Deutsche Umwelthilfe fordert Wintershall Dea zum sofortigen Stopp der Förderpläne auf
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert den Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea auf, seinen Antrag auf neue Ölbohrungen im Nationalpark Wattenmeer zurückzuziehen. Die Fortsetzung der Förderung auf der Mittelplate im sensiblen Weltnaturerbe-Gebiet Wattenmeer gefährdet den Erhalt der biologischen Vielfalt und widerspricht den Klimazielen.
Für die Versorgungssicherheit haben die neuen Bohrpläne keine Bedeutung. Nur 1 Prozent des gesamten jährlichen Ölverbrauchs in Deutschland werden derzeit durch die Förderplattform Mittelplate abgedeckt. Die DUH fordert Wintershall Dea auf, die Pläne sofort auf Eis zu legen und eine Strategie zum Ausstieg aus der Förderung fossiler Energien zu erarbeiten.
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Neue Ölbohrungen von Wintershall Dea im Weltnaturerbe-Gebiet wären eine Katastrophe für den Klimaschutz und eine Gefahr für das weltweit einmalige Ökosystem Wattenmeer. Auch der größte deutsche Öl- und Gaskonzern muss sich an die Klima- und Naturschutzziele halten. Der Krieg in der Ukraine und die Versorgungssicherheit dürfen angesichts der geringen Fördermengen aus der Nordsee dafür nicht als vorgeschobenes Argument herhalten. Wie bereits vor wenigen Wochen, als Wintershall Dea die Pläne für neue Gasförderung in Bayern gestoppt hat, muss der Konzern auch im Wattenmeer den Antrag auf Ausbau der Förderung zurückziehen. Ansonsten prüfen wir auch rechtliche Schritte, um die fossile Förderung auf der Mittelplate endgültig zu beenden.“
Wintershall Dea fördert seit 1987 Öl mitten im Nationalpark Wattenmeer. Die derzeit gültige Förderbewilligung für die Offshore-Plattform Mittelplate erlaubt die Ölförderung bis Ende 2041. Im Falle einer Genehmigung wäre die Ölförderung im Wattenmeer weit über das festgesetzte Datum der Klimaneutralität Deutschlands hinaus bis 2069 möglich. Das Verfahren zur Bewilligung einer Verlängerung läuft derzeit noch, den Antrag hatte Wintershall Dea 2019 gestellt. Mit 20.000 Barrel Öl pro Tag ist die Mittelplate das mit Abstand größte Ölfeld Deutschlands.
Der Nationalpark Wattenmeer ist ökologisch weltweit einzigartig und wurde deshalb sogar als UNESCO-Weltnaturerbe anerkannt. Ölbohrungen sind ein schwerwiegender Eingriff, schon im laufenden Betrieb haben sie negative Auswirkungen auf die sensible Meeresumwelt. Zudem sind sie immer extrem unfallträchtig und stellen deswegen eine massive Bedrohung für den fragilen Naturraum dar.
Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz der DUH: „Störungen und Unfälle auf der Bohrinsel können jederzeit passieren, dieses Risiko wird durch das hohe Alter der Anlage noch verschärft. Weltweit und auch in der Nordsee hat es schwere Unfälle bei Bohrungen gegeben, zum Beispiel der Blowout auf der Plattform Deepwater Horizon. Die Folgen eines solchen Unfalls wären für das hoch sensible Ökosystem katastrophal: Millionen Wattvögel, Seehunde, Kegelrobben und Schweinswale könnten ihre Lebensgrundlage verlieren. Wir müssen diese fossilen Geschäfte stoppen. Wir können einen viel substantielleren Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten durch Energieeinsparungen und den Ausbau erneuerbarer Energien – dahin muss auch Wintershall Dea umsteuern.“
Hintergrund:
Wintershall Dea besitzt ein rein fossiles Geschäftsmodell. Bereits im vergangenen Jahr haben die Geschäftsführenden der DUH eine Klimaklage gegen Wintershall Dea eingereicht. Darin wird das Unternehmen aufgefordert, seine Öl- und Gasproduktion in Einklang mit einem CO2-Budget zur Einhaltung des 1,5-Grad-Limits zu reduzieren sowie die Entwicklung neuer Öl- und Gasprojekte ab 2026 einzustellen.
Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe