Neue Studie belegt verheerende Folgen von Agrokraftstoff

… für Natur, Klima und Ernährungssicherheit: Deutsche Umwelthilfe und Transport & Environment fordern sofortigen Stopp der staatlichen Förderung
Weltweit werden 9,6 Millionen Hektar Agrarland für den Anbau von Soja, Raps, Getreide und Co. belegt, um daraus Agrokraftstoff für die EU zu produzieren. Das entlarvt eine heute von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und Transport & Environment (T&E) veröffentlichte Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung (ifeu). Die Nutzung dieser riesigen Flächen für Agrokraftstoff geht mit enormen Schäden einher – für Klima, Biodiversität und Ernährungssicherheit.

 

Unter Berücksichtigung der Landnutzungseffekte ist die Klimabilanz von Agrosprit sogar noch verheerender als bei fossilen Kraftstoffen. Die DUH und T&E fordern daher, die Förderung von Agrokraftstoffen in Deutschland und der EU sofort zu beenden.

Kathrin Anna Frank, DUH-Referentin Naturschutz: „Eine Fläche der Größe Irlands mit dem Anbau von Raps, Mais, Weizen und Co. zu belegen, um damit nicht etwa Menschen, sondern Autos zu versorgen, ist im wahrsten Sinne des Wortes ein riesiger Skandal. Diesen Irrsinn auch noch als Klimaschutzmaßnahme zu verkaufen, treibt das Ganze auf die Spitze. Die heute veröffentlichte Studie zeigt: Statt Land mit Monokulturen für Agrosprit zuzupflastern, könnte die Renaturierung einer so großen Fläche 65 Millionen Tonnen CO2 binden und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Erhalt unserer Artenvielfalt leisten. Obwohl längst klar ist, dass bei Agrosprit mit unvollständigen und dadurch falschen Klimabilanzen gerechnet wird, sträubt sich Verkehrsminister Wissing seit Monaten gegen das längst überfällige Aus für die staatliche Agrosprit-Förderung. Mit den heute präsentierten Ergebnissen muss auch er endlich anerkennen: Agrosprit ist in der Realität sogar noch klimaschädlicher als fossiler Kraftstoff! Die Förderung von Agrokraftstoffen muss sofort gestoppt und stattdessen Raum für Natur und Nahrungsmittelproduktion geschaffen werden.“

Das Umweltbundesamt stuft die staatliche Förderung von Agrokraftstoffen bereits seit 2008 als klima- und umweltschädliche Subvention ein. Die neue ifeu-Studie zeigt nun erstmals, wie verheerend die Bilanz für den europäischen Markt ist. Wertvolle Flächen mit Monokulturen für die Agrokraftstoffproduktion zu blockieren, ist für den Klimaschutz die völlig falsche Wahl: Renaturierung könnte auf einer Fläche dieser Größe zwei- bis dreimal mehr CO2 einsparen. Die Ergebnisse belegen außerdem, dass sich erneuerbare Antriebsenergie für Fahrzeuge auch ohne immense Flächenverschwendung herstellen lässt: Für die gleiche Kilometerleistung benötigt die Erzeugung von Solarstrom für E-Fahrzeuge 97,5 Prozent weniger Fläche als die Produktion von Agrokraftstoff für Verbrennerfahrzeuge.

Maik Marahrens, Senior Campaign Manager Biofuels & Energy bei T&E ergänzt: „Agrotreibstoffe sind ein gescheitertes Experiment. Weiterhin Nahrungsmittel in unseren Autos zu verbrennen, grenzt angesichts einer sich zuspitzenden globalen Ernährungskrise an kriminelles Handeln. Belgien hat schon einen Gesetzentwurf zur Reduzierung von Nahrungsmitteln in Treibstoffen auf den Weg gebracht. Deutschland, und die EU als Ganzes, müssen diesem Beispiel folgen.“

Hintergrund:

Die berechneten 9,6 Millionen Hektar beziehen sich auf die Gesamtfläche, die für den Anbau der für den Agrokraftstoffverbrauch in Europa verwendeten Nahrungs- und Futtermittelpflanzen benötigt wird. Ein Teil dieser Pflanzen wird zu Koppelprodukten verarbeitet, hauptsächlich zu Tierfutter. Die hier genannten Zahlen zu Nahrungsmitteln und Kohlenstoffbindung beziehen sich auf die ausschließlich für Agrokraftstoffe genutzte Fläche (5,3 Millionen Hektar), ohne die für Koppelprodukte genutzte Fläche (4,3 Millionen Hektar).

Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe

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