesundheitsgefährdender Feinstaubemissionen einsetzen. Die klaren Schlusslichter bilden die Branchenriesen Costa, MSC und Royal Caribbean, die keinerlei relevante Aktivitäten zum Schutz von Umwelt und Gesundheit erkennen lassen.

NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: „Die Umweltbilanz der Kreuzfahrtreeder ist insgesamt weiterhin schlecht. Insbesondere Costa, MSC und Royal Caribbean verweigern sich mit ihrer bestehenden Flotte komplett dem Umwelt- und Klimaschutz. Enttäuschend ist auch die Unverfrorenheit, mit der beispielsweise AIDA Cruises medienwirksam Investitionen in Abgassysteme ankündigt, ohne diese dann umzusetzen. Denn auch über ein Jahr nach Indienststellung der neuen Schiffsgeneration ist bei der AIDA Prima kein Abgasfilter im Einsatz.“

Symbolträchtig sei auch die Tatsache, dass keine einzige Kreuzfahrtreederei auf die schriftlichen Fragebögen des NABU geantwortet habe. Stattdessen versendete der Branchenverband CLIA unaufgefordert ein allgemein gehaltenes Schreiben, das keinerlei Rückschlüsse auf einzelne Schiffe der Mitgliedsunternehmen erlaubt. Der NABU wertet dieses Verhalten als bewusste Verschleierungstaktik, mit dem Ziel, sich durch Intransparenz und Dialogverweigerung aus der Verantwortung zu ziehen.

Dietmar Oeliger, Leiter Verkehrspolitik beim NABU-Bundesverband: „Nicht nur die Umweltbilanz der Kreuzfahrtunternehmen ist miserabel, sondern auch deren Informationspolitik. Die Reedereien schicken den Branchenverband für die Drecksarbeit nach vorne, der dann auch noch bewusst mit falschen Zahlen operiert. So sprach CLIA noch im vergangenen Jahr davon, dass 23 Kreuzfahrtschiffe mit einem Rußpartikelfilter ausgerüstet seien. Diese Zahl wurde nun ersatzlos und ohne Begründung im Antwortschreiben an den NABU gestrichen. Fakt ist nämlich, dass kein einziger Rußpartikelfilter in Betrieb ist.“

Verdeckte Messungen mehrerer Fernsehsender aus Deutschland und Frankreich an Deck von Kreuzfahrtschiffen hatten zuletzt die hohe Belastung der Atemluft der Passagiere mit Krebs erregenden Rußpartikeln belegt. Entsprechend warnen Fachleute, etwa des Deutschen Pneumologenverbandes, vor den gesundheitlichen Folgen beim Aufenthalt in den Abgasfahnen der Schiffe. Wider besseres Wissen ruhen sich die Reedereien auf den niedrigen internationalen Vorgaben aus, während auch in den Hafenstädten immer mehr Menschen von der zunehmenden Abgasbelastung immer häufigerer Kreuzfahrtanläufe betroffen sind.

Besserung ist erst ab 2018 in Sicht, wenn die ersten mit Flüssiggas (LNG) betriebenen Schiffe in See stechen sollen, deren Luftschadstoffausstoß deutlich geringer ist als derjenige von Schweröl und Marinediesel. Auch das Risiko einer Ölpest in sensiblen maritimen Ökosystemen wie etwa auch der Arktis wäre damit künftig gebannt. Aber: Dies betrifft nur Neubauten, nicht hingegen Bestandsschiffe, also den wesentlich größeren Teil der Flotte. Auch die in diesem Zusammenhang oftmals ebenfalls angepriesene Klimagasreduktion hingegen wird wohl längst nicht in dem Maße ausfallen, wie von der Branche gerne dargestellt. Dabei muss auch die Schifffahrt bis zum Jahr 2050 komplett CO2-frei unterwegs sein. Ein riesen Problem angesichts der Wachstumsraten.

Mit Blick auf den hohen Anteil der Schifffahrt an der Gesamtbelastung fordert der NABU eine deutliche Verbesserung der Situation. Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik beim NABU Hamburg: „Die Schifffahrt ist für fast 40 Prozent der Stickoxidemissionen in der Hansestadt verantwortlich. In einzelnen Wohngebieten nördlich der Elbe gehen zum Teil über 80 Prozent der Belastung auf Schiffe zurück. Außerdem haben wir hier Feinstaubwerte gemessen, die 20mal höher lagen als am Stuttgarter Neckartor während des Feinstaubalarms. Die Verantwortlichen der Stadt hingegen feiern jedes weitere Kreuzfahrtschiff als Riesenerfolg. Weil die Reeder die Investition in Abgastechnik scheuen, filtern nun die Lungen der Anwohner die Abgase und zahlen das mit ihrer Gesundheit.“

Der NABU wertet in seinem Ranking alljährlich die bekanntesten Kreuzfahrtschiffe im Hinblick auf die Umwelt- und Gesundheitsbelastung, insbesondere durch die Abgase aus. Wie bereits in den Vorjahren wurden die Installation von Systemen zur Abgasreinigung, der verwendete Kraftstoff sowie die Nutzung von alternativen Energiequellen während der Liegezeit im Hafen untersucht.

 

Pressemitteilung NABU Hamburg

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