Neue Impulse und Visionen für Hamburgs Magistralen

Internationales Bauforum 2019 | Magistralen endet nach sechs Tagen intensiver Arbeit mit 14 visionären Entwürfen

 

Mit über 200 Experten und rund 8.000 Besucherinnen und Besuchern beim öffentlichen Rahmenprogramm war dieses Bauforum die größte Planungswerkstatt in der Geschichte der Stadt. Das freie Entwurfsformat für die Planerinnen und Planer und die ergänzenden Vorträge von nationalen und internationalen Experten – wie dem Amerikaner Jeff Speck und der Italienerin Paola Viganò – haben neue Impulse für die Stadtentwicklung an den großen Ausfallstraßen und den anliegenden Quartieren der nächsten Jahrzehnte gesetzt.

Franz-Josef Höing, Oberbaudirektor: „Auf und an diesen Straßen liegen die Themen der nächsten 20 bis 30 Jahre in der Stadtentwicklung. Die im Bauforum in kürzester Zeit entstandenen Ideen zeigen eindrücklich, wie viele Möglichkeiten zur Weiterentwicklung in der bestehenden Stadt stecken. Es braucht dazu Phantasie, Mut und einen langen Atem.“

Dr. Dorothee Stapelfeldt, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen: „Hamburg hat mit dem siebten Bauforum einen reichen Fundus an Ideen für die Zukunft unserer Stadt gewonnen. Wir bedanken uns bei allen, die daran mitgearbeitet haben, für ihre kreativen Beiträge. All die Anregungen und Ideen aus den Teams werden uns bei der Entscheidung helfen, wie wir die Magistralen auch im Dialog mit den 140.000 Anwohnerinnen und Anwohnern zu einem lebenswerten, öffentlichen Raum umgestalten können.“

Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender Bundesstiftung Baukultur: „Stadtentwicklung und Städtebau brauchen kreative und offene Vorläufe, weil sie über viele Jahre wirksam sind. Das Bauforum hat hier strukturell und konkret die Weichen für eine gute Zukunft von Hamburgs Magistralen und auch für die Stadtteile gestellt.“

Nach sechs Tagen intensiver Arbeit fand am Sonnabend, den 24. August, das große Finale des Internationalen Bauforum 2019 | Magistralen statt – eine Präsentation visionärer Entwürfe für die Stadträume entlang der großen Ausfallstraßen, die von Planungsteams aus ganz Europa erarbeitet wurden.

Die 14 interdisziplinären Teams, zusammengesetzt aus 55 Büros aus den Bereichen Architektur, Stadt, Landschafts- und Verkehrsplanung, bildeten den Kern des Bauforums. In einer offenen und kreativen Werkstattatmosphäre entwickelten die Expertinnen und Experten konkrete Entwürfe und programmatische Impulse für die Stadtentwicklung an den großen Ausfallstraßen und den anliegenden Quartieren. Impulse wurden auch im begleitenden Rahmenprogramm gesetzt – durch Vorträge von internationalen Fachleuten wie dem US-Amerikaner Jeff Speck und der Italienerin Paola Viganò sowie Wissenschaftlern und Praktikern aus Deutschland, Dänemark, den Niederlanden und den USA.

Insgesamt wurden 14 Konzepte für sieben Magistralen erarbeitet: Je zwei Teams haben pro Magistrale in intensiver Tag- und Nachtarbeit Drehbücher für diese 8 bis 20 km langen Räume entwickelt.

In abwechslungsreichen Präsentationen wurde am Sonnabend mit Plänen, Fotos, riesigen Modellen, mit Musik und kleinen Performances gezeigt, dass in den Entwürfen auch viele strukturelle Themen der Hamburger Stadtentwicklung mit Blick auf die nächsten 30 Jahre enthalten sind.

Die Ergebnisse sind so vielschichtig wie die Magistralen selber – vom ‚Kartoffelplan‘, der die Nachbarschaften entlang der Magistralen definiert, bis zur Parade der großen ‚Elefanten‘ (die Solitärbauten der 60er und 70er Jahre in der City Nord), die einen neuen Eingang zum Stadtpark definieren. Auf der Suche nach dem Ring 2 ist die Idee zu einem urbanen ‚Milky Way‘ entstanden, der die Hierarchien des Straßennetzes in Frage stellt und eine Neuaufteilung des Raumes anbietet. Dass die an die Magistralen angrenzenden Quartiere und Landschaften auch Ideen- und Namensgeber werden können und so aus der B 5 nach Bergedorf eine ‚Park Lane‘ erwachsen kann, hat zu vielfältigen und ortsspezifischen Ansätzen geführt. Harburg ‚greift‘ in einem der Entwürfe über die Magistrale der B 73 hinweg mit einer neuen Vernetzung über die Seehäfen wieder an die Elbe; Pendlern könnte der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel in sogenannten Mobility Hubs erleichtert werden.

Durch die Entwürfe ergeben sich neue innerstädtische Räume, um zu wohnen, zu arbeiten, für die Infrastruktur und Grün – für wirklich urbane Quartiere in all ihrer Heterogenität. Doch so ähnlich sich auch manche Themen und Fragen der künftigen Entwicklung der Magistralenräume sind, vor Ort ist jeweils eine zum Charakter passende Lösung zu finden. Auch dazu gaben die Teams zahlreiche Hinweise: So könnte Bergedorf zur ‚Berge-City‘ werden oder es in Billstedt künftig einen ‚Billstedter Balkon‘ geben.

Die neuen Impulse aus dem Bauforum werden nun aufbereitet und in einer Publikation veröffentlicht. Die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen entscheidet gemeinsam mit den beteiligten Behörden und Bezirken, welche Ideen zeitnah umgesetzt werden können.

Pressemitteilung der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen


Bauforum zur Entwicklung der Magistralen

Duge: „Grünvernetzung und Verkehrsreduzierung als Leitidee“

In der aktuellen Stunde der Bürgerschaft wird auf Initiative der Grünen Fraktion über die Ergebnisse des Internationalen Bauforums zur Entwicklung der Magistralen Hamburgs debattiert. Die städtebauliche Umgestaltung der sieben Hauptverkehrsachsen vom Zentrum bis in die Peripherien ist Herausforderung und Chance zugleich. Die 180 kreativen Fachexpertinnen und Fachexperten des Bauforums unterstützen dabei zwei grüne Kernthemen: Reduzierung des Verkehrs und Vernetzung mit den Grünräumen.

Dazu Olaf Duge, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Diesen enormen kreativen Schub des Bauforums sollte Hamburg für seine Stadtentwicklung an diesen oftmals unattraktiven, mit Lärm und hohem Verkehrsaufkommen belasteten Magistralen nutzen. Die Grabenkämpfe vergangener Jahre mit Blick auf eine dringend notwendige Umsteuerung in der Mobilität und der Notwendigkeit einer Verkehrswende, lassen wir langsam hinter uns. Und das gibt viel Spielraum für neue Ideen. Unter Wahrung der jeweiligen Identitäten der Quartiere mit einerseits verdichteten zentrumsnahen Stadtteilen bis hin zu fast dörflichen Strukturen, können die Magistralen in vielfältiger Hinsicht entwickelt werden. Eine Reduzierung der Verkehrsbelastung ist zwingende Voraussetzung, um Wohnungsbau und Lebensqualität gewährleisten zu können. Da waren alle am Bauforum Beteiligten einhelliger Meinung. Ein zweiter Kern dieses Forums war der Ausbau und die Vernetzung der bestehenden und neuen Quartiere mit den Grünräumen auch über die Magistralen hinweg. Hier müssen wir deutlich die Qualitäten steigern. Wir können im Inneren wachsen, neue Parks schaffen und unsere bestehenden Grünareale sichern und verbessern. Das hat das Forum eindeutig gezeigt. Wir werden die Ideen in den nächsten Monaten und Jahren Stück für Stück unter die Lupe nehmen, um sie auf Umsetzung zu prüfen. Und natürlich werden wir das gemeinsam mit den Hamburgerinnen und Hamburgern tun.“

Pressemitteilung GRÜNE Bürgerschaftsfraktion Hamburg


Aktuelle Stunde: „Das Leben an der Magistrale muss für die Menschen attraktiv sein“

Die Hamburgische Bürgerschaft debattiert heute in einer Aktuellen Stunde unter dem Titel „Hamburgs Magistralen neu denken, Impulse aus internationalem Bauforum nutzen und die Lebensqualität der Hamburgerinnen und Hamburger stärken“ die Bedeutung von Hamburgs Magistralen im Rahmen der Stadtentwicklung. Beim 7. Internationalen Bauforum vom 19. bis 24. August wurden auf Einladung der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen innovative Konzepte für die Entwicklung der Stadträume entlang von sieben ausgewählten Verkehrsachsen erarbeitet.

Dazu Martina Koeppen, Fachsprecherin für Stadtentwicklung der SPD-Bürgerschaftsfraktion: „Die Entwicklung unserer Stadt beginnt für uns im Herzen Hamburgs an Elbe und Alster und führt entlang der Magistralen und Grünzüge bis an die Stadtränder und darüber hinaus. Wenn schätzungsweise 140.000 Menschen in der Nähe der Magistralen leben, dann ist es unsere gemeinsame Verantwortung, für diese Bürgerinnen und Bürger noch bessere Orte zum Leben zu schaffen. Das Leben an der Magistrale muss für die Menschen attraktiv sein. Für die Zukunft braucht es den Schulterschluss in der Stadt, dass wir für die Menschen an den großen Straßen Großes und Gutes erreichen wollen: Nicht mehr Verkehr, sondern weniger. Nicht mehr Lärm, sondern weniger. Keine Monotonie, sondern mehr Abwechslung. Um die Straßen zu entlasten und für neue Planungen in den Blick nehmen zu können, braucht es große und leistungsfähige Alternativen für die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen. Eben dafür planen und bauen wir auch die U4, die U5, die S4, die S21 und auch die A26-West und -Ost sowie die Erweiterung der A7. Das 7. Internationale Bauforum hat wichtige Impulse geliefert, die dazu beitragen werden, die Entwicklung der Magistralen zu lebenswerten, zentralen und attraktiven Orten des Zusammenlebens in unserer Stadt weiter voranzutreiben.“

Pressemitteilung SPD-Bürgerschaftsfraktion

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