Der Neubau des Großprüfstands für Blattlager von Windenergieanlagen des führenden Windenergieforschungsinstituts in Deutschland, Fraunhofer IWES, wurde heute am Energie-Campus in Bergedorf eröffnet. Auf rund 1.400 Quadratmetern Nutzfläche werden künftig Blattlager mit Durchmessern bis zu sechs Metern – wie sie für 10 MW-Windenergieanlagen der nächsten Generation zum Einsatz kommen sollen – dauerhaft und deutlich schneller unter realistischen Betriebsbedingungen getestet.
Somit kann die Ausfallsicherheit modernster Anlagen gesteigert werden, während die Energiegestehungskosten sinken. Die Freie und Hansestadt Hamburg hat rund 8,3 Millionen Euro für Grundstück und Gebäude investiert.
Der Neubau für das Fraunhofer IWES an diesem Standort und die Kooperation mit dem Competence Center für Erneuerbare Energien und EnergieEffizienz (CC4E) der HAW Hamburg bedeutet einen wichtigen Schritt für den Innovationsstandort Hamburg: Sie bringt die Entwicklung des „Clusters Erneuerbare Energien“ nach vorne, stärkt den Wissenschaftsstandort und fördert die weitere Ansiedelung von Unternehmen in Hamburg.
Katharina Fegebank, Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung: „Der IWES-Standort Bergedorf ist ein großer Gewinn für die Wissenschaftsmetropole Hamburg: Windenergieforschung ist eines der wichtigsten Zukunftsfelder. Die Menschen erwarten zu Recht, dass die Wissenschaft hier vorankommt. Ich danke der Fraunhofer-Gesellschaft für ihr Vertrauen in den Standort.“
Durch den neuen Großprüfstand „Large Bearing Laboratory“ ist es möglich, die Widerstandsfähigkeit von Lagern vor ihrer Installation an einer Windenergieanlage in nur wenigen Monaten für ihre komplette Betriebsdauer zu prüfen. Ziel ist eine möglichst realistische Nachbildung der Lasten, die auf die zehn Tonnen schweren Lager im Betrieb einwirken. Denn: die Windenergieanlagen der neuen Generation haben bis zu 80 Meter lange Rotorblätter. Wenn der Wind auf die Blätter trifft, dann wirken gewaltige Kräfte auf das Material. Blattlager sind die Verbindung zwischen Nabe und Rotorblättern, sie müssen extrem viel aushalten und zählen zu den wichtigsten Bauteilen bei einer Anlage. Schäden an dieser zentralen Stelle verursachen lange Ausfallzeiten und hohe Kosten. Durch den Prüfstand soll mehr Planungssicherheit für die Herstellung der Blattlager erreicht und der Einsatz neuer Technologien ermöglicht werden, um letztlich die Stromgestehungskosten kommender Anlagengenerationen weiter zu senken.
„Wir freuen uns über die neue Niederlassung, die uns Raum zur Expansion und eine hervorragende Anbindung an unsere Partner am CC4E bietet“, sagt Prof. Andreas Reuter, Institutsleiter des Fraunhofer IWES.
Das Fraunhofer IWES ist Betreiber des Prüfstandes und nutzt die Infrastruktur gemeinsam mit dem CC4E für anwendungsorientierte Forschung. Die Anlage bietet auf rund 1.400 Quadratmetern Nutzfläche Platz für 15 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und eine 450 Quadratmeter große Prüfhalle. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat hierzu 12 Mio. Euro Projektfördermittel für Aufbau und Betrieb bereitgestellt. Die zusätzlich erforderlichen Mittel für eine Gebäudeinfrastruktur von rund 8,3 Mio. Euro hat die Freie und Hansestadt Hamburg investiert.
Der Ausbau des Standortes auf dem Energie-Campus in Bergedorf ist wichtiger Bestandteil der Fraunhofer-Strategie des Senats. Die Nähe zu den Unternehmen der Windenergie in Hamburg und Norddeutschland sorgt für kurze Wege und fördert die Forschungskooperationen.
„Mit der Ansiedlung des Fraunhofer IWES wird der Energie-Campus als führender Standort für Windenergie-Forschung in Hamburg sehr gestärkt. Gemeinsam werden wir an neuen Lösungen für die Energiewende in der Sektorkopplung arbeiten“, so Prof. Werner Beba vom CC4E.
Pressemitteilung der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung