Nach erneutem Verkaufsverbot für Pyrotechnik:

Deutsche Umwelthilfe fordert neue Bundesregierung auf, archaische Böllerei ein für alle Mal zu beenden
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert die neue Bundesregierung dazu auf, das erneute Verkaufsverbot für private Silvesterböller zu verstetigen und auch die private Nutzung von Pyrotechnik dauerhaft zu beenden. Letzte Woche waren Bund und Länder der Forderung der DUH und dem von ihr initiierten breiten Bündnis aus Umwelt- und Tierschützern, Gewerkschaft der Polizei sowie Ärzten gefolgt und haben das zweite Jahr in Folge ein Verkaufsverbot für private Silvesterböller und Raketen beschlossen.

 

Die DUH fordert die neue Innenministerin Nancy Faeser auf, mit einer Änderung der Sprengstoffverordnung die archaische Böllerei ein für alle Mal zu beenden. Bekräftigt wird diese Forderung von einer halben Millionen Menschen, die sich in einer Petition für ein Verbot von privatem Silvesterfeuerwerk aussprechen.

Dazu Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Die Mehrheit der in Deutschland lebenden Menschen möchte ein Silvester ohne archaische Böllerei. Das zeigen jedes Jahr aufs Neue repräsentative Umfragen. Nun ist die neue Bundesregierung gefragt, dieser Forderung nachzukommen. Durch eine Änderung der Sprengstoffverordnung kann die neue Bundesinnenministerin Nancy Faeser ein entsprechendes Verbot erlassen. Damit Familien sich in der Silvesternacht wieder auf die Straße trauen ohne Angst vor Böllern und Raketen haben zu müssen, Tiere nicht mehr in Stress und Panik geraten und Asthmatiker und Vorerkrankte aufatmen können. Das wiederholte Verkaufsverbot für Pyrotechnik muss als Chance für neue Bräuche gesehen werden. Für die Zeit nach Corona empfehlen wir den Kommunen kreative Licht- und Lasershows oder gar eine Drohnenshow.“

Die DUH engagiert sich seit Jahren für ein böllerfreies Silvester. Feuerwerke und Böller führen jedes Jahr zu hoher Luftbelastung, schädigen Millionen ihnen schutzlos ausgelieferte Haustiere sowie Nutz- und Wildtiere und verschmutzen die Umwelt. Dazu sorgen sie durch tausende teils schwere Verletzungen für die Überlastung von Einsatzkräften und Krankenhäusern, die durch die Pandemie sowieso schon an der Belastungsgrenze arbeiten. In einem breiten Bündnis gemeinsam mit Vier Pfoten, dem Deutschen Tierschutzbüro, TASSO, dem Jane Goodall Institut Deutschland, der Gewerkschaft der Polizei sowie Ärztevertretern hatte die DUH deshalb den Verkaufs- und Gebrauchsstopp privater Pyrotechnik gefordert.

„Rund um Silvester werden bei uns so viele Tiere als vermisst gemeldet wie an keinem anderen Tag im Jahr“, erklärt Mike Ruckelshaus, Leiter Tierschutz Inland bei der Tierschutzorganisation TASSO. „Hunderte Hunde und Katzen entlaufen oder verletzen sich in panischer Angst vor dem ohrenbetäubenden Lärm. Wir müssen endlich den Schutz der Tiere priorisieren und nicht den eigenen Spaß oder eine nicht mehr zeitgemäße Tradition.“

Daniela Schneider, Kampagnenverantwortliche Heimtiere bei Vier Pfoten meint dazu: „Um Millionen Haus- und heimische Wildtiere wirklich zu schützen, reicht ein Verkaufsverbot nicht. Viele Tiere erfahren extremen Stress und haben Angst. Hunde trauen sich nicht mehr vor die Tür, fressen nicht mehr oder erschrecken sich so sehr, dass sie fortlaufen. Wir haben im vergangenen Jahr gesehen, dass viele Menschen Feuerwerke gezündet haben, die sie online oder bereits im Vorjahr gekauft hatten. Daher muss unbedingt auch das Zünden von Feuerwerk, Böllern und Co. verboten werden. Nur so ist die Maßnahme wirklich wirksam und schützt die Tiere.“

„In Deutschland leiden Millionen Tiere in Mast- und Zuchtanlagen, durch Böller und Raketen werden sie unnötig noch mehr gestresst und geraten in Panik. Durch ein dauerhaftes Böllerverbot könnte dies verhindert werden“, so Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender vom Deutschen Tierschutzbüro e.V.

Hintergrund

Auf folgende Silvesterbräuche in anderen Ländern, die als Inspiration für neue Bräuche in Deutschland dienen können, verweist die DUH exemplarisch:

Spanien: Zwölf Trauben um Punkt zwölf Uhr zu sich nehmen, eine Traube pro Glockenschlag – andernfalls droht Unglück
Tschechien: Ein Apfel verkündet, ob das kommende Jahr Glück oder Unglück bringt. Er wird quer halbiert, dann werden die Kerne betrachtet. Sind sie sternförmig angeordnet, heißt das Glück fürs neue Jahr. Bilden die Kerne ein Kreuz, droht leider Pech
Griechenland: Basiliusbrot mit versteckter Münze sowie Karten-/Würfelspiele statt Feuerwerk
Österreich: Um Mitternacht Walzer tanzen
Russland: Neujahrswünsche kommen auf einen Zettel, der wird verbrannt, ins Champagnerglas gegeben und bis Mitternacht ausgetrunken
Italien: Das Tragen eines roten Slips bringt hier Glück! Jeder, der sich für das nächste Jahr mehr Glück in der Liebe wünscht, feiert in roter Unterwäsche ins neue Jahr hinein. Dessous-Hersteller hätten sich keinen schöneren Brauch ausdenken können.

Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe

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