Das wilde und das gärtnerische Grün sollen in Hamburg noch enger zusammenwachsen. Ziel dabei: mehr biologische Vielfalt in Parks und Naturschutzgebieten und mehr Erholungswert für die Menschen. Konkrete Maßnahmen soll es z.B. im Stadtpark geben, im Duvenstedter Brook oder in der Fischbeker Heide. Mit dem Start des Projekts „Natürlich Hamburg!“ bekommt Hamburg als erste Metropole Bundesförderung für ein Großprojekt dieser Art.
Das Vorhaben wird in der ersten Phase (Projekt I) mit 2,1 Millionen Euro vom Bundesumweltministerium über das Bundesamt für Naturschutz (BfN) im Rahmen des Programms „chance.natur – Bundesförderung Naturschutz“ gefördert, das Projekt hat ein Gesamtvolumen von knapp 22 Mio. Euro.
Umweltsenator Jens Kerstan: „Das Artensterben hat weltweit, aber auch in Deutschland, ein bedrohliches Ausmaß angenommen– das Sterben der Bienen ist da nur die sichtbarste und vielleicht präsenteste Tragödie. In Hamburg müssen wir dem nicht tatenlos zusehen, sondern können auch als Großstadt dieser Entwicklung entgegenwirken. Mit dem Projekt ,Natürlich.Hamburg!‘ tun wir genau das und ich freue mich sehr, dass der Bund uns hier unterstützt. Naturschutzgroßprojekte des Bundes gibt es bisher überwiegend nur auf dem Land und jetzt zum ersten Mal in einer Metropole. Wir bringen das Management von Grünflächen und Parks auf der einen und von Naturschutzgebieten auf der anderen Seite zusammen. Wir wollen zeigen, dass naturbelassene Bereiche auch in gepflegte Parks passen und spannende Naturerlebnisse bieten. Wer künftig in Naturschutzgebiete geht, soll dort einladende Wege, Erklärungen und Aussichtsplätze finden, die das Naturerleben erleichtern, ohne die Natur zu gefährden. Damit steigern wir die Attraktivität von Hamburgs Grün und leisten gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Arten- und Biotopschutz in der Stadt. Auch seltene Arten wie Waldkauz oder Wachtel, Moorfrosch oder Biber würden in Hamburg so hoffentlich noch bessere Lebensräume finden.“
Matthias Herbert, Leiter der Abteilung „Natur und Landschaft in Planung und Nutzung“ im Bundesamt für Naturschutz (BfN): „‚Natürlich Hamburg!‘ setzt zentrale Forderungen des Naturschutzes an eine integrierte Stadtentwicklung um, die städtisches Grün als unverzichtbaren Bestandteil mit einschließt.“. Dazu gehört die Förderung der biologischen Vielfalt nicht nur an den Rändern, sondern auch im Innenbereich einer Großstadt. So soll es in Parks künftig mehr naturbelassene Bereiche geben. In Naturschutzgebieten werden im Rahmen des Projekts zudem gefährdete Tier- und Pflanzenbestände gestärkt. Zugleich soll das Naturerleben für die Bewohnerinnen und Bewohner durch eine behutsame Erschließung erleichtert werden. ‚Natürlich Hamburg!‘ unterstützt damit die Verankerung von urbaner grüner Infrastruktur als unerlässlichen Bestandteil der integrierten Stadtentwicklung.“
Hamburg hat durch seine Lage in drei Landschaftszonen (Geest, schleswig-holsteinisches Hügelland, Elbe-Urstromtal) eine vielfältige Stadtnatur zu bieten und stellt einen Hotspot der biologischen Vielfalt dar. Kaum eine andere Großstadt weist eine so enge Verzahnung zwischen Bebauung und naturnahen Flächen auf wie Hamburg. Dieses Naturkapital soll jetzt und in Zukunft gesichert und weiterentwickelt werden – mit dem Ziel, es als Bestandteil der Stadtentwicklung zu etablieren. Denn Grün- und Parkanlagen mit naturnahen Bereichen und artenreiche, gut zugängliche Naturschutzgebiete erbringen vielfältigen Nutzen und tragen zum Wohlergehen der Stadtbevölkerung im Wohn- und Arbeitsumfeld bei. Die aktuelle Naturbewusstseinsstudie des BfN zeigt, dass für über 90 Prozent der Bevölkerung Stadtnatur für Erholung, Entspannung, Gesundheit und Lebensqualität wichtig ist. Im aktuellen Werte-Index 2018 von TNS-Infratest steht die Natur als Wert, der den Menschen wichtig ist, an oberster Stelle – noch vor Gesundheit und Familie.
Als Flächen für ‚Natürlich Hamburg!‘ sind Naturschutzgebiete, Parks und andere Grünanlagen in ganz Hamburg und vier Ausfallstraßen mit Straßenbegleitgrün ausgesucht worden. In Projekt I von 2017 bis 2021 wird neben ersten sichtbaren Maßnahmen auch der Zustand dieser Flächen detailliert erhoben, im Anschluss wird ein Pflege- und Entwicklungsplan erstellt. Den Anfang machen bei dieser Erhebung die innerstädtischen Parks „Wallanlagen“ und „Planten un Blomen“, bei den Naturschutzgebieten das citynahe „Eppendorfer Moor“. Und sogar Straßenränder werden auf ihre Naturpotenziale untersucht: Die großen Ausfallstraßen Eiffe- und Bergedorfer Straße, die Hamburger Straße bis Bergstedt und weitere sollen bunter und ökologisch vielfältiger werden, indem durch naturnahe Vegetation optische Akzente gesetzt werden – in enger Zusammenarbeit mit Bezirken, Initiativen vor Ort, Schulen, Sportvereinen, Wohnungsbaugenossenschaften uvm. Als Pilotprojekt für naturnahe Bereiche in Parks soll als erstes ein Schaugarten in „Planten un Blomen“ entstehen.
In der zweiten Phase (Projekt II) von „Natürlich Hamburg!“, geplant von 2022 bis 2031, sollen die Maßnahmen des Pflege- und Entwicklungsplans umgesetzt werden. Insgesamt sind 21 Park- und Grünanlagen, 19 Naturschutzgebiete und drei Bereiche des Biotopverbunds über ganz Hamburg verteilt als Fördergebiet für Projekt II vorgesehen – rund 6.200 ha der Stadtfläche. Unter anderem ist geplant, in Parks artenreiche Blumenwiesen anzulegen, Wildstauden zu fördern und Altbäume und Totholz in Grünanlagen zu sichern. Die Naturschutzgebiete sollen ökologisch aufgewertet und durch beschilderte Rundwege, Schautafeln und Naturerlebnis-Apps besucherfreundlicher gestaltet werden.
Für Projekt I sind insgesamt 2,9 Mio Euro veranschlagt. Davon fördert das Bundesumweltministerium 2,1 Mio. Euro (75 Prozent) über das Programm „chance.natur-Bundesförderung Naturschutz“. Die übrigen 25 Prozent zahlt Hamburg aus Haushaltsmitteln. Für Projekt II sind insgesamt 18,8 Mio. Euro vorgesehen. Die Koordination und Umsetzung des Projektes erfolgt über ein Projektteam bei der Hamburger Behörde für Umwelt und Energie (BUE). Die Betreuung und fachliche Begleitung auf Bundesebene übernimmt das Bundesamt für Naturschutz.
Hintergrund: Das Förderprogramm chance.natur – Bundesförderung Naturschutz“ des BfN besteht seit 1979. Es können nur Gebiete gefördert werden, die im nationalen und internationalen Interesse für den Naturschutz außerordentlich wertvoll und für den betreffenden Lebensraumtyp in Deutschland besonders charakteristisch und repräsentativ sind. Seit 1979 wurden 79 Naturschutzgroßprojekte mit einer Gesamtfläche von mehr als 4.000 Quadratkilometern gefördert. Seit 2007 gibt es den neuen Schwerpunkt „Urbane/industrielle Landschaften“. Mehr unter: https://www.bfn.de/foerderung/naturschutzgrossprojekt.html
Pressemitteilung Behörde für Umwelt und Energie
NABU-Kommentierung zum Naturschutzgroßprojekt
Ein wichtiges Projekt für unsere StadtNatur mit guten Entwicklungschancen
Der Startschuss für das Naturschutzgroßprojekt ist für den NABU Hamburg ein echter Grund zur Freude. NABU Vorsitzender Alexander Porschke: „Wir gratulieren den Naturschützern in der Behörde zu ihrem Erfolg und freuen uns mit ihnen, dass es nun in die erste Phase geht, in der wir auch weiter mitwirken wollen. Ein solches Projekt ist für die Natur in unserer Stadt sehr wichtig. Nach der gerade wieder verlängerten Einsatzmöglichkeit von Glyphosat geht es mit dem Artensterben auf dem Lande weiter. Umso wichtiger ist es, dass in unserer Stadt die Chancen ergriffen werden, Lebensräume für die Naturbewohner zu erhalten und zu entwickeln.“
Pressemitteilung NABU Hamburg
„Natürlich Hamburg!“: Mehr Natur für die Metropole
Hamburg erhält als erste deutsche Großstadt aus dem Bundesprogramm „chance.natur – Bundesförderung Naturschutz“ Gelder in Höhe von 22 Millionen Euro. Damit hat Hamburg die Chance, mit einer sorgfältigen Planung die Vielfalt der urbanen Natur zu fördern und zu schützen, zum Beispiel durch die naturnahe Gestaltung von Grünflächen und Randstreifen. Insbesondere Insekten und die Vogelwelt können davon profitieren. Gleichzeitig werden Naturschutzgebiete zukünftig für die Erholung der Hamburgerinnen und Hamburger noch besser erlebbar gemacht.
Dazu Ulrike Sparr, naturschutzpolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Dieses Projekt ist eine Riesenchance für unsere Stadtnatur. Grünflächen wie in Planten un Blomen, Straßenränder an den großen Ausfallstraßen wie Eiffe- und Bergedorfer Straße aber auch bestehende Naturschutzgebiete wie das Eppendorfer Moor werden in einem ersten Schritt auf ihr Naturpotenzial wissenschaftlich untersucht und die Erkenntnisse in einem zweiten Schritt großflächig umgesetzt. Das Programm wird im Jahr 2031 abgeschlossen sein.
Dass Naturschutz und Erholung kein Widerspruch sind, ist in Hamburg bereits lange bekannt. Die Hamburgerinnen und Hamburger lieben ihre grüne Lunge, ihre Bäume und Parks. Gleichzeitig haben die Bürgerinnen und Bürger ein hohes Bewusstsein für die Schutzbedürftigkeit der Natur. Mit dem Projekt werden naturnahe Maßnahmen in insgesamt 21 Park- und Grünanlagen, 19 Naturschutzgebieten und drei Bereichen des Biotopverbunds über ganz Hamburg verteilt umgesetzt. Unter anderem ist geplant, in Parks Blumenwiesen anzulegen, Wildstauden zu fördern und Altbäume und Totholz in Grünanlagen zu sichern. Parks werden so artenreicher und in Schutzgebieten die Natur durch ausgeschilderte Rundwege, Schautafeln und Naturerlebnis-Apps besser erlebbar. Das ist wichtig, denn nur was man liebt, schützt man auch. Dass mit diesem Projekt gerade in einer Großstadt wie Hamburg nun Artenschutz und Naturerholung noch besser verbunden werden, freut mich daher außerordentlich.“
Pressemitteilung GRÜNE Bürgerschaftsfraktion Hamburg
Neues Naturschutzprojekt des Bundes – Hamburgs Grün wird weiter aufgewertet und Artenvielfalt gestärkt
Als deutschlandweit erste Großstadt wird Hamburg in das Naturschutzgroßprojekt des Bundes aufgenommen. Bestandsaufnahme, Planung und Umgestaltung von Anlagen und Schutzgebieten auf insgesamt 6.200 Hektar, das entspricht 12 Prozent der Landesfläche, fördert das Bundesamt für Naturschutz bis 2021 mit 2,1 Millionen Euro und dann nochmals in einer zweiten Phase der Umsetzung bis 2031 mit rund 20 Millionen Euro. Ziel ist es, Insekten, Pflanzen, Vögeln und Kleintieren Lebensräume in der Stadt zu schaffen, die man bisher nicht so nahe an Wohnsiedlungen und Straßen erleben kann. Los geht es im nächsten Jahr mit dem Schnaakenmoor. Dort sollen Wege gekennzeichnet und Aussichtspunkte angelegt werden. In Planten un Blomen wird als erstes Beispiel für naturnahes Gärtnern ein Schaugarten angelegt.
Dazu Monika Schaal, umweltpolitische Sprecherin der SPD-Bürgerschaftsfraktion: “Das Projekt ‘Natürlich Hamburg!’ unterstreicht einmal mehr die schon jetzt hervorragende Versorgung unserer Stadt mit Grünflächen. Hamburg gilt unter Biologen ohnehin schon als ‘Hotspot der Artenvielfalt’ und kann dank des Naturschutzgroßprojekts des Bundes diese Qualität nochmal weiterentwickeln und fördern. Dabei sollen Parks in der Stadt naturnah weiterentwickelt und gewissermaßen im Gegenzug Naturschutzgebiete weiter aufgewertet, erlebbarer und besucherfreundlicher ausgestaltet werden. Es ist eine starke Bestätigung der Grünpolitik des Senats, dass Hamburg als erste Metropole in das Naturschutzgroßprojekt des Bundes einbezogen wird, von dem bisher ausschließlich ländliche Räume profitiert hatten. In einer Großstadt liegen Grünanlagen und sogar Schutzgebiete nahe zur Bebauung und an Verkehrsflächen. Das ist für erholungsuchende Städter ein großer Vorteil. Wenn dann noch die Natur profitiert, wäre das perfekt. Um das Bewusstsein für die Natur weiter zu schärfen, ist es auch ein großer Vorteil, dass das Projekt mit vielen Partnern wie Kitas, Schulen, Wohnungsbaugenossenschaften, aber auch Verbänden umgesetzt wird.”
Pressemitteilung SPD-Bürgerschaftsfraktion