Der NABU Hamburg wendet sich entschieden gegen Vorstöße, nach denen der Ausgleich für Naturverluste infolge von Bauvorhaben nicht mehr auf landwirtschaftlichen Flächen in Hamburg stattfinden soll. In dem Antrag (BüDrS 20/10696) vom 29. Januar 2014 hat die CDU-Fraktion die Initiative des Bauernverbandes aufgegriffen und will jetzt in Hamburg Kompensationen für Naturverluste erheblich erschweren.
„Sollte staatliches Handeln der Linie des Bauernverbandes folgen, wäre damit die Weiche in Richtung einer dauerhaften Entwertung der Naturqualität in unserer Stadt gestellt“, schreibt Alexander Porschke, Vorsitzender des NABU Hamburg in dem Brief an die Fraktionen. „Würde man dem Antrag folgen, würde Hamburg aber nicht nur Naturqualitäten verlieren, es bliebe darüber hinaus völlig offen, ob außerhalb die gewünschten Kompensationen tatsächlich realisiert werden könnten. Äußerungen eines niedersächsischen Bauernverbandsvertreters sprechen eher dagegen.“
Mit der aktuellen Kampagne des Bauernverbandes wird nach Ansicht des NABU der früher existierende, breite gesellschaftliche und deutschlandweite Konsens aus Naturschutzverbänden, Landwirten und Gemeinden aufgekündigt, der sich gegen den fortschreitenden Verlust von Lebensqualität, Natur und Landschaft wendet. Denn immer noch gehen in Deutschland jeden Tag ca. 90 ha landwirtschaftliche Nutzfläche in Deutschland durch Gewerbe-, Siedlungs- und Infrastrukturmaßnahmen verloren. In Hamburg werden jedes Jahr schätzungsweise 100 ha Fläche bebaut. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche blieb 2013 aber annähernd konstant.
„Von einem Landfraß durch Naturschutz-Ausgleich, wie von den Landwirten behauptet, kann überhaupt keine Rede sein“, so Porschke weiter. „Denn landwirtschaftliche Flächen gehen in erster Linie verloren, weil sie durch Bauvorhaben anderweitig genutzt und somit verbraucht werden.“ Um den Naturhaushalt zu erhalten, müssten die dabei entstehenden Schäden durch Naturschutzmaßnahmen kompensiert werden. Dies geschehe zwar zum Teil auf landwirtschaftlichen Flächen, doch diese würden eben nicht, wie beispielsweise beim Straßenbau, verbraucht, sondern extensiver genutzt oder aus der Nutzung genommen. Porschke: „In vielen Fällen profitieren landwirtschaftliche Betriebe dabei sogar durch entsprechende Bewirtschaftungsverträge, die sie für die Pflege dieser Flächen abschließen.“
Weiter verweist der NABU in seinem Schreiben darauf, dass die konventionelle Landwirtschaft bisher eine der Hauptursachen für Verluste in der Artenvielfalt ist. Der Einsatz von immer wirkungsvolleren Pestiziden, die Ausuferung von Monokulturen, die Eskalation der Maisanbauten für Agrar-Sprit folgen einer Produktionslogik, in der kein Platz für die Rücksicht auf die natürliche Artenvielfalt und deren Lebensraumbedürfnisse ist. In der Europäischen Union ist beispielsweise jeder zweite Vogel in der Agrarlandschaft verloren gegangen. „Mit ihrer aktuellen, offensiven Kampagne gegen eines der wenigen, eher noch zu schwachen Instrumente gegen Naturverlust gehen der Bauernverband und die CDU der Artenvielfalt nun auch politisch an den Kragen“, ist der NABU-Chef empört. „Doch wir müssten im Gegenteil dieses Instrument erheblich stärken, um unserer Verantwortung zum Erhalt der Artenvielfalt gerecht zu werden. “
Pressemitteilung NABU HH