Nach dem ITS-Weltkongress ist vor der Mobilitätswende

Der NABU Hamburg zieht zum Abschluss des ITS-Weltkongresses ein durchwachsenes Fazit. Auf dem Kongress wurden zwar diverse intelligente technische Lösungen für den Verkehr der Zukunft präsentiert, es fehlte aber insbesondere eine breite parallel geführte Diskussion über den politischen und regulatorischen Rahmen der Mobilitätswende. Der NABU fordert, den Umweltverbund aus öffentlichen Verkehrsmitteln, Rad- und Fußverkehr ins Zentrum verkehrspolitischer Planungen der Stadt zu rücken.

 

„Die reine Zurschaustellung technischer Möglichkeiten ist für sich noch keine Lösung, sondern unter Umständen sogar ein zusätzliches Problem. Denn ohne eine machbare Vision von Stadtentwicklung und ohne klare Vorstellung einer Umsetzung im realen Leben, laufen all die technischen Angebote dem Ressourcen- und Umweltschutz oder der Verkehrsberuhigung in der Stadt möglicherweise zuwider. Die Potenziale, die sich durch eine ökologische Mobilitätswende für die StadtNatur und das Allgemeinwohl eröffnen, drohen im Keim erstickt zu werden“, sagt Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg.

Solange der Bestand privater Pkw nicht schrumpft, verfehlen etwa Carsharing-Angebote ihren Zweck. Es muss daher sichergestellt werden, dass sämtliche neue Verkehrsformen wie Carsharing und Ridepooling den motorisierten Individualverkehr wirklich ersetzen. Denn selbst wenn Autos in Zukunft insgesamt sauberer und leiser werden, muss der Platzbedarf für den Individualverkehr in einer wachsenden Stadt abnehmen. Der frei werdende öffentliche Raum kann dazu genutzt werden, die Lebensqualität in der Stadt zu erhöhen und Hamburg an die Folgen des Klimawandels anzupassen.

„Klug eingesetzte digitale und autonome Mobilität schafft Platz, spart Ressourcen und schützt die Biodiversität. Das muss aber politisch gewollt und entsprechend forciert werden. Und damit kann und muss man heute schon anfangen. Wenn alle privaten Autos einfach nur durch E-Autos ersetzt würden, hätten wir eine riesige Chance verspielt. Hamburg muss neben dem Reallabor der Technik endlich auch ein Ort konsequent zu Ende gedachter Verkehrspolitik werden“, fordert Sönke Diesener, Referent für Umweltpolitik beim NABU Hamburg.

Während sich die politischen Verantwortlichen mit der digitalen Mobilität von Morgen schmücken, sollen wesentlichen Entscheidungen aus der Vergangenheit nach wie vor umgesetzt werden. Veraltete Infrastrukturprojekte, wie etwa der geplante Neubau der A26 Ost, hängen der so dringend notwendigen Mobilitätswende wie ein Klotz am Bein und sollten im Rahmen einer wirklich intelligenten Verkehrspolitik endlich gestoppt werden.

Pressemitteilung NABU Hamburg

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