NABU Hamburg bittet um Rücksicht auf Kröten, Frösche, Molche und solche, die es werden wollen // Ehrenamtliche im Einsatz für den Erhalt der Artenvielfalt
Einige Frösche, Kröten und Molche sind bereits unterwegs gewesen, doch jetzt beginnt die große Massenwanderung. Die Amphibien nutzen die milden Temperaturen und machen sich auf den Weg zu ihren Laichgewässern. Je nach Wetterlage kann die Wandersaison der Frösche, Kröten und Molche noch bis in den April andauern.
Die Bilanzen der Amphibienwanderungen der letzten Jahre zeigen einen stetigen Rückgang wandernden Amphibien. Der NABU bittet Rad- und Autofahrer*innen um besondere Rücksichtnahme. Eine Übersicht, wo Amphibien in Hamburg wandern ist unter www.NABU-hamburg.de/amphibien zu finden.
„Besonders viele Arten machen sich in milden Nächten mit leichtem Regen auf den Weg und legen über mehrere Tage verteilt Strecken von bis zu zwei Kilometern zurück. Eine gefahrvolle Reise, denn sie müssen auf ihrer Wanderung viele Straßen überqueren und kommen dabei buchstäblich unter die Räder. Für den Amphibienbestand sind diese Verluste erheblich. Alle in Hamburg vorkommenden Amphibienarten sind besonders geschützt und stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Einzig der Teichmolch gilt in Hamburg als nicht gefährdet“, sagt Bela Catherin Bruhn, Referentin für Moorschutz beim NABU Hamburg.
NABU-Aktive bauen jedes Jahr Schutzzäune auf, um die Anzahl der getöteten Amphibien im Straßenverkehr möglichst gering zu halten. Es werden an circa 30 Straßen mit großer Wanderaktivität in und um Hamburg Zäune aufgebaut und Eimer eingegraben. Während des gesamten Zeitraums der Laichwanderung werden diese Eimer täglich geleert und die geretteten Tiere gezählt sowie über die Straße gesetzt. Die NABU-Ehrenamtlichen machen diese wichtige Arbeit mit viel Zeitaufwand und Herzblut.
„Wenn die Zäune und Eimer erst einmal aufgebaut sind, müssen sie täglich geprüft werden – auch bei erneut fallenden Temperaturen und einer Unterbrechung der Wanderungsaktivitäten. Das ist herausfordernd, aber es lohnt sich, weil wir dadurch viele Tiere retten können und einen wichtigen Beitrag gegen das Artensterben leisten“, bestätigt Irm Hermans von der NABU-Stadtteilgruppe Eimsbüttel.
In den vergangenen Jahren sind die Amphibienfunde leider immer weiter zurückgegangen. Besonders besorgniserregend ist dabei der dramatische Rückgang der Erdkröte. Während 2019 noch über 9.300 Individuen an den Amphibienzäunen gefunden wurden, waren es 2022 lediglich etwas mehr als 7.100 Erdkröten. Ein Minus von mehr als 2.000 Individuen.
Neben der Gefahr bei ihren Wanderungen durch den Straßenverkehr, stehen die meisten Amphibienarten auch durch den Verlust ihrer Lebensräume unter Druck. Besonders die Verschmutzung oder Zerstörung von Tümpeln, Teichen und Gräben hat große Auswirkungen auf die Bestände. Der Klimawandel und besonders die Dürremonate der letzten Jahre verschärfen die Situation noch weiter. Trocknen Laichgewässer aus, können sich die Arten nicht fortpflanzen. Neben aquatischen Lebensräumen brauchen sie auch strukturreiche Landlebensräume. Je nach Art benötigen sie Baumbestände, Hecken, Gebüsche, feuchtes Grünland, Niedermoore, Bruch- und Auwälder, Gebiete mit lockerem Boden, der sich zum Graben eignet oder vegetationsarme Brachflächen. Diese Lebensräume werden in Hamburg immer seltener.
Pressemitteilung NABU Hamburg
NABU: Runter vom Gas für die Liebe
Amphibien auf den Straßen unterwegs
Nasses, mildes Spätwinterwetter hat die Lurche in Liebesstimmung versetzt: In vielen Regionen Deutschlands sind Frösche, Kröten, Molche und Unken seit Tagen bereits unterwegs.
„Der angekündigte Kälteeinbruch am Wochenende wird die Wanderung zwar erst einmal stoppen. Aber sobald es nachts mehr als fünf Grad Celsius warm wird, kommen die Tiere aus den Winterquartieren und begeben sich zu ihren Laichgewässern, um sich zu paaren“, sagt Sascha Schleich, stellvertretender Sprecher des NABU-Bundesfachausschusses Feldherpetologie und Ichthyofaunistik. „Dabei werden leider jedes Jahr viele Amphibien auf unseren Straßen getötet.“
Der NABU bittet darum Autofahrerinnen und Autofahrer, auf Amphibienwanderstrecken höchstens 30 Stundenkilometer zu fahren. Die Strecken sind durch entsprechende Hinweise ausgeschildert. Langsames Fahren kann vielen Tieren das Leben retten. Denn sie sterben nicht nur unter Autoreifen, sondern auch wenn Fahrzeuge sehr schnell unterwegs sind. „Große Geschwindigkeit erzeugt einen so hohen Luftdruck, dass die inneren Organe von Fröschen, Kröten und Molchen platzen oder durch den Mund nach außen gestülpt werden. Die Tiere verenden qualvoll“, so Schleich. Vorsichtige Fahrweise ist auch wegen der vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer wichtig, die im Einsatz sind. Schleich: „Warnschilder und Tempolimits müssen unbedingt beachtet werden, auch weil die Einsätze in der Dämmerung stattfinden, wenn die meisten Tiere unterwegs sind.“ Der Höhepunkt der Wanderungen wird aufgrund der regional sehr schwankenden Temperaturen aber erst in einigen Wochen erwartet.
Seit vielen Jahren kämpfen Naturfreundinnen und -freunde gegen den Amphibientod an unseren Straßen. Sie stellen Fangzäune auf, tragen Kröten über die Straße und legen Ersatzlaichgewässer an. Für diese ehrenamtliche Arbeit sind zahlreiche Helferinnen und Helfer nötig. Der NABU informiert darum unter www.NABU.de/Kroetenwanderung über das bundesweite Wandergeschehen. Dort gibt es neben aktuellen Meldungen über besondere Ereignisse und seltene Arten auch eine bundesweite Datenbank, die über den Standort von Krötenzäunen und Aktionen informiert. Wer mithelfen möchte, findet hier Einsatzmöglichkeiten.
Pressemitteilung NABU
Mehr Infos: https://hamburg.nabu.de/tiere-und-pflanzen/amphibien-und-reptilien/