Die Stadtreinigung Hamburg (SRH) testet alternative abtauende Streumittel im Hamburger Süden. Diese Tests erfolgen im Rahmen des Forschungsprojektes E-Win, bei denen Radfahrende die Taumittel hinsichtlich ihrer Wirksamkeit bewerten und eine wissenschaftliche Begleitung der Ergebnisse vorgesehen ist. Ziel ist es, die subjektive und objektive Sicherheit von Radfahrenden bei Schnee und Glätte zu verbessern sowie die Attraktivität des Radfahrens in Wintermonaten zu erhöhen.
„Auf dem Airbus-Gelände und auf einer Strecke auf dem Rethedamm in Wilhelmsburg werden die Streustoffe Kalzium-Magnesium-Acetat, Natriumformiat und Kaliumacetat erprobt“, erklärt SRH-Geschäftsführer Professor Dr. Rüdiger Siechau. „Diese Stoffe sowie eine ‚normale‘ Salzlauge (Natriumchlorid) als Referenzstoff werden bei Glätte auf kurzen Abschnitten hintereinander auf einer Versuchstrecke ausgebracht. Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer werden dann gebeten, die Strecke abzufahren und die Tauwirkung zu bewerten.“
Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft: „Wir suchen nach Alternativen, die den Einsatz des sehr wirksamen aber auch umweltschädlichen Streusalzes reduziert und dennoch Sicherheit für die Verkehrsteilnehmer gewährleistet. Bekannt ist, dass Kalcium-Magnesium-Acetat weder Brücken noch Bäume schädigt. Kalcium und Magnesium dienen als Nährstoffe für Pflanzen. Der Test wird zeigen, ob wir künftig auf abgesetzten Radwegen statt mit abstumpfenden Streustoffen wie Kies mit dem neuen Mittel die Radwege im Winter sicherer machen und gleichzeitig die Umwelt schonen. Das wäre ein wirklicher Gewinn.“
Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende: „Um Hamburg zur Fahrradstadt zu machen, ist nicht nur der Bau und die Instandhaltung von Fahrradwegen entscheidend. Vor allem müssen Radfahrende auch während des Winters und bei Schnee und Eis darauf vertrauen können, dass sie sicher an ihr Ziel kommen. Die Benutzung neuer innovativer Streumittel ist deshalb nicht nur ein toller Beitrag zum Umweltschutz, sondern auch Bestandteil einer erfolgreichen Mobilitätswende.“
Nach dem Hamburgischen Wegegesetz ist der Einsatz von Tausalz oder von tausalzhaltigen Mitteln bislang nur auf Fahrbahnen zulässig und auch dort so gering wie möglich zu halten. Auf die Belange des Umweltschutzes ist besondere Rücksicht zu nehmen. Deshalb werden abgesetzte Radwege zurzeit ausschließlich mit abstumpfenden Streustoffen, nämlich mit Kies mit runder Körnung gestreut. Eine Sicherung dieser Strecken ist deshalb nur nach Schneefällen oder nach Eisbildung möglich.
Das Projekt läuft bis Juli 2022. Schon im Winter 2019/2020 wurde auf Basis einer Literaturrecherche die Vorauswahl geeigneter alternativer Streustoffe getroffen. Die Stoffe wurden in Labortests auf Wirksamkeit geprüft und ihre Umweltverträglichkeit in einem ersten Schritt theoretisch nach dem Stand des Wissens betrachtet. In diesem Winter sollen die Stoffe nun in Felduntersuchungen ihre Umweltverträglichkeit unter Beweis stellen (Bodenproben vor den Versuchsreihen wurden bereits vom Institut für Bodenkunde der Universität Hamburg erhoben, nach der Saison werden erneut Proben gezogen) und Radfahrende sollen zur Wirksamkeit befragt werden. Gegebenenfalls können die Streustoffe auch angepasst werden. Im Winter 2021/2022 soll es dann einen Praxistest im öffentlichen Raum geben. Auch dann werden wieder Radfahrende befragt. Eine Kampagne soll zudem Radfahrende zur Nutzung ihres Gefährts auch in den Wintermonaten animieren und für die speziellen Anforderungen im Winter sensibilisieren. Nach der Projektphase sollen die Erkenntnisse aus dem Projekt E-WIN auch anderen Kommunen zur Verfügung gestellt werden.
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans 2020 (NRVP) gefördert.
In Hamburg sind für die Radverkehrssicherheit und den Winterdienst auf Radwegen die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) sowie die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) verantwortlich.
Pressemitteilung der Stadtreinigung Hamburg