„Neue StVO für sichere Schulwege nutzen“

Deutsches Kinderhilfswerk, VCD und VBE appellieren an die Kommunen
In der nächsten Woche starten der ökologische Verkehrsclub VCD, das Deutsche Kinderhilfswerk und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) die Aktionstage „Zu Fuß zur Schule und um Kindergarten“. Das Motto lautet dieses Jahr „Kinder können das – Elterntaxi muss nicht sein!“. Vom 16. bis zum 27. September werden Schulen und Kindertagesstätten in ganz Deutschland eigene Aktionen umsetzen, um auf die Bedeutung von sicheren Schulwegen aufmerksam zu machen.

Die drei Partnerverbände fordern Kommunen dazu auf, die Möglichkeiten der vor Kurzem reformierten Straßenverkehrsordnung (StVO) zu nutzen, um Kindern sichere Mobilität zu ermöglichen. Denn: Bundesweit fühlen sich 18 Prozent der Kinder auf dem Schulweg unsicher. In Orten mit über 100.000 Einwohnenden steigt diese Zahl auf ein Viertel der Kinder (24 Prozent). Das zeigt eine aktuelle Umfrage für den 2. „Kinderrechte-Index“ des Deutschen Kinderhilfswerkes. Dafür wurden 3.218 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren befragt.

Der Weg muss für alle Kinder so sicher werden, dass Eltern sie sorgenfrei in ihrer eigenständigen Mobilität unterstützen können. Seit der Verabschiedung im Bundestag am 14.06.2024 haben die Kommunen mit der StVO-Reform deutlich größere Spielräume, wenn es um Maßnahmen für Verkehrssicherheit und Klimaschutz geht. So sind etwa die Einrichtung von Tempo 30 oder Schulstraßen mit weniger Hürden verbunden als zuvor. Die Verbände appellieren an die Kommunen, nicht darauf zu warten, dass sie zum Handeln aufgefordert werden. Im Sinne der Sicherheit aller Kinder sollten sie die Verbesserung der Verkehrssituation selbst angehen, besonders in der Nähe von Schulen und Kitas. In einem gemeinsamen Forderungspapier setzen sich die Bündnispartner außerdem für sichere Querungsmöglichkeiten wie Zebrastreifen und Mittelinseln in der Nähe von Schulen ein. Auch der Ausbau von geschützten und breiten Fuß- und Radwegen im gesamten Wohngebiet sowie mehr Fahrradstellplätze an Schulen und Kitas sind Teil der Forderungen.

Christine Streichert-Clivot, Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Schirmherrin der Aktionstage, sagt in einem Statement: „Das Elterntaxi stehen lassen und zu Fuß in den Kindergarten oder die Schule. Die Vorteile liegen auf der Hand. Der Weg zu Fuß ist gesund, erfrischend und macht wach für den Tag. Er bietet die Chance, Selbstständigkeit zu üben, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen, das richtige Verhalten im Straßenverkehr zu üben und sich so seiner Umwelt bewusst zu werden. Zudem schont jeder Kilometer, den ein Auto stehen bleibt, das Klima und die Umwelt. Den Spaß, den die Kinder dabei auch noch gemeinsam haben können, sollten wir natürlich nicht vergessen. Wir wünschen uns von unseren Schülerinnen und Schülern, dass sie nachhaltige und positive soziale Netze knüpfen, eigenständig handeln und einen gesunden Lebensstil entwickeln.“

In den letzten Jahren gab es viele erfolgreiche Aktionen, um Kinder zu motivieren, ihren Schul- oder Kitaweg eigenständig zurückzulegen. Beliebt waren Stempelaktionen, Laufpatenschaften zwischen Schülerinnen und Schülern und älteren Kita-Kindern sowie kreative Schulweggestaltung, etwa durch Hüpfspiele. Außerdem wurden vielerorts sogenannte Laufbusse organisiert, bei denen sich Kinder an Sammelpunkten treffen und gemeinsam zur Schule gehen. Auch Elternhaltestellen oder Schulstraßen, oft in Zusammenarbeit mit der Kommune, waren Teil der Maßnahmen. Weitere Ideen wie symbolische „Knöllchen“ für Elterntaxis oder Schulweg-Wetten sind online zu finden. Die kreativsten Ideen werden auch in diesem Jahr wieder mit Preisen ausgezeichnet.

Besonders belohnt werden außerdem erstmals Projekte, die durch eigenständige Initiativen wie eine Fahrraddemo, eine Aufmerksamkeit erregende Plakataktion oder eine selbst organisierte Podiumsdiskussion mit lokalen Verantwortlichen konkrete Veränderungen in den Blick nehmen. Schulen oder Kitas können mit ihren eingereichten Aktionen Fahr- und Laufräder für ihren eigenen Fuhrpark gewinnen – mitmachen lohnt sich also doppelt.

Zum Hintergrund: Im Rahmen der Aktionstage „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten“ vom 16. bis 27. September 2024 können Kinder mit ihren Lehrkräften, Erzieherinnen und Erziehern oder ihren Eltern eigene Projekte rund um das Thema „Zu Fuß zur Schule und zur Kita“ entwickeln. Die Aktionstage richten sich gezielt an Grundschulen und Kindertageseinrichtungen. Viele Materialien wie kostenlose Aktionsposter, Infoflyer und Projektideen gibt es unter: www.zu-fuss-zur-schule.de.

Pressemitteilung VCD (12.9.)


Sicherer Schulweg dank Schulstraßen: Bündnis erarbeitet Leitfaden für Kommunen

Ohne alltägliches Verkehrschaos vor der Schule können Kinder selbstständig und sicher zum Unterricht kommen. Das Kidical Mass Aktionsbündnis hat einen Leitfaden für Kommunen erstellt, der lokale Verwaltungen bei der Einrichtung von autofreien Schulstraßen unterstützt. Präsentiert wird der Leitfaden im Rahmen der Aktionswochen, zu denen das Bündnis vom 16. September bis 27. Oktober 2024 deutschlandweit aufruft.

Das neue Schuljahr hat in allen Bundesländern begonnen, das Thema Schulwegsicherheit ist auch nach den Sommerferien nicht adäquat gelöst. Das Modell der Schulstraße, die für den Kfz-Durchgangsverkehr gesperrt ist, sei es permanent oder temporär, wird immer bekannter. Der Clou: Es packt das Problem bei den Wurzeln und liefert einen wichtigen Baustein für ein kindgerechtes Verkehrssystem.

Mit dem Leitfaden zeigt das Kidical Mass Aktionsbündnis, wie Kommunen Schulstraßen rechtssicher Schulstraßen und Schritt für Schritt einrichten können. Für eine Kommune bedeutet es viel Aufwand, den rechtlichen Rahmen bei neuen Maßnahmen einwandfrei auszuarbeiten. Der Leitfaden liefert diese Vorarbeit, die die Kommunen oft gar nicht leisten können. Mit Hilfe des Praxisleitfadens ist das Hochskalieren auch sehr vereinfacht, da verschiedene Situationen, z.B. Schulen an Hauptstraßen und Nebenstraßen, thematisiert werden.

Mit Schulbeginn sind neue Pilotprojekte u.a. in Dortmund und Mönchengladbach gestartet, weitere wurden z.B. in Bamberg und Hamburg beschlossen. In Köln steht die Verstetigung der Pilotprojekte kurz bevor. „Es gibt aber auch Kommunen, die weiterhin zögerlich sind“, sagt Simone Kraus, Sprecherin des Kidical Mass Aktionsbündnisses, „Damit sich das ändert, veröffentlichen wir zum Start der Aktionswochen den Schulstraßen-Leitfaden.“

Die Einrichtung von Schulstraßen – ob temporär oder permanent autofrei – ist ein wichtiger Meilenstein für mehr Sicherheit im Straßenverkehr für Kinder. Bestenfalls werden sie im Straßenverkehrsrecht (StVO) integriert ähnlich wie in Österreich.
Zusätzlich braucht es ein Gesamtkonzept. Idealerweise werden Schulstraßen in ein umfassendes kindgerechtes Mobilitätsmanagement der Kommune integriert. Andere wichtige Bausteine sind eine übergreifende Schulwegplanung, die breite, geschützte Fahrradwege, sichere Querungsmöglichkeiten sowie die Anordnung von Tempo 30 auf Schulwegen vorsieht.

Im Rahmen der Aktionswochen #StrassenFürAlle werden sich vom 16. September bis 27. Oktober 2024 in ganz Deutschland und weiteren Ländern zehntausende Kinder und Erwachsene für kinder- und fahrradfreundlichen Orte stark machen. Ob mit einer Schulstraßen-Aktion, einem Fahrradbus (Bicibús) oder einer großen Kidical Mass Fahrraddemo. In vielen Orten steht die Forderung nach Schulstraßen und sicheren Schulweg an erster Stelle, u.a. in Hamburg, Leipzig und Stuttgart. Die lokalen Initiativen werden den Schulstraßen-Leitfaden an die Teilnehmenden aus Politik und Verwaltung überreichen. Höhepunkt der Aktionswochen ist das Wochenende 20.-22. September 2024 rund um den Weltkindertag.

Pressemitteilung VCD (15.9.)

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