In den Tiefen der Alsterfleete leben viele Tiere, von denen wir kaum etwas mitbekommen: Unterschiedliche Muschelarten besiedeln den Gewässergrund, Aale schlängeln sich zwischen den Steinen auf der Suche nach Beute und Insektenlarven weiden die Algenrasen an den Spundwänden ab. Und auch als Wanderkorridor zwischen Elbe und Alster sind die Fleete von größter Bedeutung.
Um in diesem extremen, von stark wechselnden Strömungsgeschwindigkeiten gekennzeichneten Lebensraum den Strukturreichtum zu erhöhen und die Durchwanderbarkeit zu verbessern, wurden am 14. Mai von einer Lastenschute aus 36 mit Steinen und Holz gefüllte Drahtkörbe im Alsterfleet im Bereich der Adolphsbrücke platziert. Vor Ort waren Mitarbeiter des Projektes „Lebendige Alster“ sowie Vertreter der Behörde für Umwelt und Energie (BUE), welche die Funktionsweise dieser sogenannten Gabionen erläuterten.
Die Bedingungen für Wasserorganismen im Bereich der Fleete sind extrem: Der Wasserstand der Fleete in der Hamburger Altstadt wird durch Schleusen geregelt. Während der Pegel der Alster oberhalb der Rathausschleuse tagsüber stabil gehalten wird, führt das Absenken des Pegels nachts zu deutlich erhöhten Strömungsgeschwindigkeiten. Die steinernen Ufer und der Grund der Fleete bieten dabei nur wenige Unterschlupfmöglichkeiten für Wasserorganismen. „Im Projekt Lebendige Alster“ haben wir 2016 damit begonnen, verschiedene künstliche Strukturen zu testen, die die Lebensbedingungen der Tiere verbessern können“, erklärt Andreas Lampe, Mitarbeiter bei der Lebendigen Alster. Als Pilotmaßnahmen wurden „schwimmende Strukturen“ aus Reisig und Weidengeflechten und tonnenschwere „Stromkokons“ aus Beton, die als Fischunterstand dienen sollen, in die Fleete eingebracht.
Dr. Elisabeth Klocke, Vorstand der Stiftung Lebensraum Elbe, die das Projekt maßgeblich fördert, ist begeistert: „Wir freuen uns, dass nun auch die bisher nicht beachteten Fleete selbst als Lebensräume für Wasserbewohner wahrgenommen und aufgewertet werden. Sie sind die Verbindung zwischen Alster und Elbe – unser Geld ist also gut angelegt.
Untersuchungen dieser Maßnahmen haben gezeigt, dass die Holzstrukturen sehr gut von Kleinlebewesen, dem Makrozoobenthos, besiedelt wurden. Auch Jungaale wurden in den Reisigbündeln entdeckt, wo sie Unterschlupf und Nahrung finden. Die Stromkokons wurden ebenfalls gut angenommen. Bei erhöhten Strömungsgeschwindigkeiten nutzten kleine Fische den Strömungsschatten hinter dem Kokon.
Die Erkenntnisse aus diesen Pilotmaßnahmen flossen in die Entwicklung der Gabionen ein: Sie kombinieren die positiven Funktionen des Stromkokons und der schwimmenden Strukturen. Zusätzlich soll sich im Strömungsschatten der einen Meter langen und 50 Zentimeter hohen Drahtkörbe feines Sediment ablagern, in dem Muscheln leben können, die nach den Untersuchungen in den Fleeten zu selten vorkommen. Die Positionierung mehrerer Gabionen im Alsterfleet stellt zudem eine Art „Leitlinie“ für wandernde Fische zwischen Rathausschleuse und Mündung des Mönkedammfleetes dar. An ihr können sich aufsteigende Fische orientieren. Es ist nämlich zu erwarten, dass einige über das Nikolaifleet kommende Fische zusätzlich zur sehr schwachen Strömung im Alsterfleet weitere Orientierungshilfen benötigen, um zügig den Einstieg in die Fischtreppe zu finden.
Seit 2011 werden im Rahmen des Kooperationsprojektes „Lebendige Alster“ von Aktion Fischotterschutz, BUND Hamburg und NABU Hamburg Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung des Alsterlaufes und seiner Auen geplant und umgesetzt. Gefördert wird das Projekt vor allem durch die Stiftung Lebensraum Elbe und die Behörde für Umwelt und Energie der Freien und Hansestadt Hamburg. Als weitere Unterstützerin konnte die NKG Hanseatische Natur- und Umweltinitiative (NKG HNUI) gewonnen werden.
Weitere Informationen zum Projekt unter www.lebendigealster.de
Pressemitteilung Projekt Lebendige Alster